Gnadenlose Effizienz: Rapids fehlender Baustein war die große Stärke von Dundee United.
Nun steht nur ein 2:2 aus dem Heimspiel zu Buche, muss für den Aufstieg ins Playoff der Qualifikation zur UEFA Conference League in einer Woche in Schottland ein Sieg her.
Eine Situation, vor welcher die Hütteldorfer schon lange nicht mehr standen: In den letzten fünf K.o.-Duellen im Europacup wurde stets zuerst auswärts gespielt. Letztmals nach einem Remis im Heimspiel der Aufstieg in der Fremde noch fixiert wurde 2023 in Debrecen.
Mit besserer Effizienz wären zwei Gegentore nicht so schmerzhaft
Keine unbewältigbare, zumindest aber eine unangenehme Ausgangslage. Die sich leicht hätte vermeiden lassen. Zweimal legte Rapid vor, zweimal kamen die Schotten sehr leicht zum Ausgleich.
Während sich Max Watters beim 1:1 im Strafraum davonstehlen konnte, wurde die bislang meist sattelfeste Defensive beim zweiten Gegentor mit drei guten Bällen auseinandergenommen.
"Wir verlieren das Luftduell, sind einen Schritt zu spät beim zweiten Ball, kommen nicht in die Verteidigung. Es ist keiner falsch gestanden", sagte Peter Stöger über das zweite Gegentor.
Beim ersten Gegentreffer sei klar, dass "er (Assistgeber Zachary Sapsford, Anm.) auf der Seite nicht so durch darf. Aber wir werden nicht mehr viele andere Situationen finden, in denen wir uns defensiv schlecht verhalten haben", wollte der Rapid-Trainer trotz der zwei "Partykiller" daraus keinen handfesten Kritikpunkt machen.
Der sei schon in der eigenen Chancenverwertung zu suchen: "Der Gegner hat aus seinen Möglichkeiten alles herausgeholt, wir aus unseren weniger als 50 Prozent."
"Ein klein wenig wie Amateure"
Seine Spieler waren da teilweise kritischer.
"Das Tor kam aus dem Nichts - ich würde sagen, wir haben uns da ein klein wenig wie Amateure verhalten. Daran müssen wir arbeiten, denn in Zukunft können wir uns nicht erlauben, solche Gegentreffer zu bekommen, denn es kostet uns sehr viel", sagte etwa Bendegúz Bolla über das 2:2.
"Es ist ein Ergebnissport und das tut uns heute weh. Ich versuche dennoch, es immer so gut es geht zu trennen: Was haben wir uns vorgenommen und was wurde umgesetzt?"
Er war eines der Puzzlestücke bei den beiden Toren, die Rapid auf der Haben-Seite verbuchen konnte. Der Ungar produzierte sowohl den Assist zum Treffer von Petter Nosa Dahl, als auch die Flanke, die Matthias Seidl in weiterer Folge per Abstauber zum zwischenzeitlichen 2:1 verarbeiten konnte.
So sehr er sich darüber freute, diesen Aspekt seines Spiels unter Stöger verstärkt einbringen zu können ("sie erwarten diese Kreativität im letzten Drittel und Torgefahr von mir"), so sehr ärgerte auch er sich über die Chancenverwertung: "Ich kann nichts schlechtes über das Spiel sagen, wir haben den Ball gehabt und Chancen kreiert - aber wir müssen auch mehr treffen, denn selbst die zwei Tore waren heute nicht genug."
Selbst der Goalgetter sucht seine Effizienz
Auch Dahl konnte sich trotz seines dritten 1:0-Treffers en suite nur bedingt freuen. Vor seiner Auswechslung, auf die unmittelbar das 2:2 folgte, vergab der Norweger noch eine dicke Möglichkeit. Allein dadurch hätte das Finish deutlich anders verlaufen können.
"Das ist im Fußball eben so - du musst für deine Chancen arbeiten", war der neue Flügelmann nicht beunruhigt ob des hohen Aufwands, den Rapid derzeit in der Offensive gehen muss.
"Es ist nur die Effizienz im letzten Drittel, die noch fehlt", so der Neuzugang. Noch nicht im Wissen, dass genau das ein Problem ist, welches den Klub schon in den letzten zwei Jahren über lange Zeit begleitete.
Entwicklungstempo macht Mut
Aber Vergangenheit ist Vergangenheit, es zählen nur Gegenwart und Zukunft. Und in der wird sich Peter Stöger auch vom ersten Pflichtspiel, das nicht in einem Sieg endete, in keinster Weise verunsichern lassen.
"Wenn man vergleicht, wie wir vor zehn Tagen aufgetreten sind, wie da zusammengespielt wurde... Aber es ist ein Ergebnissport und das tut uns heute weh. Ich versuche dennoch, es immer so gut es geht zu trennen: Was haben wir uns vorgenommen und was wurde umgesetzt? Da war einiges dabei", blieb das Fazit ein akzeptables.
Aber international "gibt es nur drinbleiben oder rausgehen", es ist der falsche Zeitpunkt, nur auf gute Entwicklungen zu setzen - wenn das Ergebnis im Rückspiel wieder nicht passen sollte.
Sieben Tage sind es, in denen die Effizienz ausgebaut werden muss. Am Sonntag ist allerdings eine Bundesliga-Aufgabe am Plan, die es in sich hat und Beschäftigung mit der Rückpartie in Dundee erst ab Montag ermöglichen wird: Auswärts bei Sturm Graz. Das wird ohnehin eine Feuerprobe ganz anderer Art.