SK Rapid Wien SK Rapid Wien SCR
FK Neftchi Baku FK Neftchi Baku NBA
Endstand
2:0
0:0, 1:0, 1:0
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Feldhofer ging "All-In" mit Demir und Druijf

Feldhofer wollte beide nicht ins kalte Wasser werfen. Warum er es doch getan hat:

Feldhofer ging Foto: © GEPA

Schon in der Frühphase der neuen Saison macht sich der große Kader für den SK Rapid bezahlt.

33 Spieler umfasst dieser offiziell, trotzdem war Ferdinand Feldhofers Auswahl beispielsweise im ÖFB-Cup gegen Treibach noch begrenzt. Manch einer schleppte Verletzungen aus der letzten Spielzeit mit sich, andere erlitten Blessuren in der Vorbereitung.

Zu diesen Spielern zählten auch Ferdy Druijf und Yusuf Demir. Der niederländische Stürmer war seit Anfang Mai mit einer starken Knochenprellung im Knie außer Gefecht und stand im Conference-League-Rückspiel gegen Neftchi Baku zum ersten Mal wieder im Kader.

Gleiches gilt für Yusuf Demir, der nach seiner Rückkehr von der U19-EM erst verspätet ins Training einstieg, dann allerdings mit Adduktorenproblemen zu kämpfen hatte und behutsam wieder herangeführt werden sollte.

Der neue Yusuf Demir

Da es im harten und kräftezehrenden Kampf gegen das Quali-Aus lange 0:0 stand, warf Feldhofer diesen Plan relativ früh über Bord und wechselte das SCR-Juwel in der 57. Spielminute für Ante Bajic ein.

Der 19-Jährige, der über den gesamten Sommer hinweg mit verschiedensten Klubs in Verbindung gebracht wurde, wirkte grundverändert, verbrachte zuletzt offenbar viel Zeit in der Kraftkammer. Von seiner früher eher zierlichen Statur ist nicht mehr viel zu sehen, stattdessen legte Demir Muskelmasse an, um auch international bestehen zu können.

Und im Gegensatz zum Ende der letzten Saison, als der ÖFB-Teamspieler bei seinen ohnehin wenigen Einsätzen teilweise sogar lustlos wirkte, rackerte er gegen Baku unermüdlich, suchte immer wieder das Eins-gegen-Eins und brachte viel benötigten frischen Wind und Kreativität ins Spiel der Hütteldorfer.

"Mit 'Yussi' wollte ich mehr spielerische Linie reinbekommen", erläutert Feldhofer seine Gründe, den Youngster ins Spiel zu bringen. "Zuerst im Zentrum, dann am Flügel und das hat sehr gut ausgesehen."

"All-In ging wunderbar auf"

Nach dem erlösenden 1:0 von Marco Grüll sah es mit Fortdauer der zweiten Spielhälfte immer mehr nach einer Verlängerung aus.

Diese wollte Feldhofer mit der Einwechslung von Druijf umgehen. Gelungen ist es dem Steirer aber nicht, Baku rettete sich mit Ach und Krach in weitere 30 Spielminuten - was dem Steirer gar nicht schmeckte.

Denn er ging mit den Einwechslungen der beiden Protagonisten "ein Risiko ein. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, hätte ich sie bei Rapid II oder in einem Freundschaftsspiel zuerst Spielpraxis sammeln", erklärt der 42-Jährige.

Dieses Prinzip ist bei den Grün-Weißen Usus, in der Vergangenheit absolvierten Christopher Dibon, Philipp Schobesberger oder Neuzugang Roman Kerschbaum ebenfalls ihre ersten Spielminuten nach einer Verletzung im Dress der Mannschaft aus der Admiral 2. Liga.

"Das war aber nicht möglich, deshalb sind wir heute All-In gegangen und das ist wunderbar aufgegangen", war der Vorauer doch "sehr glücklich, diese Spieler nachbringen zu können."

Feldhofer hätte Druijf wieder runtergenommen

Aber warum war es überhaupt ein Risiko?

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Bei Druijf ging es vor allem um die Spielzeit. Denn der ursprüngliche Plan sah vor, dass der 24-Jährige nicht mehr als zehn bis 15 Minuten absolviert. "Wir wollten das Spiel früher entscheiden, das ist uns aber nicht geglückt", sagt Feldhofer. Daher habe er Druijf "vor der Verlängerung gesagt: 'Wenn du nicht mehr kannst, hol ich dich wieder runter.'"

Dem Angreifer war die fehlende Matchpraxis jedoch kein Stück anzumerken, ganz im Gegenteil: Mit seinem Treffer in der 113. Spielminute schoss er Rapid ins Playoff und somit einen weiteren Schritt näher in Richtung Gruppenphase. "Er wollte unbedingt, das zeigt auch seinen Charakter und seine Einstellung - deswegen haben wir ihn ja geholt", strahlt Feldhofer.

Dafür verharrte Bernhard Zimmermann über 120 Minuten auf der Bank. "Für Ferdy hat ganz klar die Durchschlagskraft gesprochen", begründet Feldhofer seine Entscheidung, den Niederländer statt dem Eigengewächs zu bringen. "Er kann Bälle festmachen und verlängern. Wenn man tiefstehende Gegner bespielt, hat er Waffen, die uns helfen."

"Wäre es ein hochstehender Gegner gewesen, wo wir viel Tiefe gesucht hätten, wäre 'Berni' (Anm: Zimmermann) die bessere Wahl gewesen", erklärt der Coach und freut sich, verschiedene Spielertypen für verschiedene Situationen zu haben.

Demir war "schon am Limit der Belastung"

Demir wiederum "hatte noch nicht viele Mannschaftstrainings mit uns. Man weiß, ein Match ist ganz anders", beschreibt Feldhofer das Risiko beim Talent. "Wir haben ihn sehr früh gebracht, das war schon am Limit der Belastung", so Feldhofer.

Kurz war auch Bangen angesagt, als der 19-Jährige in der Verlängerung am Rasen saß und sich den Knöchel hielt - Augenblicke später stand der Youngster aber wieder und hatte sichtlich keine Probleme.

Auch bei der Einwechslung von Roman Kerschbaum sei etwas riskant gewesen, der ehemalige Admiraner erledigte jedoch ebenfalls einen tollen Job, wie Feldhofer bestätigt. "Die Jungs haben es wirklich toll gemacht und mich freut es, wenn ich auf diese Spieler zurückgreifen kann."

Das wird auch vonnöten sein, wenn Rapid das Ziel ECL-Gruppenphase erreicht. Denn wenn alles nach Plan läuft, absolviert der Rekordmeister bis zur Winterpause unglaubliche 31 Bewerbsspiele - und aktuell sind erst acht überstanden.


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