"Es gibt viele Parallelen zwischen Brügge und uns", ist das Erste, was Thomas Letsch einfällt, wenn er auf den anstehenden Champions-League-Quali-Gegner des FC Salzburg angesprochen wird.
Seine "Bullen" bekommen es am Mittwoch (ab 19 Uhr im LIVE-Ticker>>>) mit dem Club Brügge als zweite Hürde auf dem Nicht-Meister-Weg in die "Königsklasse" zu tun. Wie die Salzburger sind die Brügger letzte Saison nur Vize geworden, wie die Salzburger setzen sie vor allem auf junge, hochtalentierte Spieler mit Wiederverkaufswert.
Und das sind nicht die einzigen Parallelen. LAOLA1 hat sieben Punkte, in denen sich die Salzburger und die Brügger überschneiden, herausgearbeitet:
Tourismus-Magnete

Beginnen wir bei den beiden Städten an sich.
Salzburg und Brügge sind mit 157.659 bzw. 119.898 Einwohnern ähnlich bevölkerungsreich, beide gelten als absolute Tourismus-Magnete.
Während Salzburg im Vorjahr immerhin rund 1,8 Millionen Besucher verzeichnete, kam Brügge sogar auf rund 58 Touristen pro Einwohner. Über 7 Millionen Menschen besuchten 2024 die mittelalterliche Stadt in Westflandern und ihre idyllischen Grachten.
Champions-League-Dauergäste

Nun kommen wir aber zum Sportlichen.
Es mutet noch immer etwas ungewohnt an, aber Salzburg ist nach elf gescheiterten Champions-League-Quali-Anläufen mittlerweile zum "Königsklassen"-Dauergast aufgestiegen.
Sechs Mal in Folge waren die "Bullen" zuletzt in der Champions League vertreten. Ganz so konstant waren die Brügger nicht, immerhin kommen sie aber auf sieben Teilnahmen aus den letzten neun Jahren.
Besser als ein Achtelfinalist war aber noch keine der beiden Mannschaft. Salzburg erreichte die Runde der letzten 16 einmal 2021/22 unter Matthias Jaissle, Brügge zwei Mal in den Spielzeiten 2022/23 und 2024/25.
(Zuletzt nicht immer) die dominante Kraft im Land

Am heutigen Mittwoch-Abend werden die erfolgreichsten Klubs Österreichs und Belgiens der jüngeren Vergangenheit, aber nicht die Meister der jeweiligen Nationen aufeinandertreffen.
Salzburg hatte von 2014 bis 2023 ein Dauerabo auf die österreichische Meisterschaft gepachtet; acht Mal wurde man in diesem Zeitraum Doublesieger. Insgesamt wanderten bisher 17 Meistertitel in die Mozartstadt.
Brügge ist 19-facher belgischer Meister, wobei 13 dieser Titel zwischen 1920 und 2005 eingefahren wurden. Die restlichen sechs folgten seit 2016. Das letzte Mal so dominant in Belgien war "Blauw-Zwart" in den 70ern, als unter Ernst Happel drei Meistertitel in Folge errungen werden konnten.
Beide Klubs dürfen sich momentan aber nur Vizemeister ihres Landes nennen. Salzburg musste in der Vorsaison dem SK Sturm zum zweiten Mal in Folge den Vortritt lassen, Brügge landete auf Rang zwei hinter Union Saint-Gilloise.
Schwerverdiener am Transfermarkt
Der Grund für die langjährige Dominanz der jeweiligen Klubs liegt freilich an der guten Arbeit, die im Hintergrund geleistet wird.
Pauschal lässt sich sagen, dass das Salzburger und Brügger Erfolgssystem dem selben Schema folgt: Junge, talentierte Spieler verpflichten, ihnen eine Bühne bieten und sie um ein Vielfaches verkaufen.

Zusätzlich zu den sportlichen Errungenschaften kommen beide Vereine nämlich auf ein dickes Transferplus. In den letzten zehn Transferperioden (inklusive der aktuellen) liegt dieses bei Brügge laut "transfermarkt.at" bei 138,42 Millionen Euro. Der teuerste Verkauf war 2022 Eigenbauspieler Charles De Ketelaere, der um 37,5 Millionen Euro zur AC Milan wechselte.
Salzburg übertrumpft die Brügger mit einem Transfer-Profit von 435,42 Millionen Euro im selben Zeitraum recht deutlich. Der am teuersten verkaufte "Bulle" ist nach wie vor Dominik Szoboszlai mit seinem 36 Millionen Euro (inklusive Bonuszahlungen) schweren Transfer zu RB Leipzig vor fünf Jahren.
In Brügge heißt der Vater des Transfererfolgs Vincent Mannaert, der bis Dezember des Vorjahres und insgesamt über 13 Jahre als sportlicher Verantwortlicher das Sagen hatte. Nach seinem Abgang zum belgischen Fußballverband wurde mit Devy Rigaux ein unerfahrener, hauseigener Funktionär an Mannaerts Stelle eingesetzt.
Auch hier gibt es Parallelen zu Salzburg. Als Christoph Freund im Sommer 2023 nach insgesamt 17 Jahren die Mozartstadt gen FC Bayern verließ, übernahm mit Bernhard Seonbuchner ein junger Interner das Ruder. Mittlerweile wurde der Deutsche jedoch in Form von Rouven Schröder durch eine externe Person ersetzt.
Die Top-5-Verkäufe der beiden Klubs:
Salzburg | Brügge | |
---|---|---|
1 | Dominik Szoboszlai (36 Mio. Euro/Leipzig/2021) | Charles De Ketelaere (37,5 Mio. Euro/AC Milan/2022) |
2 | Brenden Aaronson (32,84 Mio. Euro/Leeds/2022) | Igor Thiago (33 Mio. Euro/Brentford/2024) |
3 | Karim Adeyemi (30 Mio. Euro/Dortmund/2022) | Wesley Moraes (25 Mio. Euro/Aston Villa/2019) |
4 | Patson Daka (30 Mio. Euro/Leicester/2021) | Odilon Kossounou (23 Mio. Euro/Leverkusen/2021) |
5 | Naby Keita (29,75 Mio. Euro/Leipzig/2016) | Antonio Nusa (21 Mio. Euro/Leipzig/2024) |
Die Starspieler sind weg

Brügges neuster teuerster Verkauf steht schon fest, muss aber noch amtlich werden. Der junge Schweizer Ardon Jashari flog nämlich am Vorabend des Brügger Gastspiels in Salzburg nach Mailand, um um 39 Millionen Euro bei der AC Milan zu unterschreiben. Der hochgehandelte Mittelfeldspieler versuchte, diesen Wechsel mit allen Mitteln durchzubringen und trat schlussendlich sogar in Streik.
Deutlich sauberer lief in der Mozartstadt der Abgang von Oscar Gloukh ab. Der Israeli wollte ebenfalls den nächsten Schritt machen und tätigte diesen Richtung Ajax Amsterdam.
Sowohl Salzburg als auch Brügge fehlt im direkten Duell also das Kernelement im bisherigen Spielsystem. Es wird auch darauf ankommen, welches der beiden Teams den Abgang seines Starspielers besser verschmerzen kann.
Das gemeinsame Europa-League-Sechzehntelfinale

Die finale Gemeinsamkeit ist das einzige bisherige direkte Duell in der Zwischenrunde der Europa League Anfang 2019.
Marco Roses "Bullen" unterlagen damals im Hinspiel im Jan-Breydel-Stadion trotz eines Junuzovic-Traumtors mit 1:2. Allerdings nur, um die Brügger eine Woche später mit 4:0 aus der Red Bull Arena zu schießen.
Auf Salzburger Seite ist einzig Stefan Lainer damals wie heute dabei. Von den Brüggern reisten Innenverteidiger Brandon Mechele und Kapitän Hans Vanaken ein zweites Mal nach Salzburg.
Die Unterschiede

Bei dieser fast unheimlichen Menge an Parallelen gibt es freilich auch genügend Punkte, in denen sich die beiden Klubs gänzlich unterscheiden.
Der FC Brügge ist mit dem Gründungsjahr 1891 ein absoluter Traditionsverein, der von einer aktiven Ultra-Szene unterstützt wird. In diesen Punkten können die 2005 von Red Bull übernommenen Salzburger freilich nicht mithalten.
Auch in der Kaderzusammenstellung gab es bis vor kurzem Unterschiede. So bauten die Brügger zwar immer stark auf Talente und hatten insgesamt einen eher jungen Stamm, dieser wurde aber stets mit routinierten, meist belgischen Spielern ergänzt. Der bereits erwähnte Hans Vanaken etwa ist schon zehn Jahre beim Verein und schlug aus Liebe zu diesem selbst Premier-League-Angebote aus. Oder ein Simon Mignolet wechselte vor sechs Jahren von Liverpool nach Brügge und hütet nach wie vor das blau-schwarze Tor.
In Salzburg war so etwas, mit der Ausnahme Zlatko Junuzovic, lange unvorstellbar. Mit Alexander Schlager, Karim Onisiwo und nun auch Stefan Lainer bauen die "Bullen" aktuell aber auf gleich mehrere routinierte Österreicher, die die jungen Wilden führen sollen.