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Tottenhams "Son of a Gun"

Heung-min Son wird in seiner Heimat wie ein Rockstar verehrt. So tickt der Spurs-Star.

Tottenhams Foto: © getty

In Südkorea ist Heung-min Son seit vielen Jahren ein Superstar, er wird angehimmelt wie ein Rockstar.

Seit dem Champions-League-Viertelfinale von Tottenham gegen Manchester City wird der 26-Jährige aber auch bei den Spurs verehrt.

Mit insgesamt drei Toren in den beiden Duellen  gegen den englischen Meister ebnete der Offensivspieler den Weg für Tottenham ins Endspiel der Königsklasse.

Am Samstag (21:00 Uhr LIVE bei DAZN und im LAOLA1-Ticker) könnte Son eine seiner besten Saisonen mit dem Finalsieg gegen den FC Liverpool krönen.

Mit 16 Jahren nach Europa

Das Endspiel in Madrid stellt zweifelsohne den Höhepunkt seiner Vereins-Karriere da. Die Reise dorthin begann 2008: Son ging als 16-Jähriger nach Europa, ins Internat des HSV, obwohl er von diesem Verein nach eigener Auskunft "noch nie was gehört hat".

Schon in jungen Jahren war sein großer Ehrgeiz erkennbar. „Son hatte immer gegen 10 oder 11 Uhr Nachhilfe in Deutsch, und die Jüngeren mussten zwischen 6 und 7 Uhr aufstehen, um in die Schule zu gehen. Statt auszuschlafen, ist er mit uns aufgestanden, hat Liegestütze gemacht, war laufen, hat alleine auf den Platz Extra-Schichten eingelegt. Viele haben sich gedacht: 'Es ist doch noch dunkel und wir haben heute doch sowieso noch zwei Mal Training, ruh dich mal aus.' Aber er ist früh schlafen gegangen und dann früh aufgestanden und hat alleine trainiert, wie ein Wahnsinniger“, erinnert sich Alexander Lukesch - ein ehemaliger Internat-Kollege - an die Anfangszeit des Asiaten im Interview mit „watson“ zurück.

Ronaldo das große Vorbild

Als Vorbild diente Ronaldo. „Er liebte ihn. Er arbeitete ähnlich intensiv wie er. Son wollte wie Ronaldo beidfüßig sein und trainierte bei seinen Einzel-Schichten immer an seinem Torabschluss. Bei uns im Internat gab es auch immer die Diskussion bei Champions-League-Spielen, wer denn der beste Spieler der Welt sei. Die einen sagten Messi, und er gehörte zu den Ronaldo-Fans. Ich weiß noch, wie er sich immer aufregte, wenn die Leute Messi feierten. Er zählte dann auf, was Ronaldo alles so kann“, gibt Lukesch eine weitere Anekdote Preis.

Neben seinem Eifer hat Son aber vor allem seinem Vater Son Woong-jung seinen Werdegang zu verdanken.

"Wenn jemand anderem der Ball runtergefallen ist, hat mein Vater nichts gesagt. Wenn er mir runtergefallen ist, mussten wir alle von vorne beginnen. Das war hart."

Son über die Trainings-Methoden seines Vaters

Der Ex-Profi, der mittlerweile eine Fußball-Akademie in der südkoreanischen Stadt Chuncheon betreibt, gilt als großer Förderer und schärfster Kritiker seines Sprösslings.

Schon als Teenager wurde dem jungen So(h)n von seinem Papa Disziplin eingeimpft, denn als Heung-min zehn Jahre alt war, wurde der Vater Trainer seiner Schulmannschaft. Und dessen unorthodoxen Methoden gingen zuletzt durch die Medien.

So ließ er etwa die Burschen den Ball jonglieren, 40 Minuten durfte er nicht hinunterfallen.

"Wenn jemand anderem der Ball runtergefallen ist, hat mein Vater nichts gesagt. Wenn er mir runtergefallen ist, mussten wir alle von vorne beginnen. Das war hart. Aber wenn ich darüber nachdenke, war es der richtige Weg“, meint der Tottenham-Star im Interview mit dem „Guardian“ zurückblickend.

Unschöner Abgang aus Leverkusen

Das Wort seines Vaters hat dem Junior in seiner Karriere aber auch schon Ärger eingebracht. "Aber ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin.“

Sein Abschied von Bayer Leverkusen, wo er im Sommer 2013 hinwechselte, gehört zu  jener Episode, in der sich der Kicker auf Anraten des Vaters unbeliebt machte.

Im August 2015, rund um das Champions-League-Play-off gegen Lazio Rom, drängte er auf die Freigabe.

Leverkusens damaliger Manager Reiner Calmund schimpfte: "Wer sich mit 23 Jahren so von seinem Papa leiten lässt und vor dem wichtigsten Spiel des Jahres um freie Tage bittet, hat den Schuss nicht gehört." Doch so landete Son in der Premier League, seinem Traumziel.

Hochzeit erst nach der Karriere

Und um dort bestehen zu können, ordnet er dem Fußball alles unter. Deswegen folgt Son dem Rat seines Vaters und schließt eine Partnerschaft während seiner aktiven Karriere aus.

"Wenn du heiratest, sind die Familie, die Frau und die Kinder die Nummer eins. Und dann kommt erst der Fußball. Ich will sicherstellen, dass der Fußball die Nummer eins ist, solange ich auf dem höchsten Level spielen kann."

Wenn man 33 oder 34 ist, sagt Son, "kannst du immer noch ein langes Leben mit deiner Familie haben".

Neben seinen starken Stats  (42 Tore und 23 Assists in 130 Premier-League-Spielen)  zeichnet den südkoreanischen Teamspieler auch seine humanitäre Ader aus.

Im April soll er 100.000 Pfund an die Opfer der schweren Waldbrände in Korea gespendet haben. „Wenn wir hier um drei Uhr nachmittags spielen, ist es in Korea Mitternacht. Und wenn wir um acht Uhr abends in der Champions League spielen, dann ist es dort fünf Uhr morgens, und trotzdem schauen sie die Spiele im Fernsehen. Ich muss ihnen das zurückzahlen“, berichtet er.

Wehrdienst erspart

Ausgezahlt hat sich für den bodenständiger jungen Mann der Triumph bei den Asienspielen 2018, da ihm dadurch der Wehrdienst erspart bleibt.

Hätte Südkorea nicht die Goldmedaille gewonnen, hätte Son formell nach seinem 27. Geburtstag am 8. Juli dieses Jahres seinen Dienst antreten müssen.

Dieser dauert in seiner Heimat je nach nach Waffengattung 21 bis 24 Monate.

Doch so kann er sich weiterhin voll auf seine Karriere konzentrieren.

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