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Doppelpacker Noah Okafor: Endlich Matchwinner!

Salzburgs Rekordstransfer wurde beinahe schon abgeschrieben, nun ist alles anders:

Doppelpacker Noah Okafor: Endlich Matchwinner! Foto: © GEPA

Viele Fehlkäufe sind Christoph Freund in seinen mittlerweile mehr als sechs Jahren als Sportdirektor des FC Salzburg noch nicht passiert.

Umso enttäuschender war es für den Chefstrategen hinter dem Mozartstädter Erfolg, der mittwochs fälschlicherweise als vor dem Absprung aus Salzburg stehend vermeldet wurde, wohl, dass ausgerechnet Rekordtransfer Noah Okafor lange Zeit einfach nicht so recht zu zünden wusste.

Der Schweizer Sprinter wechselte im Winter 2020 um über elf Millionen Euro vom FC Basel nach Salzburg, zeigte immer wieder gut Ansätze, doch konnte nie so richtig durchstarten - bis jetzt!

Der Stern des 21-Jährigen ging beim 3:1 gegen den VfL Wolfsburg in der Champions League (Spielbericht>>>) endlich so richtig auf, mit einem Doppelpack avancierte er zum Matchwinner und wurde von der UEFA als "Man of the Match" ausgezeichnet.

"Mir fehlen die Worte, ich sehr glücklich über meine ersten Champions-League-Tore, aber noch glücklicher bin ich über die drei Punkte. Jetzt stehen wir auf dem ersten Platz. Ich bin sehr stolz auf die gesamte Mannschaft, den gesamten Trainerstab. Einfach hervorragend", zeigt sich Okafor im UEFA-Interview nach dem Spiel emotional.

"Habe mir selbst Druck auferlegt"

Sein Doppelpack für die Salzburger bedeutet dem 21-Jährigen auch deshalb so viel, weil die letzten eineinhalb Jahre oftmals nicht einfach für ihn waren. Während bei seinem kongenialen Sturmpartner Karim Adeyemi die Entwicklung beinahe linear nach oben ging, machte Okafor immer wieder einen hart erkämpften Schritt nach vorne, nur um wieder zwei Schritte zurückzustolpern.

Nach einem ordentlichen ersten Halbjahr in Salzburg riss bei Okafor mit Saisonstart 2020/21 völlig der Faden. Im flachen 4-4-2 von Jesse Marsch war für den schnellen Rechtsfuß kein Platz im Sturm, auf den Halbpositionen auf den Flügeln wirkte er oftmals verloren.

Dazu kam, dass der Schweizer immer wieder mit seiner Fitness zu kämpfen hatte, mehrere Muskelfaserrisse sowie eine Corona-Infektion Anfang des Jahres setzten ihn unter anderem außer Gefecht.

"Ich bin mit einem gewissen Druck hier hergekommen, vielleicht habe ich mir den auch selbst auferlegt. Ich hatte nicht immer das Glück, war oft angeschlagen, hatte Muskel- und Adduktoren-Probleme", zieht Okafor ein ehrliches Fazit über seine ersten eineinhalb Jahre in Salzburg.

Jaissle "Schuld" am Durchbruch?

Was auch nicht unerwähnt bleiben darf: Der 21-Jährige wirkte nicht immer zu 100% auf den Fußball fokussiert - zumindest nicht auf den realen. Wer Okafor auf Twitter folgt, hatte oftmals das Gefühl, dass ihm seine Leistungen im Onlinemodus der Videospielreihe FIFA wichtiger waren als jene auf dem Platz.

Wie viele Menschen in seinem Alter momentan verbingt Okafor zudem viel Zeit auf der Streamingplattform Twitch, betreibt dort einen eigenen Kanal und pflegt - so wie übrigens auch Karim Adeyemi - eine enge Freundschaft mit einem der populärsten deutschen Streamer auf der Plattform, "EliasN97", welcher dem 3:1-Sieg der Salzburger gegen Wolfsburg beiwohnte und schließlich gemeinsam mit Okafor in einem Salzburger Nachtlokal feierte.

Der Trainerwechsel war sehr gut für mich. Den Austausch, sei es positiv oder negativ, braucht man als junger Spieler. Der Trainer pusht mich täglich, worüber ich sehr froh bin.

Noah Okafor über Coach Jaissle

Dennoch ist der Schweizer in den letzten Monaten merklich gereift, was an einer ganz anderen Personalie liegen könnte: Matthias Jaissle.

"Der Trainerwechsel war sehr gut für mich. Den Austausch, sei es positiv oder negativ, braucht man als junger Spieler", betont der im Kanton Basel-Landschaft geborene Schweizer mit nigerianischen Wurzeln. Jaissle sei jemand, der "mich täglich pusht, worüber ich sehr froh bin. Ich hatte es nicht immer einfach, aber die letzten Wochen waren sehr gut."

Und so sieht Jaissle die Kommunikation mit Okafor: "Ich habe versucht - so wie ich es mit allen anderen Spielern auch mache - in den direkten Austausch zu gehen. Das Feedback war immer sehr offen und transparent. Wenn er etwas gut gemacht hat, hat er das als Feedback bekommen. Aber wenn er etwas weniger gut gemacht hat, habe ich ihm das genau so gesagt."

Okafor "fleißig, bescheiden, wissbegierig"

Weniger gut war vor allem der Torabschluss des gelernten Flügelspielers zu Saisonbeginn. Okafor vergab teilweise auf haarsträubende Art und Weise Topchancen, weswegen er sich zu Saisonbeginn erneut hinten anstellen musste: Der erst 18-jährige Benjamin Sesko bekam zumeist den Vorzug in der Startelf.

Aktuell laboriert Sesko an einem Muskelfaserriss, Okafor hat dem etwas außer Form agierenden Top-Talent zuletzt aber ohnehin den Rang abgelaufen und hätte wohl wie gegen Lille den Vorzug gegenüber dem Slowenen bekommen.

"Der Weg (von Okafor, Anm.) war in den letzten Wochen richtig gut. Er belohnt sich für die harte Arbeit, ist sehr fleißig, sehr bescheiden und sehr wissbegierig. Das sind immer Grundtugenden, die für eine gute Entwicklung sprechen", lobt Jaissle seinen Matchwinner.

Diese Entwicklung wird wohl auch bei Christoph Freund gut ankommen. Der Salzburger Sportdirektor konnte die Leistung seines Rekordeinkaufs gegen Wolfsburg aufgrund eines Krankheitsfalles in seinem näheren Umfeld nur vom Fernseher bestaunen - und tat dies sehr wahrscheinlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

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