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Manes Rückkehr nach Salzburg als Weltstar

In Österreich gestartet, von Messi geehrt! Emotionales Wiedersehen für Mane:

Manes Rückkehr nach Salzburg als Weltstar Foto: © GEPA

Ein künftiger Weltfußballer, der seine Karriere in Österreich startet? "Gibt's nicht!", wäre noch vor wenigen Jahren der allgemeine Tenor gewesen.

Mittlerweile ist man aber schlauer, alleine im aktuellen Team des FC Red Bull Salzburg finden sich mit Erling Haaland und Dominik Szoboszlai zwei Teenager, die wohl früher oder später in ihrer Karriere für den Ballon d’Or in Frage kommen werden.

Und auch bei der aktuellen Verleihung war ein Kicker dabei, der zu Beginn seiner Weltkarriere die Schuhe in Österreich geschnürt hat: Sadio Mane.

Der Ex-Salzburger ist mittlerweile beim FC Liverpool aktiv und wird (Di., ab 18:55 Uhr im LIVE-Ticker und bei DAZN) im entscheidenden letzten Champions-League-Gruppenspiel erstmals seit über fünf Jahren wieder in einem Pflichtspiel in der Red Bull Arena auflaufen.

Olympia-Leistungen machten Rangnick aufmerksam

Für Mane wird die Rückkehr nach Salzburg zu einer emotionalen Geschichte. Bereits vor dem Hinspiel vor einigen Wochen meinte der Senegalese: „Die Zeit in Salzburg wird mir immer in besonderer Erinnerung bleiben. Ich habe in dieser Stadt viel fürs Leben gelernt.“

Im Alter von 20 Jahren heuerte Mane im späten Sommer 2012 beim österreichischen Serienmeister an. Vier Millionen Euro ließ sich die neu implementierte sportliche Führung rund um Ralf Rangnick die Dienste des Flügelstürmers damals kosten.

Ein Transfer, der für Verwunderung, aber auch Kopfschütteln sorgte. Vier Millionen Euro waren ein Haufen Geld für einen absoluten No-Name, der in 21 Spielen für den FC Metz auf gerade mal einen Treffer in der Ligue 2 kam. Was die wenigsten damals wussten: Mane zeigte mit tollen Leistungen bei den Olympischen Spielen 2012 in London auf und half dem Senegal dabei, bei der erstmaligen Olympia-Teilnahme ins Viertelfinale einzuziehen.

Unter anderem ärgerte Mane das Olympia-Team von Großbritannien mit einem Assist beim 1:1 in der Gruppenphase. „Ich weiß nicht, wie viele Fouls die Nummer 10 gemacht hat, aber in einem Premier-League-Spiel wäre er wahrscheinlich schon drei Mal vom Feld gestellt worden“, war Manes Name auch dem einstigen Manchester-United-Star Ryan Giggs damals noch kein Begriff.

Manes „Familie“ in Österreich

In Österreich konnte Mane nahtlos an seine Olympia-Leistungen anschließen, in seiner Premieren-Saison gelangen ihm in 29 Einsätzen 29 Torbeteiligungen. So selbstbewusst der explosive Angreifer sich auf dem Feld präsentierte, so wenig war er das abseits davon. Aufgrund seiner Schüchternheit und den Sprachproblemen hätte er sich zu Beginn nicht einmal getraut, etwas zu Essen zu bestellen, verriet Oliver Glasner – damals noch Assistenz-Coach von Roger Schmidt in Salzburg - erst kürzlich der „Süddeutschen Zeitung“.

Salzburg reagierte darauf, indem mit Mustapha Mesloub erstmals ein sogenannter Integrationsmanager vollzeitlich angestellt wurde. Der gebürtige Algerier arbeitet mit allen französisch-sprachigen Spielern der Salzburger bis heute eng zusammen und hilft ihnen sowohl bei Behördengängen als auch bei privaten Angelegenheiten.

Mit Mesloub hält Mane noch immer ein enges Verhältnis, erst im September reiste er nach Salzburg, „um meine 'österreichische Familie' Mesloub zu besuchen.“ Auch Naby Keita, der ebenfalls in Salzburg seine ersten großen Schritte im europäischen Fußball machte, am Dienstag aber wohl nicht in der Liverpool-Startelf stehen wird, hält noch immer ein gutes Verhältnis zu Mesloub. Er nennt ihn „Tonton“, also Onkel.

Glasner: „Sein Ziel war immer die Premier League“

Überhaupt ist für Mane Familie sehr wichtig. Der gläubige Moslem wuchs in der senegalesischen Provinz Sedhiou mit zehn anderen Menschen im Haus auf, von denen niemand wollte, dass er Fußballer wird. Also machte sich der heute 27-Jährige auf eigene Faust in die 800 Kilometer entfernte Hauptstadt Dakar auf, um sich der Generation-Foot-Akademie anzuschließen. 2011 schaffte er schließlich den Sprung zum FC Metz.

Seiner Mutter hat er von seinem Frankreich-Wechsel erst erzählt, als er schon vollzogen war. „Ich habe angerufen und gesagt: 'Ich bin in Frankreich'. Sie hat gesagt: 'In Frankreich? Das ist unmöglich.' Sie hat es einfach nicht geglaubt. Aber ich musste einfach meinem Traum folgen“, erklärte Mane einmal auf dem Liverpooler Youtube-Kanal.

Denn wenn sich Mane ein Ziel in den Kopf gesetzt hat, tut er auch alles dafür, um dieses zu erreichen. „Er war immer sehr klar im Kopf. Als wir ihm Deutschunterricht in Salzburg anboten, hat Sadio darauf gedrängt, lieber Englisch zu lernen. Weil sein Ziel die Premier League war“, beschreibt Glasner den Charakter des Senegalesen.

Pfiffe gegen Mane in Salzburg?

Das musste man im Sommer 2014 auch in Salzburg schmerzlich feststellen. Mane erstreikte sich zwischen den beiden Champions-League-Playoff-Spielen gegen Malmö einen Wechsel zu Southampton. Rund 15 Millionen Euro spülte der damals 22-Jährige damals ein, durch Weiterverkaufsbeteiligungen ist die Summe mittlerweile auf 23 Millionen Euro angewachsen.

„Es gibt keinen Anlass dafür, sich so zu verhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt in den letzten 40 Jahren so einen Fall gegeben hat“, tobte Ex-Sportdirektor Ralf Rangnick damals. Auch bei der Salzburger Anhängerschaft sorgte der fluchtartige Abgang für ordentlich Ärger.

Ob dieser bis heute nachhallt, wird sich am Dienstag herausstellen. Für Mane ist es bis auf ein Vorbereitungsturnier 2015 mit Southampton der erste Auftritt in der Red Bull Arena seit seinem Abgang. Zumindest der eine oder andere Fan wird ihn wohl mit Pfiffen zurückbegrüßen.

Mane für Messi Weltfußballer

Über kurz oder lang wäre ein Spieler von Manes Kaliber aber zwangsweise in einer Top-Liga gelandet. Spätestens mit dem Champions-League-Titel 2019 – sein erster Titel außerhalb Österreichs – ist Mane in der absoluten Welt-Elite angekommen, wie auch sein vierter Platz bei der Ballon-d’Or-Verleihung Anfang Dezember zeigt.

Dabei wurde er unter anderem von Preisträger Lionel Messi höchstpersönlich auf Platz eins gewählt. „Es ist eine Schande, Mane auf dem vierten Platz zu sehen“, ärgerte sich der Argentinier bei "Canal+" nach der Preisverleihung.

 

 

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