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Salzburgs Karim Adeyemi: Mit 34 km/h ins Glück

Salzburg bejubelt seine Super-Deutschen und "beste Champions-League-Leistung":

Salzburgs Karim Adeyemi: Mit 34 km/h ins Glück Foto: © GEPA

Der FC Salzburg kann am fünften Spieltag der UEFA Champions League auf Unterstützung aus Bayern im doppelten Sinne bauen.

Mit Mergim Berisha und Karim Adeyemi avancieren zwei Jung-Stürmer aus dem südlichsten Bundesland Deutschlands zu den Matchwinnern der Mozartstädter beim unheimlich wichtigen 3:1-Erfolg über Lokomotiv Moskau (Spielbericht>>>).

Dazu holt der FC Bayern München mit einer besseren C-Elf ein 1:1 bei Atletico Madrid (Spielbericht>>>) und ermöglicht den "Bullen" damit ein Endspiel um den Achtelfinal-Aufstieg daheim gegen die "Rojiblanco" am letzten Spieltag.

34 km/h? Adeyemi: "Bin noch schneller"

In diesem Spiel wird es auch wieder auf Salzburgs "Super-Deutsche" ankommen. Berisha und Adeyemi, die auch abseits des Feldes eine enge Freundschaft verbindet, avancierten in den letzten Wochen zu absoluten Schlüsselspielern bei den Mozartstädtern, nachdem beide noch vor wenigen Monaten eine eher untergeordnete Rolle spielten.

Vor allem Adeyemi erwischte einen kometenhaften Aufschwung, der von der Geschwindigkeit mit seinem Sololauf vor dem entscheidenden 3:1 mithalten kann. Mit 34 km/h legte der 18-Jährige den Weg von der Mittellinie nach einem Patzer von Moskaus Murilo hin zum gegnerischen Tor zurück und vollendete nach einem schönen Haken gegen den routinierten Vedran Corluka mit seinem schwächeren rechten Fuß.

"Was soll ich sagen? Ich war vorm Tor und musste einfach so schnell laufen, wie ich konnte. Und am Schluss ist es mir gelungen. Ich bin überglücklich. (...) Ich habe viel trainiert mit meinen Mitspielern mit dem rechten Fuß zu schießen und heute ist es mir gelungen. Und ich bin einfach überglücklich und kann es gar nicht richtig fassen", beschreibt Adeyemi bei "Sky". Ob es auch noch schneller geht, als die 34 km/h vor dem 3:1? "Ja, geht. Bis 38 habe ich mal gemessen."

Adeyemi war 35 Tage Corona-positiv

Ebenso eindrucksvoll war der Salto-Jubel des gebürtigen Münchners, der von Jesse Marsch wohl gar nicht gern gesehen wird - Stichwort unnötiges Verletzungsrisiko. Apropos Marsch, was sagt denn der Coach zur Entwicklung seines jungen Schützlings?

"Karim ist ein Top-Top-Talent in unserer Mannschaft. Er ist sehr jung und er kann eine große Entwicklung in den nächsten Monaten machen und ein super Spieler werden. Es war ein bisschen schwierig für ihn, weil er ein paar Verletzungen in den letzten sechs Monaten gehabt hat, er hat viel in der Youth League gespielt und war 35 Tage Corona-positiv. Seine Entwicklung ging auf und ab, aber im Moment hat er viel Selbstvertrauen. Er ist scharf auf dem Platz und sehr wichtig für uns", erklärt der US-Amerikaner auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Tatsächlich lief es für Adeyemi, der ankündigte, so schnell nicht mehr per Salto zu jubeln, in dieser Saison alles andere als rund. Nachdem er im Frühjahr bereits kräftig an der ersten Elf anklopfte, kam er in dieser Spielzeit nur schwer ins Rollen. Erst am vergangenen Wochenende konnte er seine ersten Scorerpunkte anschreiben. Beim 8:2 über den SKN St. Pölten traf er einmal selbst und bereitete vier weitere Tore vor.

Marsch überglücklich für Berisha

Konträr lässt sich die Entwicklung von Berisha beschreiben. Der 22-jährige Berchtesgadener blieb im Frühjahr nach seiner Rückkehr aus Altach zunächst außen vor und fand in der "Bullen"-Mannschaft nicht seinen richtigen Platz. Über den Sommer kämpfte er sich an die Startelf ran und ist spätestens seit der Verletzung von Patson Daka, der in Moskau nach etwas mehr als einem Monat sein Comeback feierte, eine absolute Stammkraft.

"Wahnsinn. Ich bin so glücklich für ihn. Er hatte Geduld im Frühling als wir noch mit Hee-chan und Patson gespielt haben. Wir haben zu ihm gesagt: Weiter, weiter! Er war nicht immer total glücklich und zufrieden, aber er hat gekämpft jeden Tag im Training und er hat sehr gut gespielt im Training. Und dann als die Chance kam, hat er alles geliefert. Er ist super wichtig für uns, besonders in der Zeit ohne Patson", freut sich Jesse Marsch wahnsinnig für seinen Angreifer.

Berisha gibt die lobenden Worte gleich zurück und streicht den herausragenden Matchplan des Salzburger Trainerteams hervor: "Ich denke, wir mussten unbedingt siegen und das ist uns gut gelungen. Wir haben uns viel vorgenommen vor dem Spiel. Wir haben auch das umgesetzt, was der Trainer verlangt hat. Es war ein sehr, sehr gutes Spiel. Kompliment an die Mannschaft!"

Berisha auf Haalands Spuren - im doppelten Sinne

Nun hält Berisha offiziell bei vier Treffern in der "Königsklasse". Zählt man das als Eigentor gewertete Tor zum 2:1 gegen Atletico hinzu, würde der 22-Jährige bereits bei fünf Treffern und damit nur bei einem weniger als ein gewisser Erling Haaland halten. Ausgerechnet für den Norweger wurde Berisha im letzten Winter von seiner Leihe zurückgeholt. Anstelle von Haaland nehmen nun Daka, Adeyemi und Sekou Koita die Rolle im Salzburger Sturm ein. Vor allem die Kombination Berisha-Koita funktionierte in den letzten Wochen extrem gut, beide konnten ihre Stärken im Zusammenspiel perfekt ausnützen.

"Wir sind zwei sehr intelligente Spieler und wissen, wie wir den anderen bedienen müssen und das ist uns natürlich gut gelungen. Beim 2:0 wusste ich sofort, dass er den direkt spielt und deswegen bin ich in die Tiefe gelaufen. Das war ein schönes Tor", findet auch Berisha.

(Text wird unter VIDEO fortgesetzt)

"Unsere beste Champions-League-Leistung"

Auf Jesse Marsch wartet im Sturm nun die Qual der Wahl: Daka, Berisha, Adeyemi und Koita werden allesamt einen Anspruch auf einen der beiden Stammplätze in der Spitze stellen. Um diese Luxus-Probleme muss sich der US-Amerikaner nach dem Spiel in Moskau noch nicht kümmern, viel mehr steht Analyse am Programm.

"Wir mussten sehr aggressiv mit Pressing und Ballgewinnen sein, aber wir mussten bei diesem Gegner auch bei Standardsituationen aufpassen. Wir haben das gut geschafft, ich glaube, das war eine unserer besten Leistungen in den zwei Jahren in der Champions League und ein sehr wichtiger Sieg für uns", bilanziert Marsch nach seinem zehnten Champions-League-Spiel an der Seitenlinie der "Bullen".

Was auffällt: In keiner der zehn Partien in der "Königsklasse" blieb Salzburg ohne Gegentreffer. In Moskau funktionierte die viel gescholtene Mozartstädter Hintermannschaft diesmal gut, einzig ein kopfloser Schubser von Andre Ramalho gegen Ze Luis führte zu einem Elfmeter-Gegentor.

Marsch: "Was kann ein Trainer mehr verlangen?"

"Wir haben immer gehofft, besser zu verteidigen. Heute glaube ich, dass der Matchplan und die Leistung von der ganzen Mannschaft richtig gut war. Der Elfer war eine richtige Entscheidung vom Schiri. Schade, dass wir nicht zu null gespielt haben. Aber am Ende haben wir gut verteidigt, vor allem bei Standardsituationen mit den großen Spielern von Lok. Ich bin sehr zufrieden mit der Truppe", stört Marsch dieser kleine Minuspunkt ohne Konsequenzen an diesem Abend nicht.

Der 47-Jährige holt statdessen zu einer Lobeshymne auf sein Team aus, das mit einem Durchschnittsalter der Startelf von 23,7 Jahren im Schnitt vier Jahre jünger als der Gegner aus Moskau war:

"Diese Truppe ist jung, wir müssen lernen. Ich bin sehr glücklich, Trainer dieser Truppe zu sein. Es war nicht immer einfach, wir haben oft zu viele Fehler gemacht, vor allem im Defensiv-Drittel. Aber die Jungs versuchen immer, sich zu verbessern, immer den nächsten Schritt zu machen und kämpfen auf dem Platz füreinander. Was kann ein Trainer mehr verlangen?"

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