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Titelkandidat LASK? "Wenn wir Millionen von RB kriegen..."

LASK-Coach Dietmar Kühbauer sah sein Team erneut auf Augenhöhe mit Liga-Krösus Salzburg, von einem Einstieg ins Titelrennen 2023/24 will er aber nichts wissen.

Titelkandidat LASK? Foto: © GEPA

Wer hätte dem LASK diese Entwicklung zugetraut?

Ziemlich genau vor einem Jahr gurkten die Athletiker in der Qualifikationsgruppe der Admiral Bundesliga herum, ehe Präsident Siegmund Gruber eine eigentlich undenkbare Idee ereilte: Die Installierung von Dietmar Kühbauer als neuen schwarz-weißen Coach.

Dass mit dem Erz-Rapidler ausgerechnet ein Trainer verpflichtet wurde, der mit den Athletikern in der Vergangenheit ein - gelinde gesagt - angespanntes Verhältnis pflegte, sorgte unter den Linzer Anhängern für großen Aufschrei, in den restlichen Fanlagern Österreichs mitunter für Häme.

Doch Kühbauer ließ sich davon nicht beirren. Er nahm den über die Jahre erfolglos gewordenen Linzer Kick-and-Rush-Spielstil aus dem Programm, gepflegter Offensivfußball stand nun an der Tagesordnung.

Mit Unterstützung von Sportdirektor Radovan Vujanovic, der in den vergangenen beiden Transferfenstern gleich mehrere Goldgriffe am Transfermarkt landete, baute Kühbauer eine LASK-Mannschaft auf, die bisher eine über weite Strecken starke Bundesliga-Saison ablieferte und dieselbige - sollte kein Fußball-Wunder mehr geschehen - auf Rang drei beenden wird. Die Tabelle>>>

"Können mit Sturm und Salzburg mithalten"

"Ich glaube, dass wir einen sehr ansehnlichen Fußball unter ihm spielen. Komplett konträr zu den letzten Jahren beim LASK. Wir zeigen Emotionen und Leidenschaft - das, was ihn auszeichnet. Ich glaube, dass wir mit Salzburg und Sturm durchaus mithalten können", schwärmt Peter Michorl von seinem Coach.

Tatsächlich hat der LASK in dieser Saison gegen die aktuell punktestärksten Teams aus Österreich äußerst gut mitgehalten. Gegen Sturm sind die Oberösterreicher in der Bundesliga bisher ungeschlagen (einzig im ÖFB-Cup-Halbfinale setzte es eine Pleite), gegen Salzburg agierten sie in allen vier Aufeinandertreffen über weite Strecken auf Augenhöhe, blieben aber mit etwas Pech ohne Sieg gegen den Liga-Krösus.

Auch am vergangenen Sonntag verlangten die Linzer den "Bullen" alles ab (Spielbericht>>>), hätten ihnen mit etwas Glück einen Zähler abtrotzen und die Meisterschaft damit deutlich spannender machen können, als sie sich nun gestaltet.

Letztlich mangelte es allerdings wie bei allen bisherigen Saisonduellen an Spielglück sowie der Chancenauswertung.

"Man hat gesehen, dass Salzburg definitiv nicht die bessere Mannschaft war. Nach dem 1:0 haben sie nur mehr auf Umschalter gewartet, wir haben das Spiel kontrolliert. Aber Tore sind wichtig, und die müssen wir einfach machen. Wir müssen schauen, dass wir vor der 'Hittn' ruhiger und entschlossener werden", so die Analyse von Kühbauer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

LASK präsentiert neue Trikots für 2023/24

Der Burgenländer könne seinen Kickern nichts vorwerfen, "weil sie haben ein wirklich gutes Spiel abgeliefert. Wir müssen es auf nächstes Jahr verschieben, sie zu biegen".

Ob diese Aussage als Kampfansage für das Titelrennen 2023/24 verstanden werden darf?

"Wenn wir Millionen von Red Bull kriegen, können wir vielleicht mittun"

"Wenn wir Millionen von Red Bull kriegen, können wir vielleicht mittun. Sie werden definitiv versuchen, dass sie wieder eine Mannschaft hinbringen, die nicht so lange zittern muss", geht Kühbauer von einer groß angelegten Shoppingtour der Mozartstädter im kommenden Sommer-Transferfenster aus.

Zwar wolle sich der LASK in der Sommerpause auch verstärken, "aber ich gehe mal schwer davon aus, dass Salzburg ein bisserl ins Taschl reinfährt, dass es wieder raschelt", so der 52-Jährige weiters.

Sieht man von Kühbauers Tiefstapelei ab, spricht momentan allerdings wenig dafür, dass Salzburg dem LASK in der kommenden Saison enteilen wird - im Gegenteil.

Die Mannschaft der Athletiker ist momentan eine gefestigte Einheit, die auch Ausfälle von Stammspielern locker wegstecken kann. Zwar wird mit Alexander Schlager eine Schlüsselfigur die Stahlstadt fix verlassen und der schwer umworbene Keito Nakamura mit großer Wahrscheinlichkeit, es dürften allerdings genug finanzielle Mittel vorhanden sein, um die dadurch entstehenden Löcher zu stopfen - wobei das Loch im Tor bereits mit Eigenbauspieler Tobias Lawal gestopft wurde.

Europacup-Gruppenphasen-Teilnahme quasi fix

Dem LASK winkt nicht nur durch einen möglichen Verkauf von Nakamura ein Geldregen, sondern auch dank einer mit Rang drei gleichbedeutenden Europacup-Fixteilnahme. Im schlechtesten Fall steigen die Oberösterreicher im Europa-League-Playoff ein und haben damit zumindest eine Teilnahme an der Europa Conference League sicher.

Mit etwas Glück landen die Oberösterreicher sogar direkt in der Gruppenphase der Europa League. Folgende Szenarien würden dies ermöglichen:

Szenario 1:

  • Der Champions-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für die Gruppenphase der Champions League 2023/24 
  • Der Europa-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für die Gruppenphase der Europa League 2023/24 
  • Der Europa-Conference-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für egal welche Runde der Qualfikation zur Champions League 2023/24 oder für die Gruppenphase der Europa League 2023/24 

Szenario 2:

  • Der Champions-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für die Gruppenphase der Europa League 2023/24 
  • Der Europa-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für die Gruppenphase der Europa League 2023/24 
  • Der Europa-Conference-League-Sieger 2022/23 qualifiziert sich über die Meisterschaft für Runde zwei oder drei der Qualifikation zur Europa Conference League 2023/24

In der Europa League würde der LASK voraussichtlich aus Topf 2 gezogen werden, in der Europa Conference League aus Topf 1.

Fan-Protest! Kühbauer: "Wenn wir 19 Minuten nicht Fußball spielen würden..."

Mit dem LASK wird in der kommenden Bundesliga-Saison auch deshalb zu rechnen sein, weil sich die nagelneue Raiffeisen Arena mittlerweile als absolute Linzer Heimfestung etabliert hat. Die Stahlstädter Kicker fühlen sich in ihrem hochmodernen neuen Zuhause mit Spiel zu Spiel wohler, zudem kommt normalerweise ein toller Support von der Stehplatztribüne.

Normalerweise deshalb, weil die Stehplatztribüne am vergangenen Sonntag für 19:08 Minuten still blieb, um mit einem "Warnstreik" gegen die Vereinsführung zu protestieren (Alle Infos>>>).

LASK-Fans: "Wer seine Seele verkauft...">>>

Wie gehen die Akteure zwischen den Fronten der immer mehr eskalierenden Fehde des harten Kerns der Linzer Anhänger mit der eigenen Vereinsführung um?

"Die 19 Minuten waren schnell um. Es ist so, jeder muss es akzeptieren, wie es ist. Jeder vertritt seine Seite, wir stehen dazwischen, wir stehen am Rasen und versuchen, drei Punkte zu holen", schildert Michorl die Spieler-Sicht.

Und was hielt Kühbauer von der Protestaktion? "Wenn wir aufgrund des Fanprotests 19 Minuten nicht Fußball spielen würden, wäre das gegen Salzburg nicht der beste Weg. Deswegen haben wir versucht, ab der ersten Minute da zu sein, und man hat gesehen, dass wir wirklich da waren."

Diese Gelegenheit nützt der Burgenländer, um klar zu machen, dass er sich in der kommenden Spielzeit durchaus den nächsten Entwicklungsschritt von seiner Mannschaft wünscht: "Ich kann den Jungs nichts vorwerfen, sie haben es wirklich gut gemacht, aber", Kühbauer schnipst mit den Fingern, "das muss nächstes Jahr kommen."

Vielleicht ist ein Linzer Einstieg ins Titelrennen 2023/24 tatsächlich ja auch ohne Red-Bull-Millionen möglich...

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