Nach über drei Jahren ist der SK Rapid Wien wieder Tabellenführer der ADMIRAL Bundesliga.
Zum letzten Mal war das in der zweiten Runde der Saison 2022/23 der Fall, als man als einziges Team ohne Punktverlust dastand. Durch den 1:0-Sieg beim TSV Hartberg führt Rapid nun immerhin ungeschlagen das Klassement an.
"Das (Anm. Rapid als Tabellenführer) ist wahrscheinlich schon ein Zeitl her, aber wir nehmen das gerne mit", wusste Matthias Seidl zwar nicht, wann der SCR letztmals Erster in der Liga war, der Kapitän unterstrich aber: "Wir haben in den letzten Wochen einiges richtig gemacht."
"Jeder Rapidler kann mit einem Lächeln ins Bett gehen"
Joker Ercan Kara stach einmal mehr im entscheidenden Moment zu, als er in der 83. Minute nach einer Ecke per Kopf den Sieg besorgte. Davor gaben die Hütteldorfer den Ton an, hatten in der ersten Hälfte aber durchaus Probleme, die erst mit Umstellungen im System und personell gelöst wurden.
"Wir hätten auch vorher schon das Tor machen können, aber wenn es ein Standardtor ist, ist es auch okay", meinte Seidl, der wie Goldtorschütze Kara und Assistgeber Andrija Radulovic erst eingewechselt wurde.
Der Sieg kam also von der Bank. Seine Rolle gefällt Kara aber nicht: "Ich wäre nicht Profi geworden, wenn ich gesagt hätte, ich fühle mich wohl auf der Bank. Aber wichtig ist, dass ich helfen kann - das habe ich heute getan. Jetzt in die Länderspielpause als Tabellenführer zu gehen, fühlt sich gut an. Heute kann jeder Rapidler mit einem Lächeln ins Bett gehen."
Großes Lob von Schmid
Weniger glücklich treten die Hartberger die Heimreise an. Nach dem 1:2 gegen Salzburg ging nun auch das zweite "Heimspiel" in der Südstadt verloren. Die beiden Spiele bewertet Chefcoach Manfred Schmid aber völlig unterschiedlich:
"Gegen Salzburg war es eine Topleistung, wo wir unbedingt hätten gewinnen müssen." Dagegen war es gegen die Wiener "um einiges schwieriger - aufgrund der Qualität von Rapid."
Auf Nachfrage, wie er denn den Salzburg-Kader mit jenem der Hütteldorfer vergleiche, antwortete Schmid eindeutig: "Ich bin der Überzeugung, dass Rapid den besseren Kader hat, die besseren Einzelspieler hat, die erfahrenen Einzelspieler."
Die Grün-Weißen seien "extrem schwer auszurechnen", denn sie verbinden alle Elemente in einem Spiel miteinander: "Kopfballstärke, unglaublich schnelle Spieler auf den Außen, Dribblings und Distanzschüsse." Schmid sprach von einem "richtig starken, großen Kader und einem sehr guten Trainer."
Stöger: "Steckt viel Arbeit dahinter"
Rapid-Cheftrainer Peter Stöger wird sein Kader etwas zu sehr in den Himmel gelobt. Man müsse es laut ihm schon richtig einordnen, "wenn es heißt, 'der mörderische Kader, den ich da um die Ohren geschmissen bekomme'."
Nach den Abgängen von vier wichtigen Spielern gab es beim SCR natürlich einige Verstärkungen, "die aber auch zum Teil noch sehr jung sind, oder Zweitliga-Torschützenkönig", so Stöger, der betont: "Es steckt aber viel Arbeit dahinter, wir müssen richtig viel investieren."
Nachdem der Rapid-Coach mit Schmids Aussage konfrontiert wurde, schmunzelte Stöger: "Ich sage ja nicht, dass wir nichts draufhaben. Aber es ist jetzt einmal eine kurze Phase."
Es sei ja nicht der Fall, "dass wir Woche für Woche eine dritte Mannschaft haben, die zum Training geht, weil wir es uns aussuchen können", nimmt der 59-Jährige das WAC-Spiel als Beispiel: "Da hatten wir auch zwei Amateur-Spieler mit. Es ist nicht so, dass wir einen 30-Mann-Kader haben."
Bewegung auf der Abgangsseite?
Ohnehin könnte sich bis Transferschluss noch etwas tun bei den Hütteldorfern. Zum möglichen Zugang von Tobias Gulliksen äußerte sich Stöger zwar nicht, dafür deutete er etwas anderes an:
"Vielleicht entscheidet sich jemand dazu, dass er woanders mehr Spielzeit bekommen möchte, weil er aktuell das Gefühl hat es wird schwierig bis zum Winter."
"Dann bist du im Normalfall weiter vorne"
Wie der Kader nach dem Deadline-Day auch aussehen wird, Rapid geht in jedem Fall als Tabellenführer in die nächste Runde. Und was ist generell noch möglich? "Weiter hinauf werden wir nicht mehr kommen", meinte Stöger schmunzelnd.
Konkret habe er aber das Ziel, über ein ganzes Jahr relativ stabil sein zu sein. "Dann bist bist du im Normalfall etwas weiter vorne als Vierter oder Fünfter – wie wir es in den letzten Jahren waren. Wenn nicht, wirst du dich wieder dort einordnen – auch wenn es jetzt richtig gut ausschaut."