Vor drei Monaten noch in den Abgrund blickend, hat sich die Perspektive des SCR Altach in der Bundesliga radikal gewandelt.
Noch immer schauen die Vorarlberger zwar nach unten, diesmal aber von Tabellenplatz eins aus auf die Konkurrenz.
"Momente, in denen es gut läuft, soll man mitnehmen. Wir haben lange genug auf die Kappe gekriegt. Es tut dem gesamten Verein gut", sagte Geschäftsführer Christoph Längle, der mit dem SCR auf der Suche nach neuen Einnahmequellen ist.
"Es ist nichts erreicht, aber..."
Dank der Siege über den WAC und die SV Ried sowie dem jüngsten 0:0 bei Rapid steht Altach ohne Gegentor und punktegleich mit Rapid und Salzburg überraschend an der Spitze. Logisch, dass man sich auch am Sonntag (17.00 Uhr im LIVE-Ticker) im Heimduell mit dem GAK etwas ausrechnet.
"Es ist nichts erreicht, aber der Hunger und Durst auf Erfolg ist da", betonte Längle, der vor drei Monaten noch um den Klassenerhalt zitterte. Erst das 0:0 beim LASK in der letzten Runde brachte die Entscheidung.
"Der Druck war noch nie so groß wie in Linz. Der Verein ist kerngesund, aber ein Abstieg hätte uns um Jahre zurückgeschmissen."
"Mutige Geschichte" Business-Club als Sinnbild
Gerade im Hinblick auf die großen Bemühungen in Sachen Infrastruktur, die der SCR in den vergangenen Jahren anstrengte, wäre es ein Tiefschlag gewesen. Stadion, Trainingsplätze und Business-Club können sich inzwischen sehen lassen. Letzterer feierte am 9. August beim Ried-Sieg standesgemäß seine Premiere und löste das VIP-Zelt ab.
"Wenn wir das Businessgebäude in der 2. Liga eröffnen hätten müssen, kann man sich vorstellen, was auf uns hereingeprasselt wäre", sagte Längle, seit 25 Jahren im Verein die Konstante schlechthin.
Der im Obergeschoß des ans Stadion angedockten Gebäudes angesiedelte, 1.700 Quadratmeter große Bereich für 1.000 Personen sei "schon eine mutige Geschichte", stehe so aber sinnbildlich für den Klub.
"Wenn der SCR nie mutig gewesen wäre, wäre das 7.000er-Dorf nie in der Bundesliga gelandet. Dieser Ansatz hat uns immer ausgezeichnet", bemerkte Längle.
Der 55-Jährige berichtete freilich von "geteilten Meinungen" und "Vorwürfen des Gigantismus. Es heißt immer wieder, dass wir nur in Infrastruktur investieren. Aber die Personalkosten wurden stetig erhöht. Deswegen habe ich den Vorwurf nie verstanden."
"Nie über Verhältnisse gelebt"
Ziel sei letztlich, in neuen Geschäftsfeldern mehr Geld für Spieler zu lukrieren. Und die Wachstumsmöglichkeiten im "Ländle" sind endenwollend, Kreativität ist gefragt. "Wir suchen neue Vermarktungsmöglichkeiten abseits des Spieltags und müssen schauen, wie das Gebäude an den 300 Tagen, in denen es leer steht, genützt werden kann", meinte Längle.
Deswegen beherbergt das neue Gebäude neben dem Business-Club nicht nur Kabinen, Geschäftsstelle, Medienbereich und Fanshop, sondern soll auf rund 300 Quadratmetern auch über einen Physio-Rehabereich verfügen, der jedem offensteht.
Längle ist optimistisch, dass auch die neuesten Investitionen Früchte tragen. "Wir haben in 20 Jahren erste und zweite Liga kein einziges Mal ein Lizenzproblem gehabt - und das im Vergleich etwa zu Klubs aus den Landeshauptstädten unter denkbar schlechteren Voraussetzungen. Wir haben nie über die Verhältnisse gelebt."
Klar sei freilich auch: "Irgendwann ist das Potenzial ausgeschöpft." Daher könne man sich selbst Trends wie dem Multi-Klub-Ownership "nicht völlig verschließen", wie Längle anmerkte. Aktuell stehe das nicht zur Diskussion.
"Eher im Gegenteil, wir sehen uns als Mitgliederverein. Es hat Avancen (von Investoren, Anm.) gegeben, es gibt aber ein klares Commitment, dass das null Thema ist."