Endstand
0:2
0:2 , 0:0
Nachbericht

Stögers Ton wird rauer: "Dann müssen wir die Reißleine ziehen"

Der Rapid-Trainer zweifelt die Einstellung manches Spielers an: Die fehlende Kampfbereitschaft lässt die Alarmglocken angehen. Es könnte Nachdenkpausen geben.

Stögers Ton wird rauer: "Dann müssen wir die Reißleine ziehen" Foto: © GEPA

Das Stimmungsbarometer in Hütteldorf fällt im Gleichschritt mit dem Thermometer der Außentemperaturen.

Vier Niederlagen in Serie im Spektrum von "unglücklich" wie in Salzburg bis zu "indiskutabel" wie in Posen und nun gegen den LASK: Langsam brennt's. Die Fallhöhe nach dem guten Saisonstart war hoch.

Taktische Defizite waren bei den Pleiten auch Thema, die einer Korrektur bedürfen. Besonders der fehlende Zugriff im Mittelfeld, der etwa den Linzern sehr viel Raum für die Konter ließ.

Daran wird das Trainerteam arbeiten müssen - Peter Stöger verwies dabei auf die noch laufende Entwicklung und die Tatsache, dass mit Mamadou Sangaré der beste Zweikämpfer im Spätsommer kurzfristig verloren ging. Ein Verlust, der sich doch nicht so einfach kompensieren lässt.

War der gute Start eine schlechte Basis?

Schwerwiegender ist aber der klare Rückschritt auf der kämpferischen Seite - speziell bei Rapid, wo das Schlagwort "Einsatz" traditionell großgeschrieben wird.

"Diese Tore, die wir bekommen haben - da würde ich gefühlsmäßig sagen, zwei-, dreimal sind diese Bälle noch zu verteidigen. Und das war nicht mit der Konsequenz, dass ich sagen kann, das wollten sie reparieren. Davon habe ich zu wenig gesehen und das taugt mir einfach nicht", war dem Rapid-Trainer die Unzufriedenheit ins Gesicht und in die Worte geschrieben.

Er vermutete als Mitgrund die (zu?) gute Stimmung der Anfangswochen: "Wir haben das schon anders gehabt. Vielleicht sind Dinge passiert, mit denen ein Selbstverständnis gekommen ist, mit dem jeder geglaubt hat, wir sind gut unterwegs und es geht mit Halbgas. Und das geht ganz einfach nicht."

Gemeinsam. Kämpfen. Dann darf man auch verlieren.

Dass es die Mannschaft anders kann, habe sie schon bewiesen. Speziell in der Europacup-Qualifikation. "Wir haben da viel mehr Kompaktheit und Bereitschaft. Und das ist ein bisschen weniger geworden. Aber dann reicht es halt nicht mehr", mahnte Stöger.

"Wenn das nur Lippenbekenntnisse sind, müssen wir die Reißleine ziehen. Dann müssen wir uns überlegen, wem oder was wir glauben können."

Peter Stöger

Es gehe nicht darum, Zauberfußball abzuliefern, wenn der Kampf stimmt. Dann darf auch bei Rapid verloren werden.

"Sondern, dass die Fans von der ersten bis zur letzten Minute das Gefühl haben, dass alles verteidigt wird und eine Reaktion kommt. Das ist, was ich auch sehen will. So weit kenne ich den Verein, dass sie angefeuert werden, wenn sie Spiele machen, nach denen jeder nach Hause geht und sagen kann: 'Okay, die haben alles unternommen'."

Und dass dieser Faktor fehlt, machte drei dieser vier Niederlagen zusätzlich bedenklich.

Der Kapitän weiß es

Von den Spielern wird das Problem erkannt und das Bekenntnis gegeben, hier wieder ein anderes Gesicht zeigen zu wollen.

"Es hat heute nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben, weil wir als Mannschaft zu wenig Energie auf den Platz gebracht haben", sagte Matthias Seidl.

"Man gewinnt Spiele, man verliert Spiele. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft eine Reaktion zeigen und das wollen wir machen. Dass wir hinten in der Restverteidigung gut stehen, wenn wir einen Ball haben, auch gleich die ersten Bälle klären können, damit der Gegner nicht immer anläuft, dass wir enger am Mann und im Gegenpressing gleich da sind", erkannte auch der Kapitän die Defizite.

Gibt es jetzt Versetzungen auf die Bank?

Worte sind das eine, Taten das andere. Und nach den jüngsten Auftritten zählen für den Trainer nur mehr letztere.

"Wenn es in die Richtung geht, dass es nett ist, das auszusprechen, weil es die Fans oder der Trainer hören möchten... wenn das nur Lippenbekenntnisse sind, müssen wir die Reißleine ziehen. Dann müssen wir uns überlegen, wem oder was wir glauben können", wurde der Ton rauer.

"Dann schicken wir die Jungs rein, von denen wir überzeugt sind, dass sie dem Erfolg alles unterordnen und auch bereit sind, Fehler, die sie machen, zu korrigieren. Aber vor allem auch bereit sind, bei Fehlern, die einfach passieren, ihre Unterstützung zu geben."

Wenn die Basics von jenen Spielern, "denen wir die Qualität zusprechen", nicht kommen - "dann werden halt die Jungs, die vielleicht noch nicht ganz so weit sind, die noch nicht so viel Erfahrung haben, auflaufen."

Eine neue Chance für die jüngeren Spieler könnte ins Haus stehen. Ein erstes Zeichen in diese Richtung war die Einwechslung von Furkan Demir und Dominik Weixelbraun zur Halbzeit. An deren Bemühen hatte Stöger explizit nichts auszusetzen.

Kommentare