Peter Stöger beerbt, Interimstrainer Stefan Kulovits ausgeklammert, Robert Klauß als Rapid-Cheftrainer.
Da drängt sich natürlich die Frage auf, welchen Fußball der 59-Jährige künftig bei den Grün-Weißen spielen lassen will, stehen doch beide für einen unterschiedlichen Spielansatz.
Keine Revolution – aber ein neuer Zugang
Tiefgreifende Veränderungen im Kader sind nicht zu erwarten, das heißt also: Stöger wird mit einem Großteil des vorhandenen Personals arbeiten.
Stöger: "Was Sturm & WAC schaffen, muss auch für Rapid möglich sein">>>
Während Klauß von der Red-Bull-Schule geprägt wurde, wird Stöger meist als Trainer wahrgenommen, der großen Wert auf die Defensive legt.
Raus aus der Schublade des Defensiv-Taktikers
Daher fragte LAOLA1 bei seiner Vorstellung nach, für welchen Fußball Rapid und Peter Stöger stehen soll? So viel kann man vorwegnehmen: Das Wort Schublade fiel im Anschluss einige Male. "Ich bedanke mich für die Frage, ich habe schon darauf gewartet", antwortete Stöger lächelnd.
In eine Schublade will sich Stöger, auch wenn das keineswegs die Absicht hinter der Frage war, nämlich keinesfalls stecken lassen. Es war ihm anzumerken, dass ihm das Etikett als "Defensiv-Apostel" nicht behagt.
Dass er mit Aufsteiger Köln damals keinen Angriffsfußball auf Teufel komm raus spielen ließ, ist ihm ja auch nicht vorzuwerfen. Schon gar nicht, wo seine Erfolge ohnedies für sich sprechen. Einen Nerv scheint die Frage bei ihm aber auf jeden Fall getroffen zu haben.
Der Stil muss zu den Spielern passen
Sein Grundzugang sei jener, "dass ich versuche, all das, was meine Jungs imstande sind abzuliefern, aus ihnen rauszuholen". Danach richte sich das, von dem er glaube, dass es umsetzbar ist.
"Wo ist die Qualität des Spielers und wie kann ich diese bestmöglich nutzen? Das wird in allen Bereich unser Zugang sein"
Stöger, oft als Pragmatiker beschrieben, betont selbst, dass er in vielen Dingen einen ebensolchen Zugang pflegt. Auch, was seine Spieler betrifft. Fußball werde oft als kompliziert beschrieben. Im Grunde gehe es aber darum: "Wo ist die Qualität des Spielers und wie kann ich diese bestmöglich nutzen? Das wird in allen Bereich unser Zugang sein", verspricht er.
Spieler sollen "ein Gefühl der Sicherheit haben"
Das betreffe sowohl "die Art der Spielanlage, wie wir es auch mit Blick auf den Gegner hinkriegen könnten oder wie die Anordnung von der Systematik ist".
Ihm sei wichtig, immer alles so auf die Beine zu stellen, dass "die Jungs ein Gefühl der Sicherheit haben, wenn sie rausgehen". Also kurzum: Dass sich die Spieler mit dem Fußball, den sie spielen, auch wohlfühlen. Und tatsächlich: Diesen Eindruck hatte man unter Robert Klauß speziell am Ende seiner Amtszeit nicht immer.
Neue Flexibilität als Mittel der Wahl
Er werde der Mannschaft kein System überstülpen, versprach Stöger. "Ich versuche sie zu fördern und auch zu fordern, aber ich bin jemand, der auch eine Einschätzung hat, was machbar ist und was ist nicht".
"Sie sollen im Idealfall auch die Qualität haben, dass sie in wichtigen, besonderen Spielen belastbar sind. Wenn man gewinnen muss. Das ist ein psychologischer Reiz, den man aushalten muss"
Flexibilität scheint dabei das neue Zauberwort zu sein. "Dass wir hier eine Mannschaft haben, die vorne dabei sein soll, ist auch klar. Deswegen können wir auch versuchen, das Spiel so aktiv wie möglich zu gestalten. Aber es wird auch Spiele geben, wo wir mit einer defensiveren Grundordnung reingehen. Wir werden aber auch Spiele haben, wo wir ein vollkommen offenes Visier haben", umreißt Stöger.
Nur nicht eindimensional werden
Damit gibt er auch schon einen Fingerzeig, was die Neuzugänge mitbringen müssen. Es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, "um auch ein anderes Gesicht zu zeigen. Das, was da ist, stimmt mich positiv". Es sei aber "noch lange nicht alles ausgereizt".
Es gebe eine klare Idee, "welche Spielertypen wir holen wollen, welche Qualität diese haben sollen. Sie sollen im Idealfall auch die Qualität haben, dass sie in wichtigen, besonderen Spielen belastbar sind. Wenn man gewinnen muss. Das ist ein psychologischer Reiz, den man aushalten muss", umreißt der 59-Jährige.
Seine und Markus Katzers Aufgabe bestehe daher darin, "dass man schaut, was verändert man noch, da wirklich punktuell Spieler zu holen, die der Mannschaft vom Start weg so etwas wie einen Mehrwert geben".
Eine Schublade, mit der Stöger leben könnte
Die spielerische Entwicklung soll unter Peter Stöger jedenfalls nach oben gehen, das Stichwort heißt Konstanz. Diese wolle er etablieren. Er sehe viele Möglichkeiten, konstanter und erfolgreicher Fußball zu spielen. "Ich sehe viel Potenzial", unterstreicht Stöger.
Es wird seine Aufgabe sein, dass seine Spieler dieses auch auf den Rasen bringen. Seinen jüngsten Vorgängern gelang dies nur in Teilen. Schafft er dies, wird er sich unwillkürlich wieder in einer Schublade wiederfinden: In jener der erfolgreichen Rapid-Trainer. Das dürfte ihn wohl weit weniger stören.