Endstand
2:0
1:0, 1:0
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Scheiblehner: "Brauche nicht nur Sieger, sondern Krieger"

Derbysieger! Der Coach spielte im Vorfeld bewusst die Nostalgie-Karte. Warum er mit der "Voest-Mentalität" aufräumen will und was Leberkäse damit zu tun hat.

Scheiblehner: Foto: © GEPA

Es war ein historischer Moment, der sich am Sonntag um exakt 16:22 Uhr im Hofmann Personal Stadion am Linzer Donauufer ereignete: Schiedsrichter Harald Lechner führte ein letztes Mal im Spiel seine Pfeife zum Mund und beendete das Derby zwischen Blau-Weiß Linz und dem LASK.

Endstand: 2:0 - der erste blau-weiße Derbysieg in der Beletage des heimischen Fußballs seit 1997 (Spielbericht>>>).

Es war speziell in der ersten Hälfte eine spielerische Leistung der Elf von Gerald Scheiblehner, die jene des LASK deutlich überstrahlte. Im zweiten Spielabschnitt überzeugte der "Stahlstadtklub" vor allem durch eine Willensleistung. Auch Thomas Sageder gab zu, dass die Blau-Weißen den Sieg mehr wollten.

Spielerisch, aber auch mental angekommen

 

Der FC Blau-Weiß Linz hatte einen schweren Start in die Saison, mittlerweile ist man aber voll in der Bundesliga angekommen. Das liegt nicht nur daran, dass sich der Aufsteiger spielerisch verbessert hat. Denn genauso erkämpfte sich die Scheiblehner-Truppe mit einer gehörigen Portion Mentalität ihr Standing in der Liga.

Ein Punkt, der dem Coach von Anfang an sehr am Herzen lag. Der Nachfolgeklub des SK Voest lässt mittlerweile zuverlässig sein ganzes Herz auf dem Platz.

"Ich habe der Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass die Voest nie eine Siegermentalität hatte. Die Voest ist immer aufgestiegen und abgestiegen", nimmt Scheiblehner Bezug auf die Vergangenheit.

"Ich möchte einfach, dass Blau-Weiß mit dem aufräumt. Wir brauchen eine Siegermentalität."

Scheiblehner über die "Voest-Menatlität".

Bei den Fans habe eine Meinung vorgeherrscht, dass "wir am Ende immer die Tore bekommen", erinnert er an Werksklub-Zeiten und fügt bestimmt an: "Ich möchte einfach, dass Blau-Weiß mit dem aufräumt. Wir brauchen eine Siegermentalität."

Dabei streut er auch seinem Vorgänger Rosen. "Das hat schon unter Ronny Brunnmayr begonnen, als wir Meister geworden sind, danach wurden wir Dritter und haben dann in einem Moment, wo keiner an uns geglaubt hat, den Aufstieg geschafft", so der blau-weiße Übungsleiter, der zusammenfasst: "Das heißt, die Siegermentalität ist jetzt integriert."

Nicht nur Sieger, sondern auch Krieger gefragt

Die Niederlage gegen Hartberg in der Vorwoche, als man ein 2:0 aus der Hand gab und am Ende mit 2:3 unterlag, sollte ein Ausrutscher bleiben. Gegen Ende der ersten Hälfte im Prestige-Duell mit dem LASK gab es eine mehrminütige Phase, in der die Sageder-Elf aufkam.

Ein Umstand, der Scheiblehner deutlich missfiel. In der Kabine wurde er daher deutlich, wie er verriet: "Ich habe gesagt: 'Ich brauche nicht nur Sieger, sondern auch Krieger'", schlägt er fast ungewohnte Töne an.

Natürlich müsse man dabei auch immer vorsichtig sein und "das Positive herausheben und die erste Halbzeit war sehr, sehr positiv. Aber nach 45 Minuten gewinnst du noch kein Spiel", betonte Scheiblehner.

Derbys haben eigene Gesetze, deswegen verweigerte er sogar einen Wechselwunsch eines seiner Spieler. Ein blau-weißer Akteur fühlte sich zur Pause angeschlagen.

"Ich habe gesagt, dass interessiert mich nicht. Er spielt weiter", so Scheiblehner. Der betreffende Spieler, dessen Namen der Coach nicht verriet, "spielt erst dann nicht mehr weiter, wenn er gar nicht mehr laufen kann. Er hat dann auch gespielt. Nicht ganz durch, aber er hat’s überlebt", meinte Scheiblehner mit einer Prise Humor.

In dieser Woche dürfen Strauß & Co. bestimmen, was trainiert wird.
Foto: © GEPA

Der 46-Jährige hatte dafür auch ein Lob parat: "Solche Spieler brauche ich. Mit diesen Spielern gewinnst du ein Derby. Das habe ich eingefordert und die Burschen haben das gut umgesetzt."

Denn es reiche eben nicht aus, "wenn man Blau-Weiß-Fan ist, um das Spiel zu gewinnen."

Leberkäse und Fußballtennis als "Derby-Zuckerl"

Vor der Partie machte Scheiblehner, wie Kapitän Fabio Strauss verriet, seinem Team ein Versprechen: Sollte das Derby gewonnen werde, darf der Mannschaftsrat das Trainingsprogramm für diese Woche vorgeben.

Scheiblehner klärt auf: "Versprochen wurde, dass ich jeden Tag Leberkäse zahle und die Mannschaft die Trainingsinhalte bestimmt."

Und weil man Versprechen nicht bricht, wird sich der Coach auch strikt an dieses ungeschriebene Gesetz halten, wie er versicherte: "Die Mannschaft muss mir bis eine Stunde vor Trainingsbeginn die Inhalte bekannt geben und wir werden sie dann im Trainerteam umsetzen."

Mit Top-Stimmung in die Länderspielpause

Scheiblehner ahnt aber schon, was kommen wird: "Ich gehe davon aus, dass es wenig Intensität und wenig Umfang ist und dass Fußballtennis eine große Rolle spielen wird", sorgte er für Schmunzler.

Zudem strich das Trainerteam der Mannschaft das bei Fußballern nicht zwingend beliebte Krafttraining sowie die Einheiten am Montag. Verdienter Lohn für eine starke Derby-Leistung. In Kalenderwoche 46 dürfte es im blau-weißen Training also lockerer als üblich zugehen.

Scheiblehner ging sogar noch weiter: "Wir trainieren Dienstag bis Freitag, aber auch da ist noch Verhandlungsspielraum, dass es vielleicht nur bis Donnerstag geht."

Die Stimmung während der Länderspielpause - wen wundert’s - passt bei den Blau-Weißen.

Bevor am 25. November das Duell mit Rapid steigt, werden die Zügel aber wieder straffer gezogen. Mit der richtigen Mentalität ist auch in Wien gegen angeschlagene Hütteldorfer etwas zu holen.


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