Spieltag eins in der ADMIRAL Bundesliga und die Spieler des FC Red Bull Salzburg ziehen schon wieder mit ratlosen Gesichtern vom Feld.
Ratlos darüber, wie ein Spiel trotz eines Expected-Goals-Werts von 2,72 zu 0,64 nicht gewonnen werden konnte - und warum es eines Last-Minute-Treffers bedurfte, um überhaupt einen Punkt beim Aufsteiger aus Ried mitzunehmen (Spielbericht>>>).
Dass man quasi mit zwei Punkten Rückstand auf einen am Freitag meisterlich aufgetretenen SK Sturm in die Saison startet, wiegt dabei weniger schwer, als der Umstand, dass die "Bullen" ihre Probleme der letzten beiden Saisonen weiterhin nicht im Griff haben dürften: Hinten lädt man den Gegner trotz weniger Chancen zum Toreschießen ein, vorne vergibt man einen Sitzer nach dem anderen.
Ried traf auf die Weise, wie es Letsch erwartete
"Wir hatten zig Torchancen, die wir machen hätten müssen. Das große Thema ist heute einerseits die Effizienz. Die andere Geschichte ist, dass wir ehrlicherweise sagen müssen, genau dort die Tore bekommen zu haben, wo wir wussten, dass Ried stark ist", schüttelt Thomas Letsch den Kopf.
Man habe analysiert, dass die "Wikinger" zu einem Abstoßtrick greifen würden, bei dem Innenverteidiger Nikki Havenaar in den Sturm rückt, um hohe Bälle für seine Mitspieler abzulegen. Genau nach so einer Situation ist der Rieder Ausgleichstreffer passiert. Auch um die Stärken der Innviertler bei Freistößen wussten die Salzburger, trotzdem ist aus einem solchen das 2:1 gefallen.
"Wir haben unnötige Standardsituationen zugelassen und so den Gegner stark gemacht. Das müssen wir abstellen", fordert Stefan Lainer.
"Haben ein sehr gutes Fußballspiel gezeigt"
Insgesamt sind die Salzburger am Samstagabend aber darum bemüht, die positiven Seiten der Partie hervorzuheben.
Zu denen gehört mit Sicherheit der Umstand, dass die "Bullen" die klar dominante Mannschaft waren und sich viele gute Möglichkeiten schön herausspielten. Auch die Mentalität, im Angesicht der Niederlage nicht die Nerven wegzuschmeißen, sondern sich immerhin noch den Punkt zu erkämpfen, war vorhanden.
"Wenn man rein das Spiel mit ein bisschen Abstand betrachtet, haben wir ein sehr gutes Fußballspiel gezeigt. Speziell im Ballbesitz, wir haben den Gegner oft reingedrückt", findet Letsch. Es spreche für seine Mannschaft, "zumindest noch das 2:2 zu machen. Die Mentalität ist da".
Es geht schon wieder um die Effizienz
Sportchef Rouven Schröder sieht das ähnlich: "Ich bin trotz des Resultats positiv gestimmt, weil wir viele Dinge gesehen haben, worauf wir aufbauen können." Das sei in der Vorsaison oftmals anders gewesen.
"Heute haben wir uns nicht schwer getan. Letzte Saison habe ich Spiele gesehen, da haben wir uns schwer getan, da hatten wir keine fußballerischen Lösungen, keine Kreativität und auch keine zweiten Bälle. Das habe ich heute alles gesehen. Was wir uns heute ankreiden müssen, ist, dass wir den Torwart mehrfach warm schießen", spielt Schröder auf die mangelnde Effizienz an.
Edmund Baidoo nach einem Sololauf, Dorgeles Nene vor dem leeren Tor und Petar Ratkov gleich zwei Mal aus aussichtsreicher Position - sie alle hätten die Salzburger zu einem klaren Sieg in Ried schießen können. Taten sie aber nicht, was erneut eine Stürmer-Diskussion hervorruft.
"Es ist kein 'Wünsch dir was'"
Neuer Stürmer? Das sagt Schröder
Brauchen die "Bullen" nicht noch einen richtigen Knipser, Herr Schröder? "Es ist kein 'Wünsch dir was: Jetzt kaufen wir mal kurz einen Torjäger'. Das fände ich auch gegenüber den vorhandenen Jungs nicht fair. Sie haben das Vertrauen verdient, das geben wir ihnen. Ich bin überzeugt, dass wir Leute haben, die Tore schießen können. Auch aus dem Mittelfeld, nicht nur die Vier vorne."
Der Deutsche baut dabei auch auf ein Comeback von Karim Konate, der nach einem Kreuzbandriss noch rekonvaleszent ist: "Ich sehe ihn jeden Tag, wie er sich vorbereitet, damit er irgendwann wieder eingreift."
"Irgendwann" ist hierbei allerdings das Schlüsselwort. Der Ivorer hat erst kürzlich wieder mit Trainingsläufen begonnen und kann noch keine schnellen Richtungswechsel vollziehen. Er wird wohl erst in ein paar Monaten wieder zur Verfügung stehen.
"...dann werden wir in dieser Saison viele Spiele gewinnen"

Bis dahin müssen die vorhandenen Salzburger Stürmer es endlich schaffen, konstant zu treffen. Wie man sie dorthin bringen kann?
"Indem wir an den Dingen arbeiten. Das ist in englischen Wochen zwar nicht ganz so einfach, aber wir probieren den Jungs, gewisse Situationen auf Videos aufzuzeigen. Gleichzeitig müssen wir ihnen das Selbstvertrauen geben, damit es besser wird. Unsere Jungs sind alle gut, sie haben sich Top-Chancen erarbeitet", so Letsch.
Dass seine Stürmer so viele Möglichkeiten in Ried vergaben, "ist mir lieber, als, dass wir zu gar keinen Chancen kommen. Wenn ich das Unentschieden heute mit dem unter der Woche gegen Brann Bergen vergleiche, war es ganz anders", zieht der 56-Jährige eine Vergleich zum spielerisch dürftigen Auftritt am Mittwoch.
"Eine gute Leistung, aber am Ende zu wenig Punkte", lautet Letschs Fazit. Er ist sich sicher: "Wenn wir so wie heute spielen, werden wir in dieser Saison viele Spiele gewinnen."