Rapid hat die erste echte Feuerprobe der Saison bestanden und fuhr einen Sieg gegen einen Gegner ein, der wohl höher einzuschätzen ist.
Das 2:1 bei Sturm (Spielbericht >>>) beendete nicht nur eine Unserie, sondern war gleichzeitig ein erster Schritt aus einer eklatanten Schwäche der Vorsaison: Jener in der Fremde. 2024/25 gelangen in der ADMIRAL Bundesliga nur zwei Siege auf fremdem Boden.
Umso wichtiger, braucht es einen solchen am Donnerstag doch im europäischen Geschäft.
Auch eine andere, schon über mehrere Spielzeiten beobachteter Schwachpunkt wurde diesmal nicht zum Leger: Ein Rückstand. Oft genug wäre das 0:1 durch ein Eigentor von Jean Marcelin zum Genickbruch geworden.
"Das ist nicht selbstverständlich, wenn man die letzten paar Jahre zurückgeht. Wir haben oft brav mitgespielt, gut dagegengehalten, aber am Ende immer den Kürzeren gezogen. Ich bin extrem froh, dass das diesmal nicht passiert ist", zeigte sich Niklas Hedl über diesen Fakt erleichtert.
"Vor allem hier in Graz, da sind schon sehr, sehr viele Mannschaften gescheitert" - unter anderem eben Rapid selbst in den letzten zehn Anläufen, aus denen bei sechs Niederlagen nur vier Remis heraussprangen.
"...musst du gegen Widerstände ankämpfen"
Peter Stöger nahm auch wohlwollend zur Kenntnis, dass sich seine Mannschaft nicht hängen ließ und das Spiel durch einen Doppelschlag drehte, an dem mit Claudy Mbuyi auch einer seiner Joker seinen Anteil hatte.
"Wir versuchen, ihnen mitzugeben: Wenn du von Größerem träumst, musst du gegen Widerstände ankämpfen. Eine schlechte Wiese, ein Gegner, der für dich unangenehm ist, oder ein Ergebnis, das sich gegen dich entwickelt. Du musst an das glauben, was du versuchst umzusetzen", will der neue Rapid-Trainer genau diese mentalen Aspekte einbringen.
Die Alternative: "Oder du lässt dich hängen, dann wirst du im Konzert der Großen nie dabei sein. Sturm hat vorgezeigt, dass sie immer etwas drauflegen konnten, das ist eine gruppendynamische Geschichte. Das müssen wir bei uns reinbringen."
Es sei ein Schlüsselaspekt, um sich irgendwann nach oben orientieren zu können: "Sonst wirst du wieder so Vierter, Fünfter, krebst irgendwo da herum. Für mehr braucht es halt mehr", betonte Stöger.
Gut für das Klima, mehr noch nicht
Wie nachhaltig dieses Feeling implementiert werden kann, wird zentral für die Ambitionen 2025/26. Ein guter Saisonstart ist wichtig für die Stimmung, darüber hinaus aber wenig wert. Das zeigte sich schon im Vorjahr, als Rapid nach der Hinrunde des Grunddurchgangs gar noch zu den Meisterkandidaten zählte.
"Für uns ist es gut, dass wir Ergebnisse haben. Es ist schön, es ist positiv für ein Trainerteam, das neu kommt, wenn besprochene Dinge umgesetzt werden. Das hat alles einen positiven Einfluss auf das Klima im Verein", sagte Stöger, der die ersten Spiele darüber hinausgehend nicht zu überschwänglich kommentieren wollte: "Runde zwei", antwortete er mit einem Schulterzucken auf die Frage, wo das Team stünde.
"Wir haben noch genug Sachen, die wir verbessern müssen, wenn wir ständig oben dabei sein wollen. Fehlerquoten, die wir in manchen Bereichen haben. Einfache, leichtsinnige Fehler, die musst du abstellen. Alles in allem sind wir zufrieden."
Bessere Performance unter Druck?
Und jetzt kommt eben der Donnerstag. Dundee United auswärts, mit Siegpflicht. Und sei es erst nach 120 Minuten oder gar im Elfmeterschießen. Aber mit einem vorzeitigen Europacup-Aus könnte ein großer Teil des positiven Klimas mit einem Schlag wegfallen.
Nach dem Hinspiel sind alle gewarnt. Aber vielleicht ist es keine schlechte Sache, voll gefordert zu sein. Wie es in der letzten halben Stunde in Graz der Fall war. Stöger und Co. befinden sich mit ihren doch noch neuen Schützlingen diesbezüglich in der Findungsphase, unter welchen Umständen die Performance leichter von der Hand geht.
Klar ist allen: "Es wird ein echter Fight."
Aber die Stimmung in der Mannschaft passt, um einen solchen anzunehmen.