Das Wort "Krise" will bei Red Bull Salzburg vorerst noch niemand in den Mund nehmen - es wäre auch zu früh dafür. Noch, jedenfalls.
Klar ist aber auch: Die "Bullen" zeigten bei der 0:2-Niederlage gegen Sturm Graz (Spielbericht>>>) im dritten Ligaspiel in Folge eine Leistung, welche dem Potenzial der Mannschaft nicht gerecht wird.
Es geht zu einfach
"Bei den Toren haben wir uns einfach dumm angestellt. Im Ballbesitz waren wir zu schlampig, haben Bälle hergeschenkt und es dadurch dem Gegner auch leicht gemacht", so ein enttäuschter Salzburg-Coach Thomas Letsch nach dem Spiel.
Sein Keeper Alexander Schlager pflichtete ihm bei: "Wir bekommen zu leicht Gegentore, was uns in den letzten Wochen ständig begleitet".
"Es sind Kleinigkeiten, die bei uns entscheidend sind. Wir wollten, aber letzten Endes hat es nicht gereicht"
Denn Spiele würden eben "in der Box entschieden und da sind wir derzeit besonders in der Defensive nicht gut genug".
Stefan Lainer sah sich und seine Teamkollegen gegen den Meister "zu naiv, und dann noch diese dumme Rote Karte. Es sind Kleinigkeiten, die bei uns entscheidend sind. Wir wollten, aber letzten Endes hat es nicht gereicht".
Neues Spiel, kein neues Glück
Auch wenn man, wie Letsch betont, vorsichtig in der Beurteilung des 0:2 gegen Meister Sturm Graz sein müsse.
Denn die "Bullen" spielten rund 70 Minuten in Unterzahl, nachdem Soumaila Diabate in Minute 22 nach einem Foul an Maurice Malone Rot gesehen hatte.
Ein Glück, dass Salzburg zu diesem Zeitpunkt nicht schon 0:1 zurück lag, denn ein Treffer des Gefoulten in Minute drei wurde wegen eines Handspiels die Anerkennung versagt.
"Durch die Rote Karte war es ein neues Spiel", betonte Letsch mehrmals. Doch erst im Laufe der zweiten Hälfte, mit einem Mann weniger und mittlerweile mit 0:2 im Rückstand, wachte seine Elf auf. Es hätten sich durch die veränderte Spielsituation "dann Räume ergeben, obwohl wir in Unterzahl waren".
"Sind zumindest dran geblieben"
Letsch schien außerdem in der Kabine die richten Worte gefunden zu haben und bewies auch mit seinen Wechseln ein gutes Händchen. Speziell Emdund Baidoo und Kerim Alajbegovic sorgten für viel frischen Schwung.
"Ich bin stolz darauf, dass wir zumindest dran geblieben sind und uns Torchancen herausgespielt haben"
"Du musst daran glauben, dass du die eine Chance kriegst, das Spiel auch in Unterzahl zu drehen" - und diese gab es durchaus. Die beste vergab Baidoo in Minute 68 alleine vor Christensen, kurz zuvor rettete der Sturm-Schlussmann gegen Ratkov (62.). "Ich bin stolz darauf, dass wir zumindest dran geblieben sind und uns Torchancen herausgespielt haben", hatte Schlager auch ein kleines Lob parat.
"Ich denke, dass wir in Hälfte zwei, obwohl wir schon lange in Unterzahl waren, echt ein ordentliches Spiel gemacht haben", strich der Goalie hervor.
"Wir waren dann mutiger, druckvoller", lobte Letsch seine Mannen. Auch wenn die Leistung in Hälfte zwei besser war, von Zufriedenheit war weder bei ihm, noch bei seinen Spielern, verständlicherweise kaum eine Spur. Die wenigen Chancen habe man "nicht gemacht, deswegen sitzen wir hier mit der nächsten Enttäuschung".
Lainer fordert Demut
Schlager forderte, dass man unbedingt die Erkenntnis mitnehmen müsse, dass defensive Stabilität das wichtigste sei. Die offensive Qualität komme eben erst dann zum Vorschein, "wenn wir defensiv stabil sind".
Eine Krise sieht man in Salzburg vorerst nicht, dass man ein Tal zu durchschreiten hat, ist aber offensichtlich.
"Demut ist das Wort, das es richtig beschreibt", meinte Stefan Lainer. Es hagle derzeit zurecht Kritik. "Aber da müssen wir zusammenstehen. Da müssen wir durch", fordert der Routinier.
Der Ex-Gladbach-Legionär gibt auch gleich die Marschrichtung für die nächsten Wochen vor: "Wir müssen uns gemeinsam hocharbeiten und eine Aufholjagd starten."