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Bundesliga fürchtet Folgewirkung der Geisterspiele

Corona-Maßnahmen treffen Bundesliga weniger hart als im Frühjahr. Aber Furcht vor Folgewirkungen:

Bundesliga fürchtet Folgewirkung der Geisterspiele Foto: © GEPA

Österreichs Bundesliga darf wegen ihres bewährten Corona-Präventionskonzeptes auch im Lockdown weiterspielen.

Allerdings kehren die Geisterspiele aus dem Frühjahr zurück, ab Dienstag sind keine Zuschauer in den Stadien mehr erlaubt. Die Liga kann mit dieser Maßnahme dank des Profiligen-Förderprogramms der Regierung vorerst leben.

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer fürchtet aber schon jetzt unabschätzbare Folgewirkungen für das beliebteste Ballsport-Produkt hierzulande.

"Situation hat sich verbessert"

Das Comeback der Geisterspiele war für die Liga planbar, nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten die maximale Zuschauerzahl sukzessive von 10.000 bis auf 1.500 - in Altach bereits auf 500 - reduziert wurde.

Dass der Ball nun anders als im März nach dem Ausbruch der Pandemie weiterrollt, ist den greifenden Covid-Konzepten zu verdanken.

"Die Situation hat sich im Vergleich zum Frühjahr verbessert, weil wir den Spielbetrieb aufgrund der Präventionskonzepte ohne Risiko für die Beteiligten aufrechterhalten können", sagte Ebenbauer am Samstag zur APA.

Zwei Faktoren für Spielbetrieb

Das Eintreten des Worst-Case-Szenarios - die Aussetzung beziehungsweise Verschiebung von Meisterschaftsspielen - hängt laut dem Ligavorstand von zwei Faktoren ab: "Solange der Spielbetrieb behördlich erlaubt ist und solange die von den Clubs beschlossenen Spieler auch zur Verfügung stehen, ist es für mich außer Zweifel, dass die Spiele auch stattfinden werden", sagte Ebenbauer.

Für den Fall, dass am Spieltag bei einer Mannschaft aufgrund von Covid-19-Erkrankungen weniger als 16 gesunde Spieler (14 Feldspieler plus zwei Tormänner) zur Verfügung stehen, kann der betroffene Club eine Verschiebung beantragen. Von einer solchen war die erste Liga bisher weit entfernt, ein geballter Infektionsherd - wie etwa im Eishockey - ist nicht bekannt.

Hilfs-Fonds gut gefüllt

Die Bundesliga ist nun noch mehr auf den Profiligen-Hilfsfonds angewiesen. Mit insgesamt 35 Millionen Euro für acht Ligen in Mannschaftssportarten ist dieser für 2020 dotiert, für 2021 stünden weitere 35 Mio. parat. Bisher flossen - wohlgemerkt ohne Kurzarbeit-Gelder - 3,1 Millionen Euro an die Clubs der ersten und zweiten Fußball-Liga.

"Da ist bis jetzt noch genug drin. Die Frage ist, wie schnell der Topf an seine Grenzen stößt", meinte Ebenbauer über das Förderprogramm, mit dem Einnahmeausfällen wie Ticketing, Gastronomie und Merchandising (bis 75 Prozent) abgedeckt werden sollen.

Auch ÖFB-Cupspiele sind neben Ligapartien nun förderungswürdig. "Dass Europacupspiele nicht einberechnet werden dürfen, schmerzt natürlich einige Clubs", erklärte Ebenbauer. Meister Salzburg trifft dies schon am Dienstag im Champions-League-Schlager gegen den FC Bayern München.

"Das tut natürlich wirklich weh aus vielerlei Hinsicht", sagte Stephan Reiter, der Geschäftsführer der Salzburger gegenüber Sky, allgemein bezogen auf Geisterspiele. "Das ist für den Fußball schlecht, das ist für den Sport schlecht, das ist finanziell schlecht, das ist für die Mannschaft schlecht."

Ebenbauer fürchtet um Fan-Bindung

Laut Ebenbauer sind die Hilfsgelder der Politik "kurzfristig wichtig fürs Überleben, aber mittel- bis langfristig absolut keine Lösung", denn Folgeschäden seien noch nicht absehbar.

"Wir haben im Frühjahr schon zwei Monate ohne Fans im Stadion durchgehalten, alle waren dann schon sehr müde. Ohne Fans im Stadion ist es nicht dasselbe. Der Fußball lebt von der Bindung zwischen Spielern, Club, den Fans auf den Rängen." Diesen Kitt sieht er akut gefährdet.

"Das ist ein Riesenthema, das mit jedem Tag schwieriger wird, wenn man weiß, wie viel Vertrauensarbeit und Zusammenarbeit hier notwendig ist, aber derzeit kein unmittelbarer Kontakt da ist."

Stillstand im Breitensport "dramatisch"

Das Stillstehen des Breitensports sei bedauerlich und dramatisch. "Denn der Fußball lebt von den Fans, nicht nur im Stadion, sondern von denen, die selbst im Breitensport spielen", sagte Ebenbauer.

Die organisatorischen Folgewirkungen könnten chaotisch ausfallen. Ebenbauer: "Wir wissen alle, welche Themen wir im Frühjahr hatten: Es gibt zum Auf- und Abstieg neue Regelungen, aber es wird nicht einfach werden - in jede Richtung."

Derzeit kann auch die Fußballbranche nur auf eine baldige Verbesserung in der Krise hoffen. Im Profisektor ist das Elementare noch gegeben, Ebenbauer: "Der Spielbetrieb in der ersten und zweiten Liga kann fortgesetzt werden, das ist für uns als Bundesliga einmal das Wesentlichste. Es ist wichtig, dass die Kugel rollt."

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