Es war ein denkwürdiger Sonntag-Vorabend, an den sich die Austria-Fans gewiss noch lange und gerne erinnern werden. Bis zum Anpfiff.
Die Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Klub-Ikone Herbert Prohaska waren überaus gelungen.
Legenden en masse waren gekommen, um dem Schneckerl zu gratulieren. Sogar Hermann Stessl war da. Und Carlo Ancelotti beglückwünschte Österreichs Jahrhundertfußballer per Video-Botschaft. Riesen-Choreo, Tränen der Rührung beim Geburtstagskind.
"Schneckerl ziag di um!"
Rund eineinhalb Stunden später skandierte das Stadion: "Schneckerl ziag di um!" Denn das, was die Austria beim 0:2 gegen den WAC bot, war alles andere als feierlich.
Trainer Stephan Helm analysierte trocken: "Der WAC hat eine sehr gute Leistung gebracht, wir überhaupt keine. Diese Niederlage schmerzt sehr, das war ein Rückschlag."
"Wir wollen die Austria sehen!"
Nach dem Schlusspfiff mussten sich die Kicker von der Fantribüne einige anhören. "Wir wollen die Austria sehen!", war die unmissverständliche Forderung. "Mir geht es nicht gut damit", sagt Kapitän Manfred Fischer auf diese Szenen angesprochen.
Die Ansprüche in Wien-Favoriten sind nach den großteils starken Leistungen der Vorsaison gestiegen. Die Realität sieht aber anders aus.
Kein Leben in der Vergangenheit
"Natürlich ist man ratlos. Da sind zwei Monate Sommerpause dazwischen, du willst das Gleiche spielen, kriegst es aber nicht auf den Platz. Das fühlt sich komisch an", sagt Fischer.

Helm meint: "Es bringt nichts, von der Vorsaison zu reden. Das ist Vergangenheit. Wir müssen uns alles neu und hart erarbeiten."
Doch davon ist aktuell wenig zu sehen. Die Defensive der Violetten wackelt von Partie zu Partie, zumindest offensiv klappte es in den ersten Partien, gegen den WAC aber nicht.
Keine Ausreden, klare Ansprache
Vor dem Europacup-Rückspiel gegen Banik Ostrava soll nun Tacheles geredet werden.
Helm sagt: "Der entscheidende Punkt ist, keine Ausreden zu suchen und nichts schönzureden. Wir müssen klipp und klar ansprechen, wo wir den Hebel ansetzen können. Jeder einzelne fährt mit einer gewissen Wut im Bauch nachhause, diese Wut müssen wir in Motivation umwandeln."
Fischer ergänzt: "Vielleicht einmal lauter, vielleicht bringt das etwas. Aber eigentlich haben wir eine Mannschaft, die Sachen sehr gut aufnimmt, wenn man sie ganz klar anspricht."
Das sollte rasch Früchte tragen, sonst droht die Stimmung am Verteilerkreis zu kippen. Nach dem Cup-Aus steht nach zwei Meisterschaftsrunden nur ein Punkt zu Buche, und die Europacup-Ligaphase ist noch in weiter Ferne.