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Admira: Kein Vertrauen in Klaus Schmidt

Manager Amir Shapourzadeh rechnet mit Schmidt ab. Warum kam es zum Bruch?

"Den einen oder anderen Kollegen muss ich leider enttäuschen, dass wir wieder keinen deutschen Trainer eingestellt haben."

Admira-Manager Amir Shapourzadeh musste gleich mit seinen ersten Worten bei der Antritts-Pressekonferenz von Trainer Zvonimir Soldo jenen Leuten eines auswischen, die aufgrund der engen Connection durch Hauptsponsor Flyeralarm von einer deutschen Lösung ausgingen.

Schließlich wurde es ein Kroate - der den Großteil seiner aktiven Karriere in Deutschland verbrachte und auch als Cheftrainer zuletzt vor zehn Jahren in unserem Nachbarland beim 1. FC Köln tätig war. Viel entscheidender war aber wohl die enge Verbundenheit zum neuen "Head of Global Soccer" Felix Magath, unter dem er in China als Co-Trainer agierte.

Die Entscheidung für den Trainerwechsel begründen musste jedoch Shapourzadeh: "Zvonimir war unsere erste Wahl. Ich denke, er bringt eine große Erfahrung als Spieler, als Trainer national und international mit. Wir sind froh, dass wir jemanden wie ihn mit seiner Vita für die Admira gewinnen konnten."

Klaus Schmidt ist bei den Südstädtern hingegen Geschichte. Die gewohnten, netten Abschiedsworte kamen den Admira-Verantwortlichen bei der Präsentation des Nachfolgers jedoch nicht über die Lippen. Viel mehr glich es einer Art Abrechnung.

"Werde nicht alles ansprechen, was vorgefallen ist"

Laut Shapourzadeh habe man nach einer eingehenden Analyse im Winter lange an Schmidt festgehalten und ihm jegliche Wünsche erfüllt, um erfolgreich zu werden.

Dieser Zustand hielt in der Vorbereitung noch an, dürfte sich aber nach diesen Angaben schlagartig in den ersten zwei Spielen der Frühjahrssaison gewandelt haben - einem 2:2 in St. Pölten und einer Heimniederlage gegen Sturm Graz.

"Ich werde natürlich nicht alles öffentlich ansprechen, was vorgefallen ist. Aber natürlich waren wir mit der Entwicklung oder wie die Vorbereitung gelaufen ist, nicht zufrieden - speziell mit den letzten drei Ergebnissen mit der Generalprobe. Wir sind mit einem blauen Auge in St. Pölten davongekommen, gegen einen Gegner, der an dem Spieltag nicht gut war. Und jetzt auch gegen Sturm Graz, die an dem Wochenende keine super Leistung gebracht haben. Das war dann irgendwo ausschlaggebend für diese Entscheidung", fasste der Admira-Manager zusammen.

Dabei zieht er auch Rückschlüsse auf Schmidts Vorgänger Reiner Geyer und stellt mehr dessen Arbeit positiv dar als jene des am Sonntag überraschend beurlaubten Ex-Trainers: "Ohne zu weit auszuholen, ich weiß ja auch, wie schwierig es Reiner Geyer am Ende hier hatte. Mit unseren Fans, medial... Wir lieferten nicht die gewünschten Ergebnisse und auch der jetzige Punkteschnitt lag unter jenem von Reiner – also haben wir das im Dezember schon offen mit dem Trainer analysiert, dann intern analysiert, so kam diese Entscheidung zustande."

Schmidts Wünsche sollen erfüllt worden sein - doch was passierte dann?

Dass ein Umdenken auch mit der Verpflichtung von Felix Magath zu tun hat, kam dem einen oder anderen in den vergangenen Stunden durchaus in den Sinn. Dieser soll mit der Trainingsgestaltung und -intensität alles andere als zufrieden gewesen sein.

Nicht umsonst wurde in der Presseaussendung zum neuen Trainer explizit auf zwei Trainings täglich hingewiesen. Ob der Trainerwechsel möglicherweise schon länger geplant war und selbst im Falle eines Sieges gegen Sturm Graz vollzogen worden wäre?

"Das ist hypothetisch, das ist nicht passiert", bremst Shapourzadeh. "Wir haben versucht, dem Trainer – das will ich auch noch mal betonen - die Wünsche, was Spielertransfers anging, zu erfüllen. Wir haben mit Pink einen Wunschspieler aus Graz geholt. Klaus Schmidt ist mit dem Thema Jung-min Kim von Salzburg auf mich zugekommen, was ich spannend fand, weil der im Sommer auch schon mal bei uns auf der Liste war. Wir waren im ständigen Austausch in der Vorbereitung, es war dann auch beidseitig, dass wir auf der Position des rechten Verteidigers noch was machen möchten.  Da gab es einige Vorschläge von uns. Schmidt hat mit Pavelic einen Namen geäußert, der auch in unseren Köpfen war, da waren wir uns einig", streicht er eigentlich nur positive Aspekte hervor, die für die gute Zusammenarbeit sprechen.

Auch das schon zuvor noch mit Reiner Geyer geplante Trainingslager für sieben Tage wurde auf Schmidts Wunsch auf zehn Tage verlängert. "Somit haben wir versucht, dem Trainer alle Rahmenbedingungen zu ermöglichen, um auch positive Ergebnisse erzielen", so Shapourzadeh.

Shapourzadeh vergleicht Schmidt mit Ancelotti

Was dann schlussendlich zum Bruch führte, bleibt aber sein Geheimnis. Explizit zur Entscheidungsfindung äußert sich der Manager kryptisch: "Das war jetzt halt die Situation am Wochenende nach dem Sturm-Graz-Spiel, wo wir uns intern mit der Vereinsführung zusammengesetzt haben, über die Situation gesprochen haben und der Meinung waren, dass wir aktuell das Gefühl haben, dass wir mit dem jetzigen Trainerteam Schwierigkeiten für den Klassenerhalt bekommen."

Dabei zieht er einen interessanten Vergleich: "In meinem Job, auf meinem Posten geht es nicht um mich, da geht es nicht um den Trainer oder sonst was, sondern den Verein - ich muss die bestmögliche Entscheidung treffen. Man hat nie Garantie. Auch ein Carlo Ancelotti, der etliche Trophäen gewonnen hat, beim FC Bayern – das hat nicht funktioniert. Aber wir sind voll und ganz überzeugt von der Entscheidung und stehen voll und ganz dahinter."

Frage stellte sich: "Vertraust du dem Trainerteam oder nicht?"

Er sei sehr nah dran an der Mannschaft, versuche, nie unvorbereitet zu sein, die Entwicklung habe er stets verfolgt und bewertet. Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass noch zwei Runden bis zur Punkteteilung bevorstehen, wo laut Admira nicht viel passieren kann.

Eine Art Eingewöhnungsphase also für Soldo. Der Zeitpunkt habe laut Shapourzadeh jedoch keine große Rolle gespielt. "Natürlich gibt es die Gedankengänge: Vertraust du dem jetzigen Trainerteam oder traust du ihm zu, den Klassenerhalt zu schaffen. Dann musst du die Entscheidung auch konsequent durchziehen bis zum Saisonende. Oder wenn du anderer Meinung bist oder Bedenken hast, dann ist es der Zeitpunkt, wo man einen Trainerwechsel vorziehen muss." Dies dürfte bei Schmidt der Fall gewesen sein.

"Es ist immer eine spezielle Situation bei der Admira"

Dabei gibt er zu: "Im Winter waren wir uns noch sicher, deshalb haben wir mit Klaus Schmidt auch noch die Planung gemacht, die Transferwünsche erfüllt und auch das Trainingslager verlängert."

Mit der Kritik, in seinen drei Jahren bei der Admira schon viele Trainer verbraucht zu haben, kann Shapourzadeh leben. Denn die Situation bei der Admira sei mit anderen Klubs nur schwer zu vergleichen.

"Man darf auch nicht vergessen: Es ist immer eine spezielle Situation bei der Admira. Du hast viele junge, spannende Spieler, die dann abgeworben werden. Auch jetzt sind gewisse Entscheidungen getroffen worden, die im Nachhinein vielleicht nicht optimal waren. Aber auf der anderen Seite kann man sich die Dinge im Fußball so legen. Mit Reiner Geyer haben wir in einer schwierigen Situation den Klassenerhalt geschafft, letztes Jahr zum selben Zeitpunkt sehr viele Punkte geholt. Wir hatten Leistungsträger mit Schösswendter, mit Thoelke, zwischendurch noch Zwierschitz, die uns in der entscheidenden Phase der Rückrunde komplett gefehlt haben", zählt er Gründe auf.

"Da musste ich immer wieder die Qualitätsfrage hören, gegen die ich mich gewehrt habe. Ich glaube, dass wir da eine gute Qualität und Teamspirit haben, wo wir dann die Punkte geholt und den Klassenerhalt geschafft haben. Natürlich, man macht auch viele Fehler, aber man muss in so einer Position mehr gute als schlechte Entscheidungen treffen."

Da er von Fehlern spricht und gleichzeitig Reiner Geyer lobt, könnte das eine durchaus mit dem anderen zusammenhängen - zum Leidwesen von Schmidt. Doch die Zukunft heißt Soldo. Doch auch dieser wird daran gemessen werden, ob er das große Ziel Klassenerhalt schafft oder nicht.

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