Stephan Zwierschitz gehört bei Admira Wacker schon zum „alten Eisen“. Obwohl erst 28 Jahre jung, ist er der drittälteste Spieler im Kader der Südstädter.
Doch nicht nur vom Alter zählt der Verteidiger in der jungen Truppe zu den „alten Hasen“. Auch was die Dienstjahre betrifft: Seit sechs Jahren spielt der 28-Jährige für die Niederösterreicher, hat bisher 186 Pflichtspiele absolviert.
Angesichts dessen darf man ihn getrost als Führungsspieler bezeichnen.
„Als älterer Spieler schaust du, dass die Mannschaft funktioniert. Du versuchst die Jungs mitzureißen, wenn es nicht läuft. Das ist jetzt meine Aufgabe. Aber das passiert nicht von heute auf morgen“, erklärt Zwierschitz im Gespräch mit LAOLA1.
Der radikalste Cut
Er weiß, dass dieser Prozess reifen muss: „Als junger Spieler schaust du zunächst eher auf deine eigene Leistung, du möchtest einfach gut performen und so dem Team helfen. Wenn du älter und erfahrener bist, versuchst du die Mannschaft zu führen.“
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"Wenn man bei der Admira ist, weiß man, dass das der Weg des Vereins ist."
In seiner Admira-Zeit hat Zwierschitz zahlreiche Spieler kommen und gehen gesehen. Für ihn mittlerweile ein gewohntes Szenario: „Bei uns ist es nun mal so, dass uns Jahr für Jahr einige Spieler verlassen - meistens Stammspieler und Leistungsträger. Wenn man bei der Admira ist, weiß man, dass das der Weg des Vereins ist.“
In dieser Saison sei es jedoch besonders schlimm gewesen. „Das war schon einschneidend. An so einen argen Cut kann ich mich nicht erinnern. Es sind über zehn Spieler gegangen, mehr als die Hälfte waren Stammspieler. Das hat uns schon sehr getroffen und das hat man dann auch im Herbst gesehen.“
Die Ablöse von Trainer Ernst Baumeister Ende Oktober sei die Folge der ausbleibenden Erfolge gewesen.
„Der Trainer ist in diesem System leider das schwächste Glied. Wenn die Punkteausbeute nicht passt und man hinten drinnen steckt, ist der Verein irgendwann gezwungen, dass er reagiert.“
Dies verdeutlicht das „jüngste Opfer“ bei Konkurrent FC Wacker Innsbruck: „Auch Karl Daxbacher, der mit Innsbruck aufgestiegen ist und dort geliebt wird, hat es getroffen.“
"Der Trainer ist in diesem System leider das schwächste Glied. Auch Karl Daxbacher, der mit Innsbruck aufgestiegen ist und dort geliebt wird, hat es getroffen."
"Der neue Trainer ist ganz anders"
Nach einem durchwachsen Start unter Neo-Coach Reiner Geyer mit zwei Remis und fünf Niederlagen in sieben Spielen gab es 2019 gleich drei Siege en suite – Balsam für alle Beteiligten.
„Nach dem Herbst war wichtig, dass die Winterpause kommt, damit wir uns mit dem neuen Trainer in der Vorbereitung noch besser kennenlernen. Man sieht, dass es Früchte trägt. Die Siege waren für die Köpfe sehr wichtig. Wir haben viele Junge in der Mannschaft, da ist es wichtig, dass man sieht, dass man gewinnen und überzeugend spielen kann.“
Auch für die Reputation des Trainers waren die Erfolge bedeutungsvoll: „Ein Trainer wird irgendwann an Punkten gemessen. Sein Start war nicht leicht, aber er ist in einer schwierigen Phase gekommen. Wir hatten viele Verletzte, vieles hat zudem noch nicht gepasst. In der Vorbereitung ist es besser geworden, wir sind auch enger zusammengerückt“, verdeutlicht der Niederösterreicher und meint rückblickend:
„Wir hatten im Herbst phasenweise nur einen fitten Innenverteidiger. Der Coach musste ausprobieren und Spieler auf Positionen einsetzen, die sie nicht gewohnt waren. Im Winter sind zwei Neue gekommen, bis auf Fabio Strauss sind alle Spieler fit. Er kann also aus dem Vollen schöpfen. Da ist es leichter.“
Die Arbeit mit Geyer unterscheidet sich deutlich von jener mit Ex-Coach Baumeister:
„Der neue Trainer ist ganz anders. Baumeister war auch in der täglichen Arbeit so, wie er sich in der Öffentlichkeit präsentiert hat: Locker und lustig, aber er hat immer geschaut, dass alles funktioniert. Geyer bringt die deutsche Mentalität mit. Er legt ganz viel Wert auf Grundlagen wie Fitness, Kompaktheit und das gemeinsame Verteidigen. Das ist schon ein Unterschied. Wir hatten unter Baumeister mehr Freiheiten. Er hat uns mehr spielen lassen. Unter Geyer ist es viel organisierter.“
Durch die Umstellung auf ein System mit Dreierkette hat der gelernte Rechtsverteidiger die Möglichkeit, sich mehr nach vorne einzuschalten. Das gefällt ihm: „Ich bin offensiv denkend.“
Denn: „Ich bin gerne in der Offensive mit dabei. Ich mag es nicht, nur hinten zu stehen und zu schauen, wie es die Jungs vorne regeln. Ich möchte aktiv teilhaben.“
Für ihn hat sich die Rolle des Außenverteidigers in den letzten Jahren sowieso stark verändert: „Die Zeiten, in denen die Außenverteidiger stur hinten bleiben, sind vorbei. Rechts- bzw. Links-Verteidiger ist jene Position, auf der man alles können muss. Man muss körperlich sehr gut sein, denn man läuft von allen Positionen am meisten. Außerdem ist man auch nach vorne gefragt, man braucht also auch Offensiv-Qualitäten. Gleichzeitig muss man immer hinten sein und seinen Mann in der Defensive stehen.“
Einige Optionen im Sommer
Für welchen Klub er seinen Mann in der kommenden Saison stehen wird, ist hingegen noch nicht geklärt. Sein Vertrag bei der Admira endet im Sommer.
„Wenn ich bei der Admira bleibe, dann werde ich wahrscheinlich für immer bleiben. Oder ich suche mir eine andere Herausforderung, einen neuen Verein, wo ich mich noch einmal beweisen muss. Ich habe ein paar Optionen. Ich bin aber natürlich auch mit Amir (Shapourzadeh, Generalmanager, Anm. d. Red.) in Gesprächen.“
Bei einem Admira-Abgang „müsse das Gesamtpaket beim neuen Klub passen. Ich lasse mich auf kein Abenteuer ein. Wenn der passende Verein kommt, bei dem ich eine Perspektive und sportliche Reize sehe, werde ich mir das auf jeden Fall anhören. Es muss für mich und meine Familie passen. Ich bin nicht mehr 20 Jahre alt und sage, ja, passt, egal wohin, ich mache das.“
"Kalajdzic ist ein intelligenter Junge"
Vom Thema Zukunft möchte sich der Defensivmann aber eigentlich nicht ablenken lassen: „Es ist der Job von meinem Berater. Ich will mich im Frühjahr auf die Admira fokussieren und unser Ziel Klassenerhalt schaffen.“
An dieser Mission wird auch Sasa Kalajdzic teilnehmen. Der im Winter von Rapid stark umworbene Stürmer soll den gescheiterten Transfer laut Zwierschitz gut verkraftet haben:
„Sasa ist ein intelligenter Junge. Er kann das gut einordnen. Natürlich denke ich, dass er in den ersten Tagen enttäuscht war. Rapid wollte ihn und hätte eine hohe Summe gezahlt. Doch für ihn ist das abgehakt. Er weiß, dass er ein junger Spieler mit viel Potenzial ist. Wenn er dieses bei der Admira abruft, wird er in Zukunft weitere Wechsel-Möglichkeiten bekommen. Bringt er Leistung, werden ihm alle Türen offen stehen.“