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Dunkle Stunden für den SK Rapid beim Derby

Ausgerechnet beim Wiener Derby erwischte Rapid einen gebrauchten Tag.

Es hätte ein versöhnlicher Bundesliga-Abschluss des turbulenten Jahres 2018 für den SK Rapid und seine Fans werden sollen.

Mit einem Sieg im ersten Derby in der neuen Generali Arena wollte Rapid den Weihnachtsfrieden herstellen und vieles schöner aussehen lassen, als es in Wirklichkeit ist.

Doch für den grün-weißen Teil Wiens sollte es ein Tag zum Vergessen werden. Alles, was irgendwie hätte schief gehen können, ging auch schief.

Und so mussten die Rapidler den Gang in die Winterpause mit einem 1:6-Debakel (Spielbericht) antreten.

Leerer Gästesektor

Doch der Reihe nach. Schon vor Ankick machten Gerüchte die Runde, wonach es einen Zwischenfall mit den Rapid-Fans gab, als diese auf dem Weg ins Stadion waren.

Die Wiener Polizei meldete auf "Twitter", dass "pyrotechnische Gegenstände, Schneebälle und Dosen" auf die Autobahn geworfen wurden.

Daraufhin wurde ein Großteil der angereisten Rapid-Fans vor dem Gästesektor eingekesselt, Personenidentifizierungen wurden durchgeführt.

Anschuldigungen seitens der "Rechtshilfe Rapid" wies die Polizei in einer Pressemitteilung zurück.

Die "Rechtshilfe Rapid" schreibt ebenfalls auf "Twitter" von "menschenunwürdigen Bedingungen" unter denen der grün-weiße Anhang festgesetzt wurde, angeblich auch Schwangere sowie Väter mit ihren Kindern.

"Ja natürlich gehen uns die Fans ab, sie können uns immer nach vorne peitschen", sagte SCR-Kapitän Stefan Schwab nach der Pleite als er auf den leeren Fanblock angesprochen wurde.

Als Ausrede wollte er das aber nicht gelten lassen. "Das war sicher nicht der Grund warum wir heute 1:6 untergegangen sind."


Jeggo-Foul erhitzte die Gemüter

Sechs neue Spieler brachte Didi Kühbauer im Vergleich zum 1:0-Heimerfolg gegen die Glasgow Rangers am Donnerstag. Die breite Brust nach dem Sieg gegen die Rangers sollte voll ausgenützt werden und zu Beginn der Partie war nichts von Müdigkeit zu sehen.

Rapid bemühte sich, die Kontrolle über die Partie zu übernehmen. Aber schon in der zweiten Minute haderte Rapid mit einer Schiedsrichterentscheidung. James Jeggo senste Thomas Murg brutal um, kam aber mit Gelb davon.

"Es war nicht Dunkelgelb, das war Rot und ich glaube, wenn das Foul in der 20. Minute passiert wäre, wäre es ein Ausschluss gewesen. Aber da muss man auch die Härte beziehungsweise die Courage haben, dass man nach zwei Minuten die Rote gibt", ärgerte sich Trainer Didi Kühbauer nach der Partie. 

 

 

"Dass es deutlich geworden ist, lag an uns, dass es in diese Richtung gegangen ist, das ist am Schiedsrichter gelegen. Für mich hat er zwei Fehlentscheidungen getroffen"

Murg über den Schiedsrichter

Murg: "Wüsste nicht, was mehr Rot sein kann"

Er wolle aber nicht über den Schiedsrichter, sondern über die Leistung sprechen, so Kühbauer weiter. Sein Schützling Thomas Murg nahm sich hingegen kein Blatt vor den Mund.

"Dass es deutlich geworden ist, lag an uns, dass es in diese Richtung gegangen ist, das ist am Schiedsrichter gelegen. Für mich hat er zwei Fehlentscheidungen getroffen", so der Mittelfeldspieler.

Es sei einfach eine klare Rote Karte gewesen. Jeggo sei ihm mit dem gestreckten Bein gegen das Schienbein gesprungen, schilderte Rapids Nummer zehn die Situation. 

"Ich wüsste nicht, was mehr Rot sein kann", ärgerte sich der Gefoulte.

James Jeggo sah es, logischerweise, etwas anders: "Natürlich war es ein hartes Foul, aber ich spiele zuerst den Ball. Der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen und ich denke, dass es die Richtige war. In einem Derby ist einfach Leidenschaft und Härte drin."

Rapids unglaubliche sieben Minuten

Den nächsten Rückschlag, das 0:1 durch Ex-Rapidler Schoissengeyr, steckten die Hütteldorfer noch gut weg. Nur sieben Minuten nach dem Gegentreffer erzielte Marvin Potzmann sein erstes Tor für Rapid.

Nach einer halben Stunde war wieder alles offen - aber nicht lange. Denn es begannen die wohl desolatesten sieben Minuten, die Rapid in diesem Herbst produziert hat.

"Wir haben eigentlich gut begonnen und geben dann innerhalb von fünf Minuten mit Rot und zwei Gegentoren das Spiel komplett aus der Hand. Dann ist es richtig schlimm geworden", sagte Torschütze Potzmann nach dem Match.

Nach Rot wegen Torraub für Ljubicic kassierte der SCR direkt aus dem Freistoß das Gegentor zum 1:2. Fast direkt vom Ankick weg, dann sogar das 1:3 und wieder nur wenig später das 1:4.

Fassungslosigkeit über Leistung

 

"Natürlich waren wir viel zu naiv und haben viel zu billige Tore bekommen. Allgemein, wenn ich mir die Gegentore anschaue - es geht einfach so nicht."

Murg über die Gegentreffer

Die Austria, bis zu diesem Spieltag selbst erst mit 18 Treffern, wurde von den numerisch unterlegenen Rapidlern regelrecht zum Tore schießen eingeladen.

"Natürlich ist es schwierig mit einem Mann weniger und mit einem 1:4-Rückstand. Aber auch, was wir uns dann in der zweiten Halbzeit vorgenommen haben, dass wir kein Gegentor mehr bekommen, das haben wir ganz schlecht umgesetzt. Da wurden Fehler gemacht, die man nicht begehen darf", ärgerte sich Didi Kühbauer.

Kapitän Stefan Schwab fand, für die Spielzeit vor dem Platzverweis, durchaus positive Worte. "Es klingt vielleicht seltsam, aber ich finde die ersten 30 Minuten haben wir es spielerisch nicht schlecht gemacht."

Auch Kühbauer sah bis zum 0:1 seine Mannschaft im Vorteil.

"Natürlich waren wir viel zu naiv und haben viel zu billige Tore bekommen. Dann sitzen wir in der Kabine, besprechen, dass wir jetzt hinten dicht machen wollen, um keine Tore mehr zu kassieren und bekommen dann wieder ein billiges Tor. Allgemein, wenn ich mir die Gegentore anschaue - es geht einfach so nicht", zeigte sich Murg resignierend.

Im Gegensatz zu seinen Kollegen gab der Flügelflitzer tiefe Einblicke, wie es nach der Schmach in ihm aussah. "Es war schon teilweise peinlich", sagte er.


Bei Rapid brennt der Hut

Am Montag findet die traditionelle Rapid-Weihnachtsfeier statt. Nach diesem Derby-Tag ist aber keinem Rapidler zum Feiern zu Mute.

"Was soll ich sagen, wir haben 1:6 verloren. Natürlich haben wir das im Kopf drinnen und nehmen es auch in die Winterpause mit. Es war ein richtiger Stich ins Herz", so Kapitän Schwab.

Das Passierte über die Feiertage einfach ausblenden? Nicht mit Thomas Murg.

"Jetzt am Anfang wird es bei mir persönlich, und ich hoffe auch bei meinen Kollegen, schwierig werden, das steckt natürlich jetzt schon im Schädel drin. Es ist eine sehr bittere, sehr hohe Niederlage, da denkt man natürlich darüber nach. Aber es ist dann auch so, dass man mit der Familie Zeit verbringt und dass man dann irgendwie weg kommt davon und irgendwie abschalten kann."

Nach diesem, auf ganzer Linie, gebrauchten Tag für die Rapidler kann von einer besinnlichen Weihnachtszeit in Hütteldorf keine Rede sein.

 

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