Peter Stöger zählt längst zu den erfahrenen Trainern im österreichischen Fußball. Umso bewusster ist ihm, dass Rapid kein einfacher Arbeitsplatz ist.
In Hütteldorf liegen Jubel und Krise oft nahe beieinander – der Grat zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist traditionell schmal.
"Es ist ein spezieller Tag für mich und eine große Freude. Diese Herausforderung reizt mich enorm. Ich weiß, was auf mich zukommen wird", erklärte Stöger am Montag bei seiner offiziellen Vorstellung als neuer Rapid-Trainer.
Was der WAC kann, soll auch Rapid können
Mit den Hütteldorfern verfolgt er klare Ziele: Eine Saison wie die vergangene soll sich im Idealfall nicht wiederholen. Rapid soll unter seiner Führung kontinuierlich zu einer Mannschaft reifen, die in der Liga vorne mitspielen kann.
"Wenn es Sturm Graz, der WAC und die Austria schaffen, dann muss es auch für Rapid möglich sein"
Und wenn möglich sogar ganz vorne: "Wenn eine andere Mannschaft mit besseren Voraussetzungen nicht so performt, wie sie sollte, dann habe ich schon den Anspruch, dass wir in dem Rennen dabei sind."
Von überzogenen Ankündigungen hält er aber wenig – ein klarer Plan sei wichtiger als große Worte. Denn, so Stöger: "Wenn es Sturm Graz, der WAC und die Austria schaffen, dann muss es auch für Rapid möglich sein."
Keine Ausrufung der "Mission XY"
Viel Zeit, um diesen Plan umzusetzen, bleibt allerdings nicht. "Das muss bald funktionieren. Zeit ist nichts, was ein Trainer im Rucksack mit sich trägt", ist sich der 59-Jährige bewusst.
Er kennt die Ansprüche bei Rapid genau – nicht zuletzt durch seine eigene Vergangenheit beim Verein. "Wir können jedes Jahr über Mission XY reden. Entscheidend ist, dass du in die Gänge kommst", fordert er. Es gelte, das Team so weiterzuentwickeln, dass ein Titel bald wieder realistisch ist.
Sein Ziel sei es, die Mannschaft "so auf die Beine zu stellen, dass wir die meisten Spiele gewinnen können, aktiv auftreten und die jeweils aktivere Mannschaft sind".
Ein Blick auf die Titelausbeute der letzten Jahrzehnte zeigt jedenfalls Luft nach oben: In den vergangenen 30 Jahren gewann Rapid lediglich drei Meistertitel und einmal den Cup. Zu wenig, vor allem weil der letzte Titelgewinn bereits 17 Jahre zurückliegt.
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)
"Wenn man diesen Klub mit seiner Wucht betrachtet und dann sieht, was in den letzten Jahrzehnten an Titeln herausgekommen ist – das ist relativ wenig. Dass wir das irgendwann ändern wollen, ist auch klar", sagt Stöger.
Wo Rapid wie Köln und Dortmund werden soll
Ein zentraler Hebel dafür ist aus seiner Sicht die Auswärtsbilanz. "Wir müssen auswärts das abrufen, was wir zuhause zeigen. Wenn du nur zwei Spiele in der Fremde gewinnst, kannst du nicht vorne mitspielen."
Zudem wünscht sich Stöger eine nachhaltige Begeisterung rund um den Klub – vergleichbar mit seinen früheren Stationen. "Ich wünsche mir, dass es wie in Köln oder Dortmund keine Möglichkeit gibt, zwei Minuten vor Spielbeginn noch ein Ticket zu kaufen."
Er sei überzeugt, dass Rapid dieses Potenzial habe. "Dafür müssen Mecki und ich gute Vorarbeit leisten – und die Jungs auf dem Platz das umsetzen, was wir uns erhoffen", so der neue Trainer mit Blick auf Geschäftsführer Markus Katzer.
"Ob du grünes, violettes, rotes Blut hast oder blutleer bist – das entscheidet am Ende nicht darüber, wie lange du bleibst"
Sein Vertrag läuft bis Sommer 2027 – für ihn kein Ablaufdatum, sondern eine Perspektive. "Ich will sehr lange hier sein und den Verein mitentwickeln. Diese Chance und Herausforderung steht für mich über allem. Ich bin super happy, dass wir zusammengefunden haben."
FAK-Vergangenheit für Stöger nicht entscheidend
Dass seine Vergangenheit als Austria-Trainer dabei eine Rolle spielen könnte, sieht er gelassen. Auch als Spieler hat er schon Rapid-Erfahrung – und wusste trotz violetter Vergangenheit zu überzeugen.
"Ob du grünes, violettes, rotes Blut hast oder blutleer bist – das entscheidet am Ende nicht darüber, wie lange du bleibst", erklärt er mit einem Augenzwinkern.
Auch bei seiner Entscheidung spielte das keine entscheidende Rolle. "Ich bin Fußballtrainer – und dieser Job ist für mich wahnsinnig spannend. Ich weiß, dass es kompliziert ist, wenn es nicht läuft", ist er sich den Umständen bewusst.