Nicht die Kicker des FC Red Bull Salzburg sondern jene der SV Oberbank Ried waren es, die nach Spielende enttäuscht und sichtlich frustriert zu Boden gingen - und das nach einem Punktgewinn gegen den einstigen Liga-Dominator im ersten Spiel nach Wiederaufstieg in die ADMIRAL Bundesliga.
"Wenn dir das davor jemand sagt, nimmst du natürlich den Punkt. So ist es aber ein bisschen ärgerlich, weil du natürlich den Sieg einfahren willst, wenn du so knapp davor bist", bringt Mark Grosse den allgemeinen Rieder Tenor nach dem späten Remis gegen die "Bullen" (Spielbericht>>>) auf den Punkt.
Trainer Max Senft hat Verständnis für die Reaktion seiner Spieler: "Einige Jungs waren richtig sauer und enttäuscht. Das ist auch ganz normal und es ist auch okay, wenn es zwei Gefühle gleichzeitig gibt: Einerseits Enttäuschung und Frust, aber trotzdem auch ein Stück weit Stolz, wie die Mannschaft zusammengehalten hat."
"Waren sehr unangenehm"
Stolz dürfen die "Wikinger" tatsächlich nicht nur ob des Ergebnisses sein. Sie wurden ihrem Spitznamen gerecht und fighteten bis zur finalen Spielminute mit allen Mitteln gegen die budgetär schwer überlegenen Salzburger.

Man habe trotz des frühen Schocks durch Sota Kitanos Führungstreffer der Gäste in Minute neun "Gegenwehr gezeigt. In Phasen der ersten Halbzeit, in denen wir voll in der Umsetzung unserer Ideen waren, haben wir wirklich guten Fußball gespielt und waren sehr unangenehm für den Gegner", analysiert Senft.
Aber nicht nur die Kampfkraft zeichnete die Innviertler am Samstag aus. Die für ihre Standardstärke bekannten Aufsteiger trafen am Samstag gleich zwei Mal nach ruhenden Bällen. Einmal relativ unspektakulär nach einem Freistoß und einmal in Folge eines Abstoßes (!).
Das steckt hinter dem Rieder Abstoß-Trick
"Wie sie den Abstoß spielen ist sehr speziell, aber gut, muss man sagen", zieht Gegner-Trainer Thomas Letsch den Hut vor seinem ehemaligen Co-Trainer bei der Wiener Austria. Senft implementierte nämlich folgenden Trick in Ried:
Bei jedem Abstoß löst sich Innenverteidiger Nikki Havenaar aus der Dreierkette und gibt den Stoßstürmer. Entweder Goalie Andreas Leitner direkt, oder - wie vor dem 1:1 - einer der von Leitner per Pass bedienten Innenverteidiger schlagen die Kugel dann hoch nach vorne auf den fast zwei Meter großen Japaner, der wiederum für seine Mitspieler abzulegen versucht.
Was dahinter steckt? "Ein ganz wichtiger Teil unserer Idee ist, dass wir die Stärken der Spieler einbringen, ihnen vor allem in Ballbesitz die richtigen Rollen geben wollen. Nikki ist als Zielspieler einfach sehr gut", löst Senft auf.
Neo-Stürmer schlug gleich ein

Bei beiden Toren seinen Kopf im Spiel hatte indes Kingstone Mutandwa. Der 22-jährige Sambier kam in diesem Sommer per Leihe plus Kaufoption von Cagliari nach Ried und hat sich gleich bei seinem Debüt in der Bundesliga für ein längerfristiges Engagement empfohlen. Das 1:1 erzielte er per eingelaufenem Kopfball, das 2:1 durch Oliver Steurer bereitete er ebenfalls per Kopf vor.
"Er hat eine unglaubliche Sprungkraft und hat das im Training auch schon ein paar Mal gezeigt. Am Thema Vorpositionierung darf er noch arbeiten", sagt Senft über seinen Fast-Matchwinner.
"Fast" deshalb, weil die Salzburger mit Verlauf des zweiten Durchgangs immer dominanter wurden, zu zahlreichen Top-Chancen kamen und eine dieser in der allerletzten Minute der Nachspielzeit schließlich in Form von Yorbe Vertessen nutzen konnten. "Das war, so ehrlich muss man sein, schon eine extreme Druckphase. Wir wussten, dass solche Phasen kommen werden, wo es um viel Leidensbereitschaft geht", so Senft.
"Eine absolute Bereicherung für die Bundesliga"
Rieder Hexenkessel
Beim Leiden geholfen haben die knapp 7.000 Zuseher, die die BWT X Oberösterreichische Arena, wie die ehemalige Innviertel Arena mittlerweile heißt, am Samstag zu einem kleinen Hexenkessel verwandelten.
"Die Unterstützung war von der ersten bis zur letzten Sekunde sensationell", schwärmt Senft.
Selbst vom Gegner gibt es Lob. "Die SV Ried hat super Fans, ein geiles Stadion und eine Mannschaft die Gas gibt. Eine absolute Bereicherung für die Bundesliga", findet Stefan Lainer, einst selbst für ein Jahr ein "Wikinger".
Ob die Rieder über die Saison hinaus eine Bereicherung für die Liga bleiben, lässt sich aktuell freilich noch nicht sagen. Der erste Auftritt nach Wiederaufstieg war aber immerhin einer, auf dem sich aufbauen lässt.
"Es tut gut zu sehen, dass wir über Phasen hinweg richtig kompetitiv gegen Salzburg waren und es ihnen sehr schwer gemacht haben", ist Senft zufrieden.