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So brachte Vujanovic den LASK zurück auf Kurs

Der LASK-Sportchef erklärt im Interview, wie er den Erfolg zurück nach Linz holte:

So brachte Vujanovic den LASK zurück auf Kurs

Noch vor wenigen Wochen war Tristesse beim LASK angesagt.

Mit 1:2 verloren die Athletiker Ende Mai das Europacup-Playoff der Bundesliga gegen die WSG Tirol, was gleichzeitig den Schlusspunkt einer völlig verkorksten Saison im nationalen Bewerb darstellte.

Keine drei Monate später ist in Linz alles anders. Nach einem bewegten Transfersommer stehen die Schwarz-Weißen auch dank Top-Leistungen der vielen Neuzugänge nach vier Spieltagen auf Rang eins der Bundesliga-Tabelle und gastieren beim Kracher des fünften Spieltags am Samstag als Spitzenreiter beim SK Sturm (19:30 Uhr im LIVE-Ticker).

Sportdirektor Radovan Vujanovic, vor kurzer Zeit noch der große Buhmann in Linz, traf in diesem Sommer mit eigentlich jedem Neuzugang ins Schwarze und stellte einen Kader zusammen, der in der Lage ist, wieder ganz vorne mitzuspielen.

Im Interview mit LAOLA1 verrät Vujanovic unter anderem, wie er mit der Kritik an ihm umging, wie er Marin Ljubicic und Co. nach Linz lotste und was an den Gerüchten um eine Brüder-Vereinigung von Robert und Peter Zulj dran ist:

LAOLA1: Herr Vujanovic, zunächst mal Gratulation zur Tabellenführung. Ist Platz eins nach vier Spielrunden für Sie eine reine Momentaufnahme oder doch mehr?

Radovan Vujanovic: Das ist mal eine Momentaufnahme. Nach vier Runden zehn Punkte zu haben ist natürlich gut für die neuformierte Mannschaft. Das sieht man gerne, aber wir schauen von Spiel zu Spiel.

LAOLA1: Die letzten Monate waren keine leichten für den LASK, auch für Sie nicht. Sie standen oft in der Kritik für die getätigten Wintertransfers, zudem sollen Sie für das Oberösterreich-Derby im April die Aufstellung des LASK geleakt haben und auch die ein oder andere Aussage über lange Jahre vereinstreue Spieler wurde von den Fans kritisch beäugt. Wie viel Lehrgeld mussten Sie in Ihren Anfangsmonaten beim LASK bezahlen, vor allem was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft?

Ich bin kein Typ, der sich allzu viel mit Medien beschäftigt. Jeder hat das Recht, zu schreiben, was er will.

Vujanovic über seinen Umgang mit Medien

Vujanovic: Zunächst muss ich sagen: Ich beschäftige mich nicht mit allem Medialen, weil es nicht meine Arbeit ist. Natürlich verfolge ich die Berichterstattung über den LASK und bekomme vom Verein in puncto Öffentlichkeitsarbeit Unterstützung, damit ich mich auf meine Hauptaufgaben konzentrieren kann. Aber ich bin kein Typ, der sich allzu viel mit Medien beschäftigt. Jeder hat das Recht, zu schreiben, was er will. Wenn man über Erfolg schreibt – schön! Wenn etwas Negatives geschrieben wird, muss man es akzeptieren und respektieren. Ich schaue einfach, dass mein Team und ich jeden Tag unsere Arbeit machen – und zwar immer ein Stück mehr als den Tag zuvor – um uns hier einfach zu verbessern!

LAOLA1: Im März dieses Jahres wurde auch auf Ihren Wunsch mit Ralf Muhr ein erfahrener Mann als Technischer Direktor installiert. Schnell wurden Gerüchte laut, dass Muhr nun für die sportlichen Agenden zuständig sein würde. Wie sieht die Arbeitsaufteilung zwischen Ihnen tatsächlich aus? Inwiefern war Muhr in die diesjährigen Sommertransfers eingebunden?

Vujanovic: Diese Entscheidung für Ralf Muhr habe ich getroffen. Es war aber für mich und den Verein nie Thema, dass er in Richtung Sportdirektor geht; er ist für die Akademie und unsere neuen LASK Amateure OÖ zuständig. Wir arbeiten gut zusammen. Was meine Position betrifft, habe ich immer die Unterstützung von Präsident Siegmund Gruber gespürt, wir haben gemeinsam mit dem Trainer eine gute Mannschaft zusammengestellt. Ralf Muhr ist eine wichtige Person für die Akademie, dafür haben wir ihn geholt.

LAOLA1: Der Kader wirkt in dieser Saison deutlich stärker und ausgewogener, gleichzeitig konnte vor allem durch die Verkäufe von Raguz und Hong ein millionenschweres Transferplus erzielt werden. Wie ist Ihnen dieses Kunststück gelungen?

Vujanovic: Wir haben im Sommer geschaut, dass wir Spieler bekommen, die uns sofort helfen können. Natürlich ging es hier um Qualität, aber noch wichtiger waren Mentalität und Charakter. Wir haben bisher viel richtig gemacht. Ich sag es aber gerne noch einmal: Es sind erst vier Runden gespielt. Es ist schön, dass es momentan so ist, wie es ist, aber wir werden von Spiel zu Spiel schauen.

Ich bin von diesem Kader und auch vom Trainer und vom Trainerstab überzeugt. Es ist schön zu sehen, dass die Mannschaft gut spielt. Wir waren in allen Spielen die bessere Mannschaft und haben verdient viele Punkte geholt, das ist das Positive. Jetzt müssen wir weiterarbeiten.

Marin Ljubicic konnte in seinen ersten fünf Spielen für den LASK elf Scorer verbuchen
Foto: © GEPA

LAOLA1: Der spannendste Neuzugang in diesem Sommer heißt mit Sicherheit Marin Ljubicic. Wie wurden Sie auf diesen Spieler aufmerksam und wie viel Beraterhonorar bekam Lukas Grgic?

Vujanovic: (lacht) Ich verfolge die Entwicklung von Marin Ljubicic schon lange. Er hat eine gute Saison bei Hajduk Split gespielt. Für mich persönlich war er aufgrund seiner Qualität und seiner Schnelligkeit immer ein spannender Spieler. Ich habe sehr gute Gespräche mit ihm geführt. Er hat gemerkt, dass der LASK der richtige Schritt für ihn ist. Er hat gesehen, dass Spieler bei uns besser werden, dass wir hier in Linz klare Ziele haben, dass wir ein neues Stadion bekommen. Dass er so viel trifft, ist schön und gut, aber der Junge ist 20 Jahre alt. Er muss weiterarbeiten und am Boden bleiben. Und das macht er auch, er gibt im Training immer Gas.

Zu Lukas Grgic: Er ist LASKler durch und durch. Er hat mit Marin gesprochen und ihm gesagt, dass der LASK eine gute Adresse mit einem familiären Umfeld ist.

LAOLA1: Dem Vernehmen nach liegt die Kaufoption für den bisher nur ausgeliehenen Ljubicic bei 2,4 Millionen Euro. Darf man davon ausgehen, dass diese deutlich vor dem Ablauf der Frist gezogen werden wird?

Vujanovic: In den letzten zwei Wochen haben so viele Leute, Vereine und Medien aus dem Ausland, angerufen und wegen ihm angefragt. Für ihn ist es wichtig, Fußball zu spielen, weiterzuarbeiten und sich zu verbessern, das hat er auch selbst gesagt. Aber ja, wir haben eine Kaufoption, natürlich wären wir froh, wenn das so weitergeht. Aber wir werden ihn auch unterstützen, wenn mal schwierigere Phasen kommen sollten, das kann bei Stürmern schnell gehen. Es geht immer um die Mannschaft und momentan hilft er der Mannschaft. Goiginger, Nakamura und er sind da vorne aktuell überragend.

LAOLA1: Mit Efthymios Koulouris wurde ein zweites Stürmer-Kaliber an Land gezogen. Er ist mit einer kolportierten Ablösesumme von einer Million Euro der teuerste Einkauf des LASK aller Zeiten, kommt im aktuellen System aber nicht an Ljubicic vorbei. Ist er mit seiner ständigen Jokerrolle schon unzufrieden?

Vujanovic: Der teuerste Transfer des LASK war bisher Mads-Emil Madsen. Zu Koulouris: Er ist ein guter Spieler, der überall seine Tore gemacht hat und griechischer Nationalspieler. Er ist ein wenig später zu uns gestoßen, aber er gibt Gas und ist ein guter Spieler mit einem guten Charakter. Er weiß, dass es nicht um Einzelspieler geht, sondern immer um die Mannschaft, das macht der Trainerstab gut. Wir sehen, dass jeder, der von der Bank kommt, Gas gibt. Das soll auch so bleiben. Wir sind überzeugt, dass Koulouris noch viele wichtige Tore schießen wird.

LAOLA1: Ein weiterer Transfer, der für Aufsehen sorgte, war jener von Philipp Ziereis. Er war einer der stärksten Innenverteidiger in der 2. deutschen Bundesliga und brachte seine Qualitäten als Abwehrchef auch beim LASK ohne Anlaufzeit aufs Feld. Wie ist Ihnen dieser Coup gelungen?

Vujanovic: Ziereis hat neun Jahre bei St. Pauli gespielt, war zwei Jahre Kapitän und hat viel erlebt. Er ist ein Mentalitätsspieler. Bei den Gesprächen war mir schnell klar, dass wir einen solchen Spieler unbedingt haben möchten, wenn es möglich ist. Er hat auch super Angebote von anderen Vereinen, auch aus der MLS gehabt, hat sich aber dazu entschieden, zu einem Verein zu gehen, wo viel möglich ist, wo du auch international dabei sein kannst. Auch seine Heimatstadt Regensburg ist nicht weit weg. In den Gesprächen mit ihm haben wir aufgezeigt, was wir als Verein wollen und er hat sich dann schnell dazu entschieden, diesen Weg mitzugehen. Wir haben ihn als Abwehrchef geholt.

Man darf aber auch auf Filip Stojkovic nicht vergessen, der bei Rapid und speziell bei Roter Stern Belgrad viele Erfolge gehabt hat. Mit ihm ist es uns ebenfalls gelungen, einen mentalitätsstarken Spieler dazuzubekommen. Ziereis und er sind dafür vorgesehen, die Mannschaft von hinten zu führen – bis dato machen sie das gut. Ich bin froh, dass wir die beiden Spieler in der Mannschaft haben.

LAOLA1: Der prominenteste Name, der ihn diesem Sommer zum LASK stieß, ist freilich Robert Zulj, der aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in seine oberösterreichische Heimat zurückkehrte. Wie man so hört, haben Sie bei ihm schon im Winter angefragt, als Sie hörten, dass seine Frau schwanger ist. Ist das Scouten des Schwangerschafts-Status von Spielerfrauen ein unterschätzter Aspekt in der Arbeit von Sportdirektoren?

Vujanovic: (lacht) Robert Zulj ist ein Unterschiedsspieler, ein Mentalitätsspieler. Er hat damals bei uns in der LASK Akademie OÖ angefangen und ist in seiner Zeit in Deutschland zu einem Top-Spieler gereift. Seine Mentalität, seine Qualität und seine Persönlichkeit waren ausschlaggebend dafür, dass wir ihn verpflichtet haben. Ich habe dann frühzeitig einen sehr guten Freund von Robert gefragt, wie die Situation bei ihm in Dubai ist, dann habe ich schonmal im Winter mit ihm telefoniert. Da hat er gesagt: 'Jetzt kommt kein Wechsel in Frage, weil meine Frau schwanger ist. Wir wollen das Kind in Dubai bekommen. Aber schauen wir, dass es im Sommer klappt.'

Ich bin drangeblieben, bin zwei Mal nach Dubai geflogen und wir haben gute Gespräche geführt, auch der Präsident war dabei. Nach dem zweiten Gespräch hatte ich das Gefühl: Robert juckt das. Er hat auch kürzlich in einem Interview gesagt, dass er immer bei uns spielen wollte. Auch seine Familie ist in Oberösterreich. Er ist ein Spieler mit sehr hoher Qualität, ich bin sehr froh, dass wir ihn bekommen haben. Er hatte auch andere Angebote. Unter anderem aus der deutschen Bundesliga.

Wechselt nach Robert Zulj auch Peter Zulj zum LASK?
Foto: © GEPA

LAOLA1: Robert Zulj hat erst kürzlich verraten, dass es sein großer Wunsch ist, einmal mit seinem Bruder Peter zusammenzuspielen – am besten beim LASK. Werden Sie ihm diesen Wunsch erfüllen? Peter Zulj wäre momentan vertragslos.

Vujanovic: Es wäre etwas Besonderes, sie haben nie zusammen gespielt. Sie sind zwei gute Spieler. Auch Peter Zulj hat seine Qualität, das hat er überall bewiesen. Aber damit wir Peter Zulj zum LASK bekommen, muss alles passen, so wie bei Robert. Mehr ist dazu momentan nicht zu sagen.

LAOLA1: Sie sollen zuletzt versucht haben, auch Thomas Murg von einer Rückkehr nach Österreich zu überzeugen. Was ist an diesen Gerüchten dran?

Vujanovic: Allgemein hat Thomas Murg bei Rapid und im Ausland sehr gut gespielt. Er hat Qualität, aber jetzt ist ein Transfer meines Erachtens nicht realistisch, weil er noch zwei Jahre Vertrag bei PAOK hat.

LAOLA1: Was tut sich noch auf der Abgangsseite? Mit der Vertragsverlängerung von Keito Nakamura wurde erst am Dienstag ein deutliches Zeichen gesetzt. Wird den LASK in diesem Sommer noch ein Stammspieler verlassen? Speziell um Sascha Horvath und Alexander Schlager gab es immer wieder Spekulationen.

Vujanovic: Sascha Horvath ist für uns ein sehr wichtiger Spieler, das hat er letztes Jahr gezeigt. Ich denke gar nicht darüber nach, dass ich ihn jetzt im Sommer verkaufe. Ich will eine gute Mannschaft haben, in der 22 bis 24 Spieler die Qualität für die Startelf besitzen. Alexander Schlager ist seit letzter Saison unser Kapitän. Er hat noch Vertrag bis nächsten Sommer; jeder weiß, das Angebot zur Verlängerung liegt ihm vor! Falls es zu keiner Verlängerung kommt, steht mit Tobias Lawal sein Nachfolger bereit.

LAOLA1: Was passiert mit Philipp Wiesinger? Dem Vernehmen nach steht auch er Jürgen Werner sehr nahe und wäre gerne zur Wiener Austria gewechselt, wenn ihn momentan nicht eine Schambeinreizung ausbremsen würde.

Vujanovic: Bei ihm ist die Situation so, dass er leider noch nicht mit der Mannschaft trainieren kann. Ich habe mit ihm Gespräche geführt, er hat noch zwei Jahre Vertrag. Was die Zukunft bringt, kann man nie sagen, aber für uns ist wichtig, dass er jetzt mal wieder auf dem Platz steht. Er soll jetzt einfach fit werden, soll keine Schmerzen mehr haben, dann bin ich überzeugt, dass wir viel Erfolg mit ihm haben werden

LAOLA1: Auch die Personalie Thomas Sabitzer ist noch ungeklärt. Trotz einer starken Leihsaison in Tirol spielt er zur neuen Saison kaum eine Rolle. Arbeitet man bei ihm an einer Lösung?

Vujanovic: Die Situation ist für Thomas momentan nicht einfach. Wenn man sieht, wie Marin Ljubicic und Efthymious Koulouris performen, ist die Lage für den Jungen nicht optimal. Wie bei jedem Spieler ist es so: Einmal spielst du, einmal spielst du nicht. Das ist Fußball. Er muss jetzt einfach Gas geben, dann wird er wahrscheinlich seine Minuten bekommen.

Wenn was Konkretes kommt, werden wir schauen, ob wir als Verein damit zufrieden sind. Aber momentan ist er unser Spieler, bis jetzt gab es kein Angebot, bei dem wir sagen: Okay, er kann gehen. Sabitzer hat noch ein Jahr Vertrag, wir werden ihn nicht verschenken. Wie Sie sagten, er hat letztes Jahr gut gespielt, momentan tut er sich schwer bei uns. Man muss schauen, dass wir eine Lösung finden.

LAOLA1: Kommen wir zur mittelfristigen Kaderplanung. Der LASK hat momentan nach Hartberg den zweitältesten Kader aller Bundesligisten, dazu werden erstmals die Gelder aus dem Österreicher-Topf nicht in Anspruch genommen. Ist das nur ein kurzfristiges, notwendiges Übel, um wieder in die Spur zu kommen, oder wird auch in Zukunft großteils auf junge, österreichische Spieler verzichtet?

Fakt ist, dass wir immer zuerst auf den österreichischen Markt schauen, aber letztendlich entscheiden Leistung und Wirtschaftlichkeit. Zurzeit werden hier aber Gehälter bezahlt, die wir nicht mehr stemmen wollen und können.

Vujanovic über den Verzicht auf den Österreicher-Topf

Vujanovic: Nein, das heißt nicht, dass wir das langfristig so machen. Für uns war es in dieser Saison wichtig, Qualität und Mentalität dazuzuholen. Fakt ist, dass wir immer zuerst auf den österreichischen Markt schauen, aber letztendlich entscheiden Leistung und Wirtschaftlichkeit. Zurzeit werden hier aber Gehälter bezahlt, die wir nicht mehr stemmen wollen und können. Trotzdem haben wir viele gute junge Spieler wie zum Beispiel Marco Sulzner oder Dominik Weixelbraun, die momentan als Kooperationsspieler in der 2. Liga spielen.

LAOLA1: Da die direkte Bundesliga-Konkurrenz aufgrund der WM in Katar bis Jahresende viele, äußerst intensive Englische Wochen bestreiten muss, sehen den LASK einige Beobachter des österreichischen Fußballs bereits als Top-Favoriten auf Rang eins nach Ende des Grunddurchgangs. Würden Sie das unterschreiben?

Vujanovic: Unser Ziel bleibt das obere Playoff, das habe ich vor der Saison vorgegeben, dabei bleibe ich auch. Wenn wir dieses Ziel erreichen, können wir über die nächsten Ziele sprechen. Es ist schön, wenn einige das so sehen, das heißt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber unser Ziel bleibt es, das obere Playoff so schnell wie möglich abzusichern.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch!

 

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