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Burgstaller: "Ich habe den Absprung noch geschafft"

Wiedersehen mit Schalke! Guido Burgstaller im LAOLA1-Interview über nicht Rapid-würdige Auftritte, Menschenfänger und die undankbare Rolle eines Stürmers.

Burgstaller: Foto: © GEPA

Stürmer zu sein ist nicht immer leicht!

Mit dieser Rolle hat Guido Burgstaller mit seinen 33 Jahren umzugehen gelernt. Weit gereist, ist er seit Sommer zurück im Schoße seiner grün-weißen Rapid-Familie und lieferte bislang mit zehn Toren in 16 Bundesliga-Einsätzen ab.

Bei Rapid bricht der Kärntner eine Lanze für seinen alten und neuen Trainer Zoran Barisic, lobt das Potenzial im Kader, aber weiß auch, dass Talent alleine nicht reicht. Denn: "Man hat gemerkt, dass das nicht Rapid-würdig war, was wir teilweise fabriziert haben."

Vor dem Wiedersehen mit Schalke 04 im Testspiel (Freitag, ab 19 Uhr im LIVE-Stream) erinnert sich Burgstaller bei LAOLA1 auch an seine größte Auslands-Herausforderung, das erste Betreten der Kabine in Gelsenkirchen. "So blöd es klingt: Ich habe den Absprung noch geschafft, denn ich wollte nie absteigen mit Schalke."

Im großen LAOLA1-Interview spricht Burgstaller schonungslos über Rapids Situation, die Entscheidung für mehr "Work-Life-Balance", wie sehr ihn das Aus auf Schalke schmerzte und warum du als Stürmer entweder nur der Held oder der Volldepp sein kannst.

LAOLA1: Wie urlaubsreif bist du und wie ungewohnt ist die aktuelle Situation, das Jahr mit Trainings und Testspielen, aber ohne Pflichtspiele zu Ende zu führen?

Guido Burgstaller: Schon sehr ungewohnt! Das ist für alle eine neue Situation mit der WM im Winter. Man probiert das Beste daraus zu machen. Es ist nicht so schlecht, man kann viel im Team arbeiten, hat eine längere Winter-Vorbereitung, man kann da das eine oder andere einstudieren. Man muss auch viel am Körperlichen arbeiten. Wenn so eine lange Zeit ist bis zum nächsten Meisterschaftsspiel, ist es manchmal zach. Aber da müssen wir alle durch, bisher ziehen alle super mit.

Rapid - Schalke 04, Freitag, 9.12., 19 Uhr im LIVE-Stream bei LAOLA1 >>>

LAOLA1: Es ist sehr ruhig, die WM lenkt ab, die Fans sind nur bei Testspielen dabei. Wie bewertest du generell die Stimmung, seit das neue Präsidium gewählt ist? Bekommt man mit, dass es ruhiger geworden ist oder ist es so wie viele immer sagen: "Bei Rapid ist es nie ruhig"?

Burgstaller: Wir haben immer in Ruhe trainieren können, es war nie so, dass im Training Unruhe herrschte. Unruhe ist natürlich gegeben, wenn du nicht gut spielst und die Punkte am Wochenende nicht holst. Jetzt durch das letzte Monat haben wir ein bisschen was gut gemacht, auch spielerisch einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Von dem her war das schon wichtig.

LAOLA1: Zoran Barisic war dein Trainer, als du Rapid verlassen hast. Barisic ist jetzt wieder dein Trainer. Wie siehst du diese Entwicklung? Was macht ihn aus? Und warum sollte er deiner Meinung nach auch Trainer bleiben?

Burgstaller: Ich kenne ihn schon ewig, Zoki ist einfach ein Menschenfänger – das muss man ganz klar sagen. Er impft der Truppe Selbstvertrauen und Selbstverständnis ein, will einfach haben – so banal es klingt – dass wir Spaß am Fußball, an der Arbeit, am Laufen, an den Zweikämpfen haben. Das vermittelt er uns zu hundert Prozent. Das hat er in der Kürze der Zeit ganz gut hingekriegt. Aber dass da allgemein im Team noch viel Luft nach oben ist und wir noch viel arbeiten müssen, hat man auch im letzten Monat gesehen, wo es etwas besser gelaufen ist. Das geht nicht innerhalb von ein paar Wochen, dass wir ein Spitzenteam sind. Das wird dauern, da gehört Kontinuität dazu. Natürlich hoffe ich, dass Zoki Trainer bleibt, weil es bisher gut gelaufen ist, er mit den Spielern gut kann, alle haben eine Riesenfreude, unter ihm zu trainieren. Man merkt das tagtäglich. Jetzt habe ich genug Positives über ihn gesagt (lacht).

"Jeder, der das gesehen hat - am Platz oder Fans von der Tribüne - hat gemerkt, dass das nicht Rapid-würdig war, was wir teilweise fabriziert haben. So hart spreche ich das an, weil es war wirklich nicht gut und sehr unkonstant."

Guido Burgstaller

LAOLA1: Das heißt, der Barisic-Funke ist sofort wieder übergesprungen oder musste er auch zuerst einmal die schlechten Seiten der bisherigen Saison aufzeigen?

Burgstaller: Das hat er gar nicht müssen. Jeder, der das gesehen hat - am Platz oder Fans von der Tribüne - hat gemerkt, dass das nicht Rapid-würdig war, was wir teilweise fabriziert haben. So hart spreche ich das an, weil es war wirklich nicht gut und sehr unkonstant. Wenn du in so einen Negativstrudel hineinfällst, dann kommst du schwer raus, das kenne ich von meinen anderen Stationen auch. Zoki hat uns dann zu dem Zeitpunkt sehr gut getan.

LAOLA1: Du hast dich im Sommer bewusst für eine Rapid-Rückkehr entschieden. Wie groß waren die Erwartungen, wie wurden diese bisher erfüllt und wie viel Luft nach oben ist im Frühjahr?

Burgstaller: Alles rund um Platz drei oder vier ist realistisch, wenn wir unsere Leistung bringen. Vom ersten brauche ich gar nicht reden, vom zweiten momentan aufgrund des Rückstands auch nicht. Da sind wir einfach noch zu weit weg. Da muss es über mehrere Monate oder ein Jahr funktionieren, man muss eingespielt sein. Wir haben wieder einen Umbruch im Sommer gehabt, wo ich von Anfang an gesagt habe, dass das dauern wird. Und wir haben einen Trainerwechsel gehabt. Ich hoffe einfach auf Kontinuität, Ruhe und einen Plan, von dem man überzeugt ist und diesen dann längere Zeit durchzieht. Dann können wir auch erfolgreich Fußball spielen.

LAOLA1: Du hast damals einen Schlussstrich unters Ausland gezogen, meintest "Jetzt reicht's"! Du wolltest heim, näher zu Freunden und Familie. Heute wird viel von "Work-Life-Balance" gesprochen. Ist das so eingetreten, wie du dir das vorgestellt hast?

Burgstaller: Ja, klar. Ich habe mehr Zeit für die Familie und nicht mehr so einen weiten Weg nach Kärnten, wie von Hamburg, wo ich fliegen musste. Das ist hier alles kürzer. Wenn du zu einem neuen Verein kommst, willst du natürlich sofort erfolgreich sein. Das haben wir nicht ganz so hingekriegt. Aber es ist eine spannende Aufgabe, ich bin sehr froh, dass ich bei Rapid bin. Ich will den Weg weitergehen und alles dafür tun, damit wir gemeinsam in die richtige Richtung gehen.

LAOLA1: Mit 33 Jahren könnte man auch aus sportlichen Gründen kürzer treten. Hast du dir auch die Qualitätsfrage gestellt, ob du noch weiter diese Kraft für eine 1. oder 2. deutsche Bundesliga aufbringen kannst und es in Österreich vielleicht "gemütlicher" ist? Oder hast du vom Pensum, Intensität, Trainingsanzahl, Zeit beim Verein her gar nicht so viel Unterschied gespürt?

Burgstaller: Mit der letzten Saison bei St. Pauli war ich eigentlich sehr zufrieden. Von dem her glaube ich schon, dass ich das Level noch halten hätte können. Aber darum ist es nie gegangen. Ich wollte nach Hause, der private Stress mit der Heimreise war mir irgendwann zu viel. Dann habe ich einfach für mich selber beschlossen, was wichtiger ist – und das ist für mich die Familie. Zum Glück habe ich dann mit Rapid einen Verein gefunden, wo es für beide Seiten gepasst hat. Ich kann ja nicht einfach sagen, dass ich zurück nach Österreich will und dann habe ich kein Angebot oder nicht das, was ich mir vorstelle. Für mich war das in Österreich immer nur Rapid, das hat zum Glück geklappt.

LAOLA1: Die vom Namen her größte Adresse in deiner Vita war Schalke 04! Am Freitag gibt es ein Wiedersehen im Testspiel. War es auch von den Anforderungen her der größte Verein, die größte Hürde für dich oder wie blickst du auf diese Zeit zurück?

Burgstaller: Klar! Ich kann mich noch erinnern, wie ich am ersten Tag in die Kabine gekommen bin. Ich bin aus der 2. Liga gekommen und auf einmal sitzen Klaas-Jan Huntelaar, Eric Choupo-Moting, Dennis Aogo und Leon Goretzka neben dir. Ich war nur der "klane Bua" aus der 2. Liga. Am Anfang hat man halt nicht so ein Standing, das muss man sich erarbeiten. Das habe ich zum Glück in kürzester Zeit geschafft, habe mich schnell als Stammspieler reingespielt, was in der Truppe nicht selbstverständlich war. Dann war es für mich auch leichter. Aber bei so einem großen Verein mit vielen Legionären wird die Luft einfach dünner, da schaut jeder auf sich, dass er spielt. Es war sicher von allem drumherum der größte Druck, die größte Erwartungshaltung und der größte Verein.

LAOLA1: Fad wird dir auf Schalke wohl auch nicht - ähnlich wie bei Rapid. Ruhig geht es dort nie zu, was ja nicht immer negativ sein muss.

Burgstaller: Genau, das kann auch positiv sein. Wenn es mal läuft, dann ist es ein Wahnsinn. Dann wird man auf Händen getragen, es gibt nichts Schöneres. Um so schwieriger ist es, wenn es nicht läuft. Aber gerade das macht es für mich aus, die ganzen Emotionen, die die Leute mitbringen und wie wichtig ihnen dieser Verein ist. Damit habe ich mich ganz gut identifiziert.

LAOLA1: Dein Faible für Traditionsvereine mit großer Fan-Basis ist bekannt. Schalke, Nürnberg und Rapid verbinden noch dazu Fanfreundschaften – du hast dich also nie wirklich rechtfertigen müssen, warum du woanders hinwechselst, oder?

Burgstaller (lacht): Nein, eigentlich nie! Das hat immer gut gepasst. Im Nachhinein schaut es komisch aus, aber es war alles Zufall. Dass das so eine Kombination ist, ist natürlich sehr schön.

LAOLA1: Wie viele bekannte Gesichter kommen am Freitag nach Wien? Hast du noch Kontakt nach Gelsenkirchen oder ist mit Ab- und Aufstieg dort auch in dieser Hinsicht kein Stein auf dem anderen geblieben?

Burgstaller: Nicht mehr viele! Von den Spielern sind nur mehr Ralf Fährmann und Michael Langer dort. Sonst kenne ich gar keinen mehr, obwohl das mit zweieinhalb Jahren gar nicht so lange her ist. Da hat sich einiges getan. Ich freue mich auf die Physios und den Zeugwart, die sind noch die gleichen. Mike Büskens war auch mal Interimstrainer unter Huub Stevens.

LAOLA1: Der nächste Abstieg droht! Mit dir war Schalke noch Vizemeister, trotzdem haben sich Großklubs wie HSV, Bremen oder Schalke oftmals in der jüngeren Vergangenheit verpokert. Wo ortest du das größte Problem?

Burgstaller: Schwierig, ich bin jetzt schon eine Zeit weg. So blöd es klingt: Ich habe den Absprung noch geschafft, denn ich wollte nie absteigen mit Schalke. Es tut weh. Wir haben ein Jahr vorher noch in der Champions League gespielt, dann steigst du in die 2. Liga ab, wo sie es sehr gut gemacht und sich zurückgekämpft haben. Dieses Jahr haben sie sportlich gewusst, dass sie gegen den Abstieg spielen, auch die wirtschaftliche Situation ist nicht einfach. Da ist aber schon einige Jahre davor etwas falschgelaufen, wenn man so einen Schuldenberg hat, wie ich in Berichten gelesen habe. Ich glaube, dass es schwierig wird, aber dass sie es drüberkriegen.

LAOLA1: Mit Leo Greiml (mit Meniskusverletzung seit Oktober out) spielt ein Ex-Rapidler nun auf Schalke. Du hast zwar nicht mit ihm gespielt, aber kannst du trotzdem einschätzen, ob er das Potenzial für diesen Top-Klub hat beziehungsweise ob er als extrem junger Spieler den Anforderungen auf Schalke gewachsen ist?

Burgstaller: Ich kenne ihn nicht gut, deshalb will ich kein Urteil fällen. Ich weiß einfach, dass es keine leichte Situation für einen jungen Spieler ist, wenn du Letzter bist und die Punkte brauchst. Vielleicht ist er unbekümmert oder er hat die Gabe, dass ihm der Druck nichts ausmacht. Das wäre wichtig bei so einem Verein. Dann kann er sich sicher zeigen und seine Leistungen bringen.

"Entweder du bist der Held oder du bist der Volldepp! Es gibt nur Schwarz oder Weiß, selten ein Grau. Aber ich habe damit überhaupt kein Problem."

Guido Burgstaller

LAOLA1: Du hast auf Schalke im ersten Frühjahr neun Tore erzielt, die Saison drauf elf, danach vier und in der letzten Saison keines mehr – du warst nie der Knipser schlechthin, wenn ich das so sagen darf, sondern viel mehr der Rackerer mit Einsatz und Leidenschaft, der aber Räume aufreißt, Ideen hat, einem Verein vielleicht mehr bringt als nur ein Torgarant. Wie undankbar ist die Rolle eines Stürmers manchmal?

Burgstaller: Entweder du bist der Held oder du bist der Volldepp! Es gibt nur Schwarz oder Weiß, selten ein Grau. Aber ich habe damit überhaupt kein Problem. Unter David Wagner waren wir in der Herbstsaison Vierter, ich habe viel gespielt, aber ich habe nicht getroffen. Trotzdem war es in der Mannschaft eine runde Geschichte. Wir waren ein paar Punkte hinter Dortmund. Irgendwann meinte er zu mir, er kann mich nicht mehr aufstellen, weil ich nicht treffe. Das versteht man, aber es hat weh getan. Ich habe dann weniger Einsätze gehabt, bin ein halbes Jahr später dann gewechselt. Da habe ich mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, ob es jetzt wichtig ist, dass ich treffe - die Stürmer-Position ist zwar mein Job - aber warum man etwas verändern muss, wenn es gut läuft. Ich bin auf keinen Nenner gekommen. Ab und zu bist du halt der Held, ab und zu der Depp - das gehört dazu.

LAOLA1: Gerade bei Stürmern wird der Druck dann relativ schnell groß, wenn sie vier, fünf Spiele nicht treffen - egal, wie gut sie sonst spielen.

Burgstaller: Das halbe Jahr hätte ich fünf, sechs Tore schießen müssen im Herbst. Dann ist es auch klar, dass du in der Stürmerreihe nach hinten rutschst. Das war dann auch mein Ende auf Schalke, was mir schon weh getan hat, dass es dann so schnell gegangen ist. Das hätte ich mir nicht erwartet. Aber so ist es manchmal im Fußball. Wenn man ein Jahr nicht performt, bist du weg vom Fenster.

LAOLA1: Früher waren klassische Strafraumstürmer gefragt, auf die alles zugeschnitten ist. Bei Pressingmomenten kannst du heute meist nicht einen Spieler vorne stehen lassen, der nicht mitarbeitet, dazu kam die falsche Neun. Auch wenn sie spielerisch wertvoll sind, aber keine Tore machen, stehen sie schnell in der Kritik. Wie hat sich die Wahrnehmung eines Stürmers aus deiner Sicht verändert?

Burgstaller: Jetzt suchen ja alle wieder die klassische Neun. Wie Barcelona mit der falschen Neun angefangen hat, wollten sie das in Deutschland nachziehen - das habe ich damals hautnah mitbekommen. Das muss jeder Verein für seinen Spielstil selbst entscheiden. Man kann nicht allgemein sagen, dass man keinen Neuner braucht. Ein Lewandowski hat auch mit Bayern jahrelang Pressing gespielt und ist eine klassische Neun. Was ist überhaupt eine klassische Neun? Harry Kane? Jetzt Niclas Füllkrug? Er bringt halt andere Stärken mit als Thomas Müller, deshalb muss der Trainer entscheiden, was er in dem Spiel braucht. Aber es wäre der falsche Weg zu sagen, ich kann mit einem Neuner kein Pressing oder keine Konter spielen. Ich finde, wenn du vorne einen Spieler mit einer gewissen Wucht hast, der den Körper reinstellt, tut das einem Spiel einfach gut. Jede Mannschaft sollte einen Neuner drin haben - ob er dann spielt oder nicht, ist eine Frage des Spielstils.

LAOLA1: Das Anforderungsprofil ist aber definitiv komplexer geworden.

Burgstaller: Allgemein wird es auf jeder Position immer komplexer, es gibt so viele Systeme. Man sieht bei der WM sehr gut, wie schwer sich die großen Nationen teilweise tun, wenn die vermeintlich Kleinen tief stehen, weil jeder taktisch so gut geschult ist und die Räume eng macht. Mit Videoschulung und anderen Methoden kann man sich perfekt vorbereiten. Es ist sicher spannend, aber nicht mehr wie vor zehn Jahren. Und vor zehn Jahren war es nicht so wie vor 20 Jahren. Es entwickelt sich immer weiter und die Spieler müssen mitziehen.

LAOLA1: In deiner ersten Rapid-Zeit bist du meist über die Außenpositionen gekommen, das hat sich klar zum Mittelstürmer oder falschen Neuner verändert. Unter Ferdinand Feldhofer bist du noch viel weitere Wege als jetzt unter Zoran Barisic gegangen. Bewusst, um dich dort zu haben, wo du noch gefährlicher werden kannst? Oder wolltest du davor einfach zu viel, um dem Team zu helfen?

Burgstaller: Das letzte Monat habe ich eben den klassischen Neuner gespielt. Wir haben unsere Spielanlage etwas verändert, spielen mehr durchs Zentrum, kriegen mehr Bälle zum Klatschen lassen, haben mit Ferdy Druijf einen, der sie gut sichern kann. Ich mag den Spielstil, vorne reinzuspielen, klatschen zu lassen und dann über die Seiten. Das ist eine Stärke, die wir mitnehmen können. Unter Feldhofer war ich manchmal hängende Spitze, da habe ich mich vielleicht selbst ein bisschen zu sehr locken lassen, um als erfahrener Spieler überall zu helfen. Du kannst aber nicht überall sein. Im Endeffekt hätte ich vorne drin sein müssen, wo ich manchmal nicht war. Das hat aber im letzten Monat besser funktioniert.

LAOLA1: Auch nach deiner Rapid-Rückkehr hast du dich zwar mit zwei Toren in den ersten drei Runden vorgestellt, dann aber fünf Spieltage nicht getroffen, schon da war ein Raunen zu merken. Du hast mal angesprochen, dass der Fußball im Bezug auf Trainerwechsel viel zu schnelllebig geworden ist. Gilt das auch für die Geduld mit einzelnen Spielern?

Burgstaller: Es geht immer schnell! Dann hätte ich schon längst aufhören müssen. Wenn der nächste seine Chance nützt, kommst du nicht mehr zum Zug. Das ist im Fußballgeschäft so. Als Trainer geht es noch schneller. Timo Schulz, mein alter Coach von St. Pauli, ist jetzt entlassen worden - für mich ein überragender Trainer, ein super Mensch. Er hat aus wenig viel gemacht und nach einer Durststrecke von einem halben Jahr, in dem es nicht so gut gelaufen ist, ist er weg. Das geht ruckzuck. So ist das leider, da wartet der Nächste.

LAOLA1: Dabei wirst auch du in deiner Karriere erlebt haben, dass mit mehr Geduld nachhaltig mehr bei einem Verein entstehen kann.

Burgstaller: Das sollte auch der Sinn sein. Wenn du als Verein längerfristig etwas aufbauen willst mit deinem Trainer und Spielern, von deren Qualität du überzeugt bist, dir Step by Step im Winter und Sommer etwas dazuholst, wo du Schwächen hast und deinen Plan durchziehst, hast du auf jeden Fall Erfolg. Das ist das Wichtigste, dass jeder weiß, was zu tun ist, überzeugt ist von der Idee, die Spieler mitziehen, der Trainer die Idee so vorgibt, wie er will. Dann hat man Erfolg - nach einer gewissen Zeit. Das geht nicht innerhalb von einem Monat. Das habe ich noch nie gesehen, das wird nicht funktionieren.

LAOLA1: Auch das spricht also dafür, dass Zoran Barisic Rapid-Trainer bleiben soll?

Burgstaller: Ja, zum Beispiel. Kontinuität hilft jedem. Wenn ein neuer Trainer kommt, hat der wieder eine neue Idee. Nach einem Monat Eingewohnungsphase solltest du schon wieder erfolgreich sein. Dass einmal ein Trainer sechs Monate zum Probieren bekommt, wird bei Vereinen wie Rapid oder Schalke nicht funktionieren. Das funktioniert vielleicht einmal bei St. Pauli, dass du einmal Zehnter wirst in der 2. Liga. Aber bei einem Verein, wo du gewisse Erfolgsanforderungen hast, musst du schnell liefern. Da muss jeder Verein seinen Weg finden.

LAOLA1: Sollte Barisic Trainer bleiben: Bist du davon überzeugt, dass er mehr aus der Mannschaft herauskitzeln kann, als es im Herbst der Fall war? Oder wie schätzt du das schlummernde Potenzial mit den sehr jungen Spielern, einem Nicolas Kühn und Co. ein?

Burgstaller: Ich habe ein gutes Interview von Antonio Rüdiger gehört, wie Deutschland bei der WM ausgeschieden ist. Er meinte: "Talent ist nicht alles." Aber ich finde, dass wir extremes Potenzial haben - ohne zu übertreiben. Die Jungen geben Gas, sind super talentiert, aber wenn du als Mannschaft erfolgreich sein willst, brauchst du irgendwas Spezielles: Typen, Führungsspieler, ein gewisses Talent - da muss eine gewisse Harmonie entstehen. Ich glaube, dass wir jetzt mit Zoki den ersten Schritt gemacht haben, da ist noch nicht alles gut, aber auch nicht schlecht. Das Potenzial haben wir - aber das alleine reicht nicht, dazu braucht es harte Arbeit.

Rapid - Schalke 04, Freitag, 9.12., 19 Uhr im LIVE-Stream bei LAOLA1 >>>

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