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Ilzer: Seine Trainer-Karriere begann mit 16,5

Christian Ilzer über seinen speziellen Weg zum Bundesliga-Trainer:

Ilzer: Seine Trainer-Karriere begann mit 16,5 Foto: © GEPA

Christian Ilzer ist und war immer hartnäckig.

Dies führte ihn nicht nur im dritten Anlauf in den UEFA-Pro-Diplom-Kurs, sondern auch in die Bundesliga. Mit 40 Jahren hat sich der Steirer als Trainer bis ganz nach oben gekämpft.

Vor bereits 23 Jahren (!) trat der frühere Elektrotechniker erstmals als Coach in Erscheinung. Angefangen hat alles als U16-Trainer von gleichaltrigen Spielern beim USK Puch, nun ist er Cheftrainer des Wolfsberger AC.

Bei LAOLA1 spricht Ilzer, der vergangene Saison Hartberg sensationell in die Bundesliga führte, über seinen speziellen Weg ohne Spieler-Vergangenheit zum Bundesliga-Trainer.

LAOLA1: Sie mussten lange warten, um dem UEFA-Pro-Diplom-Kurs anzugehören. Hat sich das Warten gelohnt?

Christian Ilzer: Es war ein langer Weg, aber ich freue mich, nun dabei zu sein. Rückblickend war es gar nicht schlecht, jetzt erst dran zu kommen, weil jeder einzelne Schritt hierher wichtig war. Wäre ich früher dran gekommen, hätte mir vielleicht irgendetwas gefehlt. Ich war in jeder Liga Trainer, habe im Nachwuchs eigentlich jeden Step bis zum Nationalteam gemacht. Das alles war für meine Entwicklung richtig gut.

LAOLA1: Und wie froh sind Sie, nun auch Bundesliga-Trainer zu sein?

Ilzer: Ich wollte immer einmal in der österreichischen Bundesliga Trainer sein. Als Kind war mein großer Traum Profi-Fußballer zu werden, der ist aufgrund von Verletzungen früh geplatzt. Jetzt bin ich in der Bundesliga, darauf freue ich mich sehr, ohne aber zu sagen, dass ich am Ziel meiner Träume bin.

LAOLA1: Wie hat Ihre Trainer-Karriere vor 23 Jahren begonnen?

Ilzer: Mit 16,5 Jahren habe ich mir meinen ersten Kreuzbandriss zugezogen, ich war aber bis dorthin schon unglaublich fasziniert von diesem Sport. Er war und ist eine große Liebe. Ich wollte unbedingt selbst Profi werden, das war mein Riesen-Traum. In der Zeit dieser Verletzung habe ich auch sofort nach Alternativen gesucht, um in diesem schönen Sport weiter aktiv zu bleiben. Ich war beim USK Puch Spieler und bin dann zum Vereinsobmann gegangen und habe ihm gesagt, dass ich eine Mannschaft trainieren will. Er meinte, es sei keine frei, nur die U16 und die Spieler seien gleich alt wie ich. Ich wollte sie dennoch trainieren, holte mir aber zunächst ein paar Abfuhren. Ich blieb dann hartnäckig und er gab mir die Chance. Ich hatte keine Ausbildung, besorgte mir aber ein paar Bücher und habe mich so informiert.

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LAOLA1: Hatten Sie schon damals das Gefühl, dass ein Trainer in Ihnen schlummert?

Ilzer: Ich hatte immer irgendwie dieses Gen in mir. Schon beim Spielen mit den Nachbarskindern, die jünger waren, habe ich immer ein wenig den Trainer gespielt. Es hat mir dann auch von Beginn weg enormen Spaß gemacht, Trainer zu sein, auch mit Jungs, die quasi gleich alt sind. Von dort weg bin ich immer Trainer geblieben und habe mir Wege gesucht, mich weiter zu entwickeln und auch nach und nach bessere Spieler zu bekommen. Es ging dann bald einmal für mich ins LAZ, ins Fußball-College in Weiz, es folgten Stationen als Co-Trainer unter Bruno Friesenbichler (Hartberg), Rupert Marko (ÖFB-U19), Helgi Kolvidsson (Wiener Neustadt) und Heimo Pfeifenberger (Wolfsberg). Mit 24 Jahren war ich auch schon Kampfmannschaftstrainer vom USK Puch.

LAOLA1: Und Sie haben den Trainer-Beruf ja auch von anderen Perspektiven aus kennengelernt.

Ilzer: Mein erster Zugang zum Profi-Fußball war etwa jener als Fitnesstrainer. Mir wurde immer gesagt, in dem Bereich, in dem ich gerade war, da soll ich bleiben, weil ich da super wäre. Ich habe aber immer gespürt, ich will selbst die Verantwortung haben und meine Ideen umsetzen. Da war für mich das erste Schlüsselerlebnis, als ich Trainer beim SC Weiz war. Ich habe das so angenommen, wie ich mich von meiner Persönlichkeit her wohl fühle und habe gemerkt, das das bei den Spielern super ankommt. Es war auch ein erfolgreiches Jahr und es hat mir enorm viel Spaß gemacht, vor allem der Umgang mit den Spielern. Bei aller taktischen Liebe zu diesem Spiel war das Zwischenmenschliche, das Verbessern von Spielern, ihr Feedback das, was es zu einem Mega-Jahr gemacht hat. Das hat mich extrem begeistert und von da an wusste ich auch, dass ich Cheftrainer sein will.

LAOLA1: Wie sind Sie zu jenem Trainer geworden, der Sie jetzt sind?

Ilzer: Als Fitnesstrainer hat mich der Körper interessiert, als Video-Analyst stand Taktik über allem, später rückte die Kommunikation und die Führung einer Mannschaft immer mehr in den Mittelpunkt. Meine Spielidee entstand durch verschiedene Erfahrungen als Co-Trainer. Bruno Friesenbichler setzt viel auf Disziplin und Ordnung, Rupert Marko ist unglaublich kreativ, Helgi Kolvidsson ist klar und einfach und auch von der riesigen Sport-Persönlichkeit, einem absoluten Profi, Heimo Pfeifenberger habe ich meine Erfahrungen mitgenommen. Ich habe viel hospitiert, mich mit großen und erfolgreichen Trainern auseinandergesetzt. Ich war bei Jupp Heynckes und Arsene Wenger. Ich habe mir da immer etwas abgeschaut und mich inspirieren lassen, so habe ich mir meine eigene Trainer-Identität aufgebaut.

Wenn ich in dem, was ich mache, richtig gut bin, dann wird auch meine Zukunft gut sein.

Christian Ilzer

LAOLA1: Wohin soll Ihr Weg noch führen?

Ilzer: Es ist ein Traum in der Bundesliga arbeiten zu können, aber ich bin sicher nicht am Ziel meiner Träume. Ich bin jedoch wiederum ein Typ, der im Jetzt arbeitet. Ich will nicht darüber nachdenken, wo ich in zwei oder drei Jahren sein könnte. Ich will mich auch nicht mit dem rühmen, was in der Vergangenheit war. Mein aktueller Verein ist der Wolfsberger AC. Da will ich richtig gut sein. Wenn ich in dem, was ich mache, richtig gut bin, dann wird auch meine Zukunft gut sein.

LAOLA1: Was dürfen wir uns vom Wolfsberger AC in der neuen Saison erwarten?

Ilzer: Eine schwierige Saison liegt hinter uns, deswegen haben wir uns auch entschieden, einen absoluten Kader-Umbruch vorzunehmen - 15 Spieler sind weg, zehn neu. Das ist natürlich ein Schnitt, aber auch einer, den wir bewusst gemacht haben. Es war auch der Wunsch des Vereins und ich bin den sehr gerne mitgegangen. Auch weil ich denke, dass er absolut sinnvoll war. Jetzt müssen wir aus dieser Gruppe, die ich mitprägen konnte und in der sehr interessante Spieler drinnen sind, schnell eine Mannschaft formen, die zum WAC, zu Kärnten passt, mit der wir erfolgreich sein können und mit der wir eine geile Idee von Fußball umsetzen können. Das sind die ersten Steps. Zielsetzungen will ich nie zu tief ansetzen. Wenn ich das mache, gebe ich den Verein in die Komfortzone. Das will ich auf keinen Fall. Ich will von Anfang an den ganzen Verein, auf dem Feld und im Büro, voll auf Zug halten. Aber man darf die Ziele auch nicht unrealistisch hoch ansetzen. Man weiß, wie schwierig die vergangene Saison war. Von dieser Mannschaft sind etwa Spieler wie Igor und Majeed Ashimeru gegangen, die ich wahnsinnig gerne gehalten hätte. Aber ich habe eine Mannschaft, mit der wir uns auch etwas zutrauen müssen. Mit Salzburg, Sturm, Rapid und Austria hast du aber zunächst vier Teams, die fix im oberen Playoff sein werden. Der LASK steht auch noch drüber und dann raufen alle anderen um den einen Platz. In diesem Kampf wollen wir dabei sein. Wenn wir unsere Geschichte gut machen, müssen wir uns das auch zutrauen. Wenn wir es schaffen, wäre es aber auch ein Riesen-Erfolg.


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