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So schlägt sich Wieland beim LASK: Zwischenfazit

Ära des interimisten Trainers der Linzer neigt sich dem Ende zu. Wie geht es weiter?

So schlägt sich Wieland beim LASK: Zwischenfazit Foto: © GEPA

Die ausgerufene "Probefrist" von 19 Spielen läuft für LASK-Trainer Andreas Wieland langsam ab. Nach der Trennung von Dominik Thalhammer wurde Wieland exakt dieser Spielraum eingeräumt, um die Verantwortlichen von einer möglichen Verlängerung zu überzeugen.

Während international und im Cup alles nach Plan läuft, schaffte der vormalige Co-Trainer den Turnaround in der Bundesliga (noch) nicht. Sieben Runden vor Ende des Grunddurchgangs liegen die Oberösterreicher in der Liga nur auf Rang elf, der Abstand auf Rang sechs und das Meister-Playoff beträgt fünf Punkte.

Ganz anders stellt sich die Situation in der Conference League dar. In einer wenig attraktiven Gruppe mit den Gegnern Alashkert, HJK Helsinki und Maccabi Tel Aviv stehen die Linzer schon fix unter den besten zwei Teams, könnten mit einem Sieg in Israel (Donnerstag 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) bereits frühzeitig den Gruppensieg unter Dach und Fach bringen.

Das würde den Athletikern neben einer Portion Selbstvertrauen auch sportliche Vorteile bringen. Der Gruppensieger steigt nämlich direkt ins Achtelfinale auf, der Tabellen-Zweite muss den Umweg über die Zwischenrunde nehmen.

Wieland könnte in Tel Aviv somit Werbung in eigener Sache betreiben und ein paar Pluspunkte sammeln. Dass der 38-Jährige rein formal über alle Lizenzen verfügt, um die Stahlstädter auch über den Winter hinaus zu trainieren, ist unbestritten. Ob er allerdings auch aus sportlicher Sicht die Fertigkeiten mitbringt, steht auf einem anderen Blatt.

Wie sich der gebürtige Wiener bisher geschlagen hat - was für und was gegen eine Weiterbeschäftigung spricht - nimmt LAOLA1 unter die Lupe.

Glasner und Ismael top - Thalhammer und Wieland naja

Die Zahlen sind es zunächst einmal nicht, die einen Verbleib Wielands in der oberösterreichischen Landesmetropole garantieren. Im Vergleich mit seinen Vorgängern hinkt der "Trainer-Rookie" nämlich gehörig hinterher. Und das, obwohl diese jeweils deutlich mehr Spiele mit den Schwarz-Weißen bestritten, sprich, der Mittelwert aussagekräftiger ist.

Den besten Punkteschnitt (alle Daten von Transfermark.at) seit Sommer 2016 hat der Franzose Valerien Ismael. Er bringt 1,98 Punkte/Spiel in allen Bewerben auf die Waage. In der Bundesliga ist der Schnitt sogar noch besser: Hier schaffte der Ex-Bayern-Profi - coachte die Oberösterreicher in der Saison 2019/20 - sogar exakt 2 Punkte pro Partie.

Heute und damals - Wieland und Ismael
Foto: © GEPA

Pikant: Ismael wurde nach nur einer - lange Zeit sehr erfolgreichen – Saison recht überraschend vom Hof gejagt. Die Trennung soll Gerüchten zufolge sein damaliger Co-Trainer Andreas Wieland mitinitiiert haben, was dieser aber auch gegenüber LAOLA1 vehement bestritt (zum Interview mit Wieland >>).

Nur einen Hauch hinter Ismael liegt jener Trainer, der dem LASK dessen vielzitierte DNA verpasste - Oliver Glasner. Der aktuelle Frankfurt-Cheftrainer schaffte mit den Linzern nicht nur den Wiederaufstieg, sondern krempelte auch die Spielidee maßgeblich um. Mit Erfolg, denn auch sein Punkteschnitt von 1,97/Spiel kann sich sehen lassen.

Zu berücksichtigen gilt es hier, dass Glasner auch zwei Saisonen in LigaZwa (um den Aufstieg) spielte, was den Schnitt doch etwas nach oben schiebt. In seinen beiden Bundesliga-Saisonen (Cup und Europacup miteinbezogen) steht ein Schnitt von 1,84 zu Buche (nur Bundesliga 1,76), wobei besonders die 2,05 Punkte/Spiel in seiner letzten Saison 2018/19 herausragen.

Nicht an diese Zahlen kommen Wieland und dessen direkter Vorgänger Dominik Thalhammer heran. Während Thalhammer einen Schnitt von 1,69 Punkten pro Partie auf der Habenseite notiert, liegt jener von Wieland mit 1,71 Punkten nur minimal darüber.

Und vergleicht man die Zahlen in der Bundesliga, fallen beide noch weiter ab. Thalhammers Wert liegt hier bei 1,42 Punkten/Spiel gesamt und erschreckenden 0,86 in der laufenden Saison. Das macht die Entlassung des ehemaligen ÖFB-Frauen-Teamchefs mehr und mehr nachvollziehbar.

Doch auch Wieland schaffte den eingangs erwähnten Turnaround nicht. Die 1,71 Punkte werden von guten Ergebnissen in der Conference League und im Cup gepusht, in der Liga ist sein Wert mit exakt 1,0/Spiel ausbaufähig.

Trainer Dauer Punkteschnitt gesamt Punkteschnitt Bundesliga
Oliver Glasner Juli 2015 - Juni 2019 1,97 1,76
Valerien Ismael Juli 2019 - Juli 2020 1,98 2,0
Dominik Thalhammer Juli 2020 - September 2021 1,69 1,42 (0,86 Saison 2021/22)
Andreas Wieland September 2021 - November 2021 1,71 1,00

Offensive zulasten der Defensive belebt?

Verfolgt man die Spiele der Stahlstädter über einen längeren Zeitraum, wird deutlich, dass Thalhammer und Wieland gewissermaßen im gleichen Boot sitzen. Die Mannschaft zeigt - zumindest phasenweise - begeisternden Fußball, belohnt sich aber zu selten mit Toren und kassiert die Gegentreffer viel zu oft auf recht billige Art und Weise.

So gelang es Wieland trotz der Rückkehr zur Viererkette nicht, die defensiven Lücken zu stopfen. Ganz im Gegenteil: Kassierten die Linzer in sieben Bundesliga-Saisonspielen unter Thalhammer neun Gegentore, klingelte es in acht Partien unter seinem Nachfolger ganze 13 Mal im eigenen Kasten. Ex-Abwehrchef Gernot Trauner, der inzwischen bei Feyenoord Rotterdam glänzt, lässt grüßen...

Angreifer im Aufschwung - Goiginger und Karamoko
Foto: © GEPA

Zumindest offensiv lässt sich eine Steigerung ausmachen. Der von Wieland ausgerufene Plan "Zurück zu den Basics" zeigt im Spiel nach vorne phasenweise Wirkung. Während die "thalhammersche" Offensive nur auf fünf Liga-Treffer in sieben Partien kam, trafen Karamoko und Co. unter Wieland in acht Spielen 13 Mal. Punktemäßig hat sich übrigens in absoluten Zahlen nur sehr wenig verändert: Wieland holte in acht Partien ebensoviele Punkte, Thalhammer in sieben Partien sechs.

Als Achillesferse offenbarte sich unter beiden Übungsleitern die Chancen-Verwertung, die mögliche Siege und eine deutliche bessere Tabellen-Platzierung zunichte machte (mehr Infos >>).

Blick in die Glaskugel

Soweit also die statistischen Daten, die aktuell nicht unbedingt für eine Weiterbeschäftigung des vormaligen Juniors-OÖ-Trainers sprechen. Sportdirektor Radovan Vujanovic und die weiteren in die Entscheidungsfindung eingebundenden Personen werden aber nicht nur den Zahlen vertrauen, sondern auch die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Trainer und Mannschaft genau analysieren.

Hier ließ sich in den bisherigen Wochen keine Tendenz erkennen. Die Mannschaft wirkt nach außen hin vielleicht wieder eine Spur homogener als noch unter Thalhammer, gröbere Diskrepanzen drangen aber auch unter dessen Leitung nicht an die Öffentlichkeit.

Ist auch der Weg zurück in die zweite Reihe denkbar?

Vujanovic selbst vermied es bis dato, Stellung zu beziehen und schob allen Gerüchten einen Riegel vor. Im LAOLA1-Interview vor wenigen Wochen erklärte er, erst nach den 19 Spielen unter Wieland eine Entscheidung treffen zu wollen. Bereits Gespräche mit anderen Trainern zu führen, bestritt er entschieden (zum Vujanovic-Interview >>).

Should I Stay or Should I Go?

Neben der Frage, ob der LASK mit Wieland weiterarbeiten möchte, wird ebenso entscheidend sein, ob sich Wieland selbst die Position an vorderster Front auf Dauer zutraut. Auf entsprechende Nachfragen verwies auch der aktuelle Trainer stets auf den Winter und versicherte, sich darüber hinaus keinerlei Gedanken zu machen.

Fünf Spiele vor der Winterpause und dem damit einhergehenden (voraussichtlichen) Ende des Cheftrainer-Daseins wird sich Wieland aber irgendwann - um es ganz mit "The Clash" zu halten - fragen müssen: Should I Stay or Should I Go?

Ob er tatsächlich - wie von ihm angekündigt - bereit sein sollte, wieder ins zweite Glied zurückzukehren, erscheint nach den bisherigen Auftritten fraglich. Wieland wirkt in TV-Interviews selbstbewusst, strahlt auch an der Seitenlinie die nötige Präsenz eines Cheftrainers aus. Vom klassischen "Zweier" also keine Spur.

Steigen könnten seine Aktien kurioserweise, weil der in Linz hochgehandelte Markus Schopp bei einem Bundesliga-Konkurrenten Favorit auf den Trainerposten sein soll (mehr Infos >>).

So könnte just Rapid, wo die aktuell in der Verantwortung stehenden Steffen Hofmann und Thomas Hickersberger schnellstmöglich wieder aus dem Rampenlicht verschwinden wollen, das Zünglein an der Waage werden, ob der ehemalige Linzer "Co" Andreas Wieland weiter als "Chef" arbeiten darf.

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