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Rapids neuer Vorzeigeschüler Nikolas Sattlberger

Weg von der Bildfläche, plötzlich bei den Profis! So tickt Rapids Nikolas Sattlberger:

Rapids neuer Vorzeigeschüler Nikolas Sattlberger Foto: © GEPA

Wir schreiben den 21. Juli 2022, 61. Minute, als viele Rapid-Fans ungläubig zur Seitenlinie starrten.

Dreifach-Wechsel im richtungsweisenden Hinspiel der Conference-League-Quali gegen Lechia Gdansk im Weststadion - Knasmüllner für Grüll, Kriwak für Zimmermann, auch Pejic ging raus. Für ihn sollte der blutjunge Nikolas Sattlberger ins Spiel kommen.

Nikolas wer? Erstaunte Gesichter auf den Tribünen. Noch erstauntere Gesichter, als der 18-jährige Mittelfeldspieler ohne Nervenflattern das Spiel an sich zog und wesentlichen Anteil an der druckvollen Schlussphase seiner Grün-Weißen hatte. Drei Tage später stand er gegen Ried erstmals in der Startelf, bejubelte seinen ersten Sieg als Rapid-Profi.

Dass den Youngster zuletzt nicht viele auf dem Zettel hatten, hat Gründe. Doch die Verantwortlichen schwärmen vom eigentlichen Frühstarter, der schon mit 16 Jahren in der 2. Liga für Rapid II auflief.

Aber wer ist dieser neue, junge Mann namens Sattlberger, von dem derzeit alle sprechen und der auf und abseits des Platzes ein Vorzeigeschüler ist? LAOLA1 hat sich im Rapid-Umfeld genauer umgehört.

Mehr als eine Talentprobe von Sattlberger

Gestatten! Nikolas Sattlberger, 18 Jahre jung, 2004er-Jahrgang, zentraler, defensiver Mittelfeldspieler, seit Jänner 2018 bei Rapid und von der U15 bis hinauf zur U18 ÖFB-Nachwuchsteamspieler.

"Sattlberger hat mehr als eine Talentprobe abgeliefert", schwärmte Feldhofer nach dem Pflichtspiel-Debüt. "Aber bitte nicht übertreiben, ruhig bleiben und Zeit geben, er wird immer wieder Einsätze bekommen."

Sattlberger war jener Auserwählte, der im Sommer noch auf den Trainingslager-Zug aufsprang - zum Erstaunen des Spielers selbst. "Es war für ihn doch sehr überraschend, dass er mit uns ins Trainingslager mitfahren durfte", meinte Feldhofer gegenüber LAOLA1.

"Er war lange verletzt. Wir haben ihn über längere Zeit behutsam aufgebaut und er hat ab dem ersten Tag gezeigt, was er kann – als ob er schon immer dabei gewesen wäre. Darum haben wir uns für die nähere Zukunft entschieden, dass er bei uns dabei bleibt."

So kam der Youngster nicht nur in jedem Spiel der Vorbereitung zum Einsatz, sondern zeigte dermaßen auf, dass der Trainer auch zum Saisonstart nicht um die Zukunftshoffnung herumkam. Das Vertrauen konnte der neue Mann mit vielversprechenden Leistungen bisher zurückzahlen.

Von der Bildfläche verschwunden und plötzlich bei den Profis

"Bei Satti war's halt so, dass ein Platz war im Trainingslager", erinnert sich bei LAOLA1 auch Willi Schuldes, sportlicher Leiter Rapid II, Akademie und Nachwuchs, der Sattlberger durch alle Akademie-Stufen Rapids heranreifen sah.

Beim ständigen Austausch über den aktuellen Stand der Spieler zwischen Schuldes, Feldhofer, Sportchef Zoran Barisic, Sportkoordinator Steffen Hofmann und Rapid-II-Coach Stefan Kulovits, wer in den nächsten Jahren ein Thema werden könnte, "war Satti natürlich eingeplant".

"Jetzt war es natürlich unerwartet, aber man sieht auch, dass er nicht nur mitspielt, sondern auch Kommandos gibt, sich positioniert, einteilt, coacht und sehr aktiv ist. Offensichtlich war er schon soweit."

Willi Schuldes über Nikolas Sattlberger

"Wir haben nach seiner langen Verletzungspause natürlich nicht gewusst, wie schnell das geht und sind froh, dass es so schnell gegangen ist. Jetzt war es natürlich unerwartet, aber man sieht auch, dass er nicht nur mitspielt, sondern auch Kommandos gibt, sich positioniert, einteilt, coacht und sehr aktiv ist. Offensichtlich war er schon soweit", freut sich Schuldes über die Entwicklung seines Schützlings.

Da die Verletzung bereits mehrfach erwähnt wurde: Im Frühjahr 2021 kostete den damals 17-Jährigen eine Hüftverletzung fast ein ganzes Jahr. Deshalb verschwand er für die Außenwelt auch kurzerhand von der Bildfläche.

"Für die Öffentlichkeit natürlich! Aber wir haben ihn schon auf dem Radar gehabt. Er war einer von den Spielern, die im ersten Jahr in der 2. Liga als 16-Jähriger schon viele Spiele gehabt hat. Aber wir planen ja mittel- bis langfristig und da war er immer Thema."

"Die Meilensteine hat er jetzt schon Ende Juli erreicht"

Dabei debütierte er mit noch 16 Jahren am 6. November gegen den SV Horn in der 2. Liga, absolvierte sieben Einsätze, bis ihn die Zwangspause aus der Bahn warf. Über die U18 und Rapid II fand der SCR die richtige Mischung, um Sattlberger wieder heranzuführen.

"Heuer im Jahr 2022 war es Thema, ihn heranzuführen ans Profi-Niveau. Das haben wir begonnen eigentlich noch in der U18, bewusst, obwohl er schon ein Jahr fixer Bestandteil von Rapid II war, um ihn wieder einzugliedern unter erleichterten Bedingungen, dann haben wir ihn ins Winter-Trainingslager der zweiten Mannschaft in die Türkei mitgenommen", erklärt Schuldes.

"Er hat danach Spielpraxis in der U18 gehabt zu Beginn der Frühjahrssaison, um zu schauen, wie er auf den Spielrhythmus reagiert und da hat er die letzten vier, fünf Spiele eh schon performt. Da haben wir schon gewusst, dass er nicht nur wieder voll da, sondern bereit für die nächsten Schritte ist. Das war also keine Leistungsfrage, sondern eine medizinische Frage, ob es wirklich schon geht und er schon matchfit für den Erwachsenenfußball ist."

Nach nur 14 Einsätzen in der 2. Liga wurde sein Vertrag im Mai bis 2025 verlängert. Nach dem Trainingslager mit den Profis genießt der Spieler derzeit den Moment, denn alles geht schneller als geplant. "Es war ein Thema in seiner Karriereplanung, Leistungsträger in der zweiten Mannschaft zu sein und erste Einsätze in der Profimannschaft bis Herbst zu schaffen – die Meilensteine hat er jetzt schon Ende Juli erreicht", weiß Schuldes.

Dirigent im Mittelfeld mit jeder Menge Qualität

Ob ihm ohne Hüftverletzung sogar noch früher der Durchbruch gelungen wäre, kann nur gemunkelt werden. Auch die ersten Einsätze dürften nicht überbewertet werden, da es nun darum geht, den Konkurrenzkampf anzunehmen und längerfristig dem Kader anzugehören.

"Er ist halt bei weitem noch nicht fertig, auch in seiner Entwicklung. Er ist ein schlanker Typ, aber trotzdem haben wir da noch Möglichkeiten, was körperliche Stabilität und Krafttraining betrifft. Er ist ja erst am Anfang seines Weges im Profi-Fußball und hat noch viel vor sich", weiß auch der Nachwuchsleiter, dass noch viel Luft nach oben ist.

Gewisse Stärken bringt Sattlberger aber natürlich mit. Im zentralen Mittelfeld fühlt er sich zu Hause, allerdings ist er eher kein Box-to-Box-Spieler. "Er ist eher ein Sechser oder Achter, der eher über das Stellungsspiel, Antizipieren, Spielrhythmus bestimmen mit und ohne Ball einer Mannschaft hilft", kennt Schuldes die Vorzüge des 18-Jährigen nur zu gut.

"Auch wenn er natürlich laufstark ist, aber er ist einer, der das Spiel sehr oft vor sich hat und dirigiert und lenkt – egal, ob als einzelner Sechser, zweiter Sechser oder in einer Raute in der Halbposition. Da sind seine Stärken, er hat ein sehr konkretes Passspiel, Spielverständnis, Übersicht, Gefühl für den Raum – nicht nur für den eigenen, sondern auch jenen seiner Mitspieler. Dazu zeichnet er sich durch seine Größe natürlich auch mit Kopfballstärke aus, auch mit Ruhe am Ball. Das macht er ganz gut."

Nervosität? Ein Fremdwort

Was bei den ersten Auftritten sofort offensichtlich war: Nervosität kennt das Talent scheinbar nicht. Mit seinen gerade einmal 18 Jahren wirkte Sattlberger abgebrüht und ließ sich auch von der Kulisse im Allianz Stadion nicht blenden.

"Alle die reingekommen sind, haben kein halbes Jahr gebraucht, dass sie funktionieren, weil Zimmermann war nach dem dritten Spiel da und hat getroffen. Niki Hedl hat ab dem vierten Spiel so gespielt, als hätte er schon 120 Bundesliga-Spiele. Das ist der Sinn, dass man sie so ausbildet und vorbereitet, dass sie das nur mehr kurz adaptieren müssen in einem vollen Stadion", meint Schuldes dazu.

Trotzdem haben einige Akteure in der Vergangenheit schon weitaus mehr Nerven gezeigt als Sattlberger. "Es war wirklich schön zu sehen, dass er eine sehr positive, aktive Körpersprache gehabt hat und eben auch seiner Position entsprechend, auch wenn er ein Jüngerer war, eingeteilt hat und nicht nur sich selbst positioniert hat."

Seine Führungsqualitäten zeigten sich auch zuletzt beim ÖFB-U18-Lehrgang, als Sattlberger sein Team beim Turnier in Kroatien als Kapitän anführte. Nächstes Jahr könnte die U19 inklusive EM-Qualifikation winken. Welche Bedeutung eine U19-EM für die individuelle Weiterentwicklung hat, war erst im Juni zu sehen.

Vorzeigeschüler zwischen Matura und Rapid-Durchbruch

Auch abseits des Platzes steht für den Youngster ein richtungsweisendes Jahr bevor, schließlich geht er in sein Maturajahr. Alles kein Problem, glaubt man Schuldes, da Sattlberger mehr oder weniger ein Vorzeigeschüler ist. Das duale Bildungssystem an der Rapid-Kooperationsschule Wien-West zeigt Wirkung.

Dort sitzt der Aufsteiger in einer Klasse mit weiteren Rapid-Juwelen: Leopold Querfeld und Aaron Sky Schwarz. "Das sind auch Freunde, die gemeinsam auf Urlaub fahren", weiß Schuldes, von dem wir auch noch mehr über den Mensch Sattlberger erfahren wollen.

"Er ist ein sehr netter, fokussierter, intelligenter Zeitgenosse und aufgeweckter Bursche, der sich auch mit Dingen im Leben abseits von Fußball beschäftigt und nachfragt." Bei Rapid ist man frohen Mutes, dass Sattlberger der nächste Shootingstar sein könnte, der sich aus dem eigenen Nachwuchs nachhaltig nach oben pirscht.

Aber die Kirche bleibt vorerst im Dorf: "Es sind jetzt nicht einmal eineinhalb Spiele, vom Durchbruch sind wir noch weit entfernt. Aber er hat Fähigkeiten, die ihn hoffentlich dazu bringen, viele Spiele national und international auf diesem Niveau für unsere Profimannschaft zu spielen."

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