news

SCR-Sportchef Bickel: "Damit mussten wir rechnen"

Galvao-Aus wiegt schwer, Gefahr weiterer Abgänge besteht. Was Rapid vor hat:

SCR-Sportchef Bickel:

Der Transfer von Lucas Galvao zum FC Ingolstadt machte den SK Rapid betroffen.

Der brasilianische Leistungsträger hinterlässt bei den Wienern ein Loch. Obwohl er nur ein Jahr zum Kader gehörte, stabilisierte er die Defensive und war auch menschlich eine absolute Respektperson.

Jetzt gilt es ihn kurzfristig zu ersetzen. Ebenso wie Andrija Pavlovic, der als neuer Stürmer die Sorgen im Angriff lösen sollte und nun mit einem Muskelriss monatelang wie Giorgi Kvilitaia und Philipp Schobesberger ausfällt.

Sogar weitere Abgänge kann Fredy Bickel nicht ausschließen. Bei drei bis vier Spielern besteht durchaus die Gefahr.

Gefahr weiterer namhafter Abgänge besteht

„Wenn ich es einschätze, sehe ich drei bis vier Positionen, wo ich mir tiefe Gedanken machen muss. Jedoch würde ich die Gefahr mit mehr als 50 Prozent höchstens bei einem einschätzen.“

Um wen es sich handle, könne sich jeder selber ausmalen. Bickel will diese nicht auch noch extra ins Gespräch bringen. Spieler wie Stefan Schwab, Thomas Murg oder etwa Boli Bolingoli haben in der vergangenen Saison aber mit Sicherheit Begehrlichkeiten geweckt.

Der Schweizer Sportdirektor ist im Trainingslager in Windischgarsten im Dauerstress, versicherte LAOLA1 aber beim Besuch in Oberösterreich: „Ich gehe davon aus, Stand heute, dass wir noch zwei, drei Spieler verpflichten werden.“

Zwei für die Offensive, einen als Galvao-Ersatz für die Innenverteidigung.

Galvao-Abgang: „Damit mussten wir rechnen“

Auch wenn der Abgang des brasilianischen Abwehrchefs für die Öffentlichkeit überraschend kam, ist Rapid bereits seit längerem vorgewarnt.

„Es hat sich schon vor längerer Zeit angebahnt. Trotzdem haben wir bis zum Schluss versucht, ihn zu halten. Für außen war es überraschend, aber damit mussten wir rechnen.“

Trotz Vertrags bis 2020 wollte man dem Ex-Altacher keine Steine in den Weg legen. Denn dieser habe sich stets wie ein Musterprofi verhalten, Rapid in jeden Schritt und seine Gefühle eingeweiht.

„Es zahlt sich auch im Fußball nicht aus, wenn man auf Paragrafen reitet oder Verträge ausnutzt. Es gibt immer noch den Menschen dahinter. Du musst auch die andere Seite sehen. Er ist jetzt ein 27-jähriger Spieler, der vor Rapid noch nicht bei einem richtigen Großklub gespielt hat. Nicht dass das jetzt Ingolstadt wäre, aber er wurde sicher noch nicht mit Finanzen überhäuft. Er ist ein Brasilianer, weiß dass seine Karriere nicht mehr lange geht und hat jetzt die Chance, sich wahrscheinlich erstmals was für die Zukunft dazuzuverdienen. Dann wird es schon schwierig, das persönlich zu vereinbaren. Verbaust du ihm das oder nicht? Wäre er 22 oder 23 hätte ich gesagt, du hast noch die ganze Karriere vor dir, es kommt noch was Besseres, mach mit uns weiter. Da hätte ich sicher alles in die Waagschale gelegt, um ihn zu behalten“, rechtfertigt Bickel den Verkauf der wichtigen Stütze, obwohl ihm sehr wohl klar ist, was man mit Galvao verliert.

Klare Nummer 1 und Nummer 2 als Galvao-Nachfolger

In drei Wochen startet die Bundesliga, in einem Monat die Europa-League-Quali – für Rapid zählt nun jeder Tag.

Die Verpflichtung eines Galvao-Ersatzes soll aber kurz bevorstehen, auch wenn ein paar Stunden nach Galvaos Abgang noch nichts fixiert ist.

„Es sind zwei hier, die unterschriftsreif vorliegen und wir haben drei Kandidaten, wo wir noch nicht so weit sind, aber wo wir jetzt auch die Gespräche aufnehmen können. Auch wenn du einig bist, dauert es dann noch drei, vier Tage, weil dann der andere Verein auch weiß, dass du unter Druck bist und noch nachverhandeln will. Der eine oder andere Spieler nützt seine Position auch aus, andere Vereine grätschen rein. Wir sind gut vorbereitet, ich bin optimistisch, dass wir das bis in der kommenden Woche abgeschlossen haben. Sicherheit hast du aber nie, bis die Unterschrift da liegt“, verrät Bickel.

Aber man hat klare Vorstellungen: „Wir wissen genau, wer die Nummer 1 und Nummer 2 wäre, aber wir haben die Garantie nicht, dass die Nummer 1 oder 2 unterschreibt. Deshalb musst du dir die anderen warm halten, damit du zurückrudern kannst.“

Galvao ermöglicht finanziell neue Möglichkeiten

Was gesucht wird, ist klar: „Ein spielstarker Innenverteidiger, der ein Linksfuß ist. Das ist für uns wichtig.“

Mit ziemlicher Sicherheit steht auch fest: Es wird ein weiterer Ausländer geholt. Zumindest die beiden Favoriten haben bisher keine Berührungspunkte mit Österreich. So lange diese die oben angeführten Eigenschaften erfüllen, stellt dies aber für Rapid kein Problem dar.

Rapid muss und wird reagieren, sonst stünden nur vier Innenverteidiger zur Verfügung. Eindeutig zu wenig, wie Bickel bestätigt, denn Christopher Dibon ist nach langer Verletzungspause noch nicht bei hundert Prozent und mit Max Hofmann, Mario Sonnleitner und dem talentierten aber noch nicht erprobten Mert Müldür wäre das Risiko zu groß.

Der Galvao-Transfer, der zwischen zwei und drei Millionen Euro einbringen soll, macht das spontane Bieten auf dem Markt auch möglich. „Die finanzielle Seite ist jetzt kein großes Problem. Von Ausländerplätzen sind wir derzeit auch nicht eingeschränkt, weil uns ja ein Spieler ohne österreichischen Pass verlässt“, so Bickel.

Wieder zu viele Legionäre als Problem?

Die Betonung liegt auf „derzeit“, denn sobald die verletzten Ausländer wie Kvilitaia, Pavlovic oder Ivan Mocinic wieder fit sind, könnte der eine oder andere aufgrund der geplanten Legionärs-Transfers wieder dem Österreicher-Topf zum Opfer fallen.

„Ich weiß, dass es wohl in dem halben Jahr keine Probleme geben wird, aber mir ist sehr wohl bewusst, dass es im Jänner wieder aufs Tableau kommen kann. Da muss man den Mittelweg finden, wie viel Risiko man nimmt im Hinblick auf die Zukunft oder wie weit du dich hinauslehnst.“

Von den geplanten drei Neuen dürfen somit nicht alle drei Ausländer sein. In dieser Hinsicht betont Bickel einen Mittelweg, um sich nicht selbst neue Probleme für die Zukunft aufzumachen.

Seitenhieb auf Konkurrenz in puncto Transfers

Die Möglichkeiten auf dem heimischen Markt sind jedoch so beschränkt, dass der Blick ins Ausland erfolgen muss, wie der Sportchef erklärt:

„Zuerst haben wir schon ein Auge auf den eigenen Nachwuchs, dann kommt in zweiter Linie die Bundesliga. Da geht es um Spieler, wo du das Gefühl hast, dass die dir weiterhelfen können, aber die vielleicht nicht wollen oder du hast Probleme mit dem Verein, dass dieser Spieler nicht im Land selber abgeben. Das ist häufig der Fall, wie ich hier erleben durfte“, holt Bickel zum kleinen Seitenhieb aus. „Und dann kommt Szenario drei, das ist halt das Ausland.“

Die kommenden Tage werden intensiv, denn den Grün-Weißen läuft die Zeit davon, will man gestärkt und gut aufgestellt in die Saison starten.

Die beiden Telefone des Sportchefs stehen ohnehin nicht mehr still. Ein Stürmer und ein Verteidiger müssen so schnell wie möglich ihre Tinte unter den Vertrag setzen.

"LAOLA1 On Air - Der Sport-Podcast" auf verschiedenen Kanälen:

Spotify: http://bit.ly/LAOLA1OnSpotify

iTunes: http://bit.ly/LAOLA1Onitunes

Deezer: http://bit.ly/LAOLA1OnDeezer


Kommentare