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Präsidiums-Vorsatz: "Rapid darf keine Wohlfühloase sein"

Präsidiums-Trio gibt Einblicke! So steht es um die wichtigen Personalentscheidungen, darauf wird der Fokus gelegt und außerdem soll das Budget erhöht werden.

Präsidiums-Vorsatz:

"Das wichtigste Ziel ist der sportliche Erfolg, no na", gibt Alexander Wrabetz plakativ zu verstehen.

"Dem werden wir alles unterordnen, dass wir möglichst rasch auf die sportliche Erfolgskurve kommen." Der mögliche neue Rapid-Präsident, sofern er bei der Hauptversammlung am 26. November gewählt wird, weiß, was die Mitglieder und Fans gerne hören.

Der ehemalige ORF-Generaldirektor hat früh klargemacht, dass in Zukunft der Fokus in Richtung Kampfmannschaft und verkaufbarer Erfolge geht. Beim ersten offiziellen Pressetermin im Allianz Stadion stand er zusammen mit der laut Liste vorgesehenen Vize-Präsidentin Edeltraud Hanappi-Egger und Ex-Profi Michael Hatz, der im aktuellen Präsidium sitzt und zusammen mit Listen-"Gründer" Steffen Hofmann und Michael Tojner die sportlichen Agenden übernehmen soll, Rede und Antwort.

Vor rund 40 interessierten Journalisten präsentierte das Trio insgesamt 80 Minuten ihre - teilweise noch vagen - Pläne und beantworteten Fragen. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei - abgesehen vom bereits präsentierten fünfseitigen Kurzkonzept - den bevorstehenden Personalentscheidungen sowie der angepeilten Budgetsteigerung zu.

Personalentscheidungen haben Priorität

In den letzten Wochen wurde viel über das führungslose Rapid gesprochen, nachdem Noch-Präsident Martin Bruckner seine Nicht-Kandidatur ankündigte und Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek am Montag endgültig sein Büro räumte. Zudem fungiert Zoran Barisic nach der Trennung von Trainer Ferdinand Feldhofer mittlerweile in Personalunion als Coach und Sportchef.

Bereits am Anfang erwähnte Wrabetz somit die Notwendigkeit, hier schnellstmöglich nachzuschärfen - immer mit dem Hinweis, dass erst die Wahl am 26. November Klarheit verschafft, ob die verknüpfte Liste in Zukunft die Führung übernimmt.

"Wir werden rasch eine Entscheidung treffen müssen, wer Geschäfsführer Wirtschaft Christoph Peschek nachfolgt, aber wir werden nicht in den nächsten drei Wochen jemanden finden. Deshalb werden wir zuerst eine interimistische Geschäfsführung etablieren, um in den nächsten Monaten dann eine gute Lösung zu finden", so der 62-jährige Wiener.

Die erste Präsidiumssitzung soll am 28. November, also nur zwei Tage nach der Abstimmung und Wahl, stattfinden.

Newald? Kuhn? "Alle kursierenden Namen entbehren jeglicher Grundlage"

Für den Wirtschafts-GF "gibt es sicher hervorragende Kandidaten innerhalb und außerhalb des Hauses. Wir brauchen einen richtigen Prozess, um uns Personen anzuschauen und dann definitiv jemanden mit Anfang des zweiten Quartals bis Ende März zu finden."

Gerüchte verwies Wrabetz ins Land der Märchen, so etwa auch jene um Tipp-3-Chef Philip Newald, der Rapid sehr nahe steht und dem Verein schon in unterschiedlichen Position - unter anderem im Präsidium - dienlich war. "Alle kursierenden Namen entbehren bisherjeglicher Grundlage."

Auch eine Rückkehr des langjährigen General Managers Werner Kuhn wird immer wieder zum Thema, seitdem er kurzerhand vom einen auf den anderen Tag seinen Schreibtisch räumen musste.

"Wir sagen zu Personen und Personalentscheidungen nichts, weil wir sie erst treffen müssen. Spekulationen sind unvermeidbar, aber wir wollen sie gering halten. Werner Kuhn kennt ich seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Funktionen, vor allem ist Kuhn schon als starke Persönlichkeit in der Rapid-Geschichte zu sehen."

Wie geht es mit Zoran Barisic weiter?

Und wie sieht es sportlich aus? Barisic wird entlastet werden, so viel steht für alle Beteiligten fest. Ob er generell noch eine Rolle spielen wird und welche Funktion ihm bleibt, scheint hingegen noch offen.

"Barisic hat in einer sehr schweren Situation Verantwortung übernommen und Leistungen gezeigt, dafür gebührt ihm Respekt. Es gibt Überlegungen, dass er Trainer bleibt - das ist eine Variante", stellte Wrabetz klar. Aber: "In Personalunion geht es a la longue nicht."

Die sportliche Expertise überlässt er dann aber doch Hatz, der 280 Mal (12 Tore) für Rapid auflief und laut eigener Aussage eine "sehr starke Achse mit Steffen Hofmann, der operativ sehr nah an der Mannschaft ist und Michael Tojner, der uns mit Rat und Tat unterstützt", bilden wird.

"Barisic hat in den letzten Spielen bewiesen, dass er einen guten Job macht und einen guten Draht zur Mannschaft hat. Daher ist es wahrscheinlich oder möglich, dass er Trainer bleibt und der GF Sport nachbesetzt wird", meinte Hatz. Erst auf Nachfrage gesteht Hatz, dass es auch eine Variante wäre, dass Barisic Sportchef bleibt "und wir einen Trainer suchen". Prinzipiell sei aber bei "Zoki" Bereitschaft vorhanden, als Trainer weiterzumachen. "Wir wollen ihm niemanden vor die Nase setzen, aber wir brauchen einen Geschäftsführer Sport, einen guten Mann. Es wird wichtig sein, dass er gut mit dem Trainer zusammenarbeitet."

Dabei sprach Hatz einen ganz wesentlichen Aspekt an, der in der Vergangenheit eher missachtet wurde: Nämlich, dass künftig nicht Trainer nach ihrem Namen geholt werden sollen, sondern nahtlos ins Konzept passen. Die einheitliche Spielphilosophie und ein durchgängiges Konzept sind dem Ex-Profi dabei sehr wichtig.

Hatz: "Das darf nie mehr so sein"

Generell könnte Hatz in dieser Hinsicht viel anstoßen, da er offen mit gewissen Themen umgeht und auch Problemfelder anspricht, die möglicherweise schmerzen.

So stellte er klar: "Rapid darf keine Wohlfühloase sein und keine beiläufige Durchlaufstation. Persönliche Eigentinteressen dürfen keine Rolle spielen, in keinem Bereich. Es darf nie mehr so sein, dass abwanderungswillige Spieler das Teamklima vergiften oder die ganze Saison kaputt machen."

Dass Vereine im aktuellen Business oft nur Passagier sind, widerlegte Hatz. "Das fängt schon bei der Verpflichtung an, man muss sich das Vertragswesen anschauen. Ein Spieler muss zuerst Leistung bringen, sollte er die nicht bringen, hat er keinen Platz bei Rapid. Wir müssen an verschiedenen Rädern drehen und ein anderes Bewusstsein schaffen. Das darf nicht mehr passieren wie letztes Jahr."

Dabei will der Sportmanager "nicht alles schlechtreden". Fairerweise sei im Hintergrund viel Positives entstanden - von der sportwissenschaftlichen Betreuung über Initiativen, ein modernes Datensystem, ein super Trainingszentrum und sehr gute Nachwuchsarbeit. All das soll als Basis für eine erfolgreiche Zukunft und Weiterentwicklung dienen.

Rolle für Hofmann gesucht

Einen Kritikpunkt äußerte Hatz aber schon in Interviews der letzten Wochen: Thema Scouting! "Es ist kein großes Geheimnis, dass das ein sehr wichtiger Bereich ist. Rapid hat das eine Zeit lang vernachlässigt und unterschätzt." Dieses gehöre verbessert und ausgebaut, es müsse investiert, Ressourcen bereitgestellt, Kooperationen veranlasst und neue Wege eingeschlagen werden.

Neue Märkte zu erschließen, sei für einen Verein wie Rapid sehr wichtig. Verschiedene Ansätze sollen das Scouting neu ankurbeln. Ein Vergleich mit Red Bull Salzburg sei dabei nicht sinnvoll."

Steffen Hofmann, von Wrabetz als Gründer der Liste bezeichnet und Hatz als "Brückenbauer" bei der Fusion der beiden Listen, sollen daran feilen. Der grün-weiße "Fußballgott" ist aktuell Sportkoordinator. Schon mehrere Funktionen wurden für ihn ins Leben gerufen.

Dem Präsidium soll er nur zum Start unter die Arme greifen. In welcher Funktion es dann weitergeht, ist noch offen. "Wir werden für ihn eine genaue Position, Rolle und Definition in der Rapid Gmbh beschließen." Das soll noch in diesem Jahr erfolgen. Wrabetz kann hingegen ausschließen: "Er strebt sicher nicht die Rolle des Sportdirektors an." Für dieses Amt wurde zuletzt sogar überraschend Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker gehandelt.

"Fokus muss auf Kampfmannschaft liegen, das ist das Hauptprodukt"

Während Hanappi-Egger vor allem in der Organisation ihre Erfahrungen einbringen soll, wird sich Rapid generell in drei Teams organisieren.

1. Team Sport (Hofmann, Hatz und Tojner)
2. Team Wirtschaft (Wrabetz, Hanappi-Egger, Podoschek, Tojner und Singer)
3. Team Organisation und Entwicklung (Podoschek, Yilmaz, Hanappi-Egger, Kjaer)

Der Fokus auf dem sportlichen Erfolg steht aber klar im Vordergrund. "Der Fokus muss auf der Kampfmannschaft liegen, das ist das Hauptprodukt, das Wichtigste im Verein für die wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Du kannst im Klub die beste Arbeit leisten, aber wenn es am Platz nicht läuft, funktioniert alles andere auch nicht gut. Dem muss das höchste Augenmerk geschenkt werden", meinte Hatz.

Wrabetz wird konkreter, was sportlich erreicht werden soll: "Rapid muss in den Top 3 sein und soll, nicht muss in internationalen Bewerben dabei sein. Jetzt sind wir relativ weit entfernt", gesteht der Präsidentschafts-Kandidat. Mit den anvisierten Veränderungen ist sich Wrabetz sicher, dass man schnell wieder vorne mitspielen wird. "Rapids Ziel muss immer sein, in die Nähe von einem Meistertitel zu kommen – ohne das anzukündigen. Denn die Top 50 Europas (Anm.: Krammers Ziel als Präsident) waren schon eine überambitionierte Ansage!"

Künftig 60 Millionen Budget, 30 davon für den Sport?

Helfen soll dabei ein größeres Budget für den Sportbereich und generell für die Kampfmannschaft. Vorgespräche mit Sponsoren seien positiv verlaufen.

"Geld ist ein entscheidender Erfolgsfaktor, aber wir wollen auch andere Bereiche entwickeln. International mitzuspielen ist eine wesentliche Einnahme, die noch wichtiger wird, wenn die UEFA 2024 die Gelder erhöht", gab Wrabetz zu verstehen.

Dabei stellt er ein höheres Budget in Aussicht. Bisher pendelte sich Rapid zwischen 40 und 50 Millionen ein, künftig soll es in Richtung 60 Millionen Euro gehen.

"Das ist ein Wollen, aber die Notwendigkeit ist da. Die Herausforderungen europaweit sind groß, alleine die Spielergehälter steigen um sechs bis zehn Prozent. Das Ziel ist ambitioniert, aber es ist notwendig, das zu verfolgen." 30 Millionen davon sollen rein für den Sport inklusive Scouting, Nachwuchs etc. zur Verfügung stehen in den nächsten drei bis fünf Jahren."

Ambitionierte Ziele, aber noch viel Wunschdenken. Erst am 26. November wird feststehen, ob das Präsidium in dieser Form aktiv werden kann. Dann werden wie immer in Hütteldorf schnellstmöglich Erfolge erwartet, um das Schaffen der neuen Führung sichtbar zu machen.

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