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Canadi: "Mittlerweile ist Rapid zufrieden als 4."

Ex-Trainer Damir Canadi über Rapid verwundert. Sein Ruf wurde damals zerstört.

Canadi: Foto: © GEPA

Der SK Rapid rangiert nur mehr auf Rang vier, immerhin ist die Europacup-Rückkehr nach einem Jahr Absenz bereits fixiert.

Zudem steht fest, dass Goran Djuricin zumindest für ein weiteres Jahr plus Option Cheftrainer der Grün-Weißen bleibt.

Bei seinem Vorgänger und ehemaligen Chef Damir Canadi waren die Ziele noch höhergesteckt.

Bei LAOLA1 zeigt sich der Atromitos-Coach deshalb verwundert: „Tja, mittlerweile sind alle zufrieden mit Platz drei und vier bei Rapid!“

„Rapid ist ein Verein, der Titel holen will und soll“

Eine Aussage, mit welcher der Wiener vielen Kritikern aus der Seele spricht. Für viele ist unverständlich, warum sich die Hütteldorfer in der aktuellen Situation zufrieden geben, auch wenn eine Entwicklung erkennbar ist.

Denn noch vor eineinhalb Jahren wurde Canadi als Nachfolger des erfolglosen Mike Büskens geholt, um den Trophäenschrank im Westen Wiens aufzufüllen.

„Grundsätzlich ist Rapid ein Verein, der Titel holen will und soll. Mit dieser Vereinbarung bin ich damals auch zu Rapid gekommen. Das war damals auch das große Ziel des Vereins. So ist es mir auch kommuniziert worden, dass wir in diesem oder im nächsten Jahr Meister werden wollen.“

Davon ist aktuell wenig übrig, was Canadi aufgrund des vierten Tabellenplatzes verwundert. Aber er merkt an: „Das ist auch in Ordnung. So kann man halt von Jahr zu Jahr die Ziele anders verfolgen. Ich nehme es nur wahr von der Außensicht, jetzt sehe ich, dass alle zufrieden sind mit Platz drei und vier.“

„Die Verlängerung von Gogo ist in Ordnung“

Trotzdem hegt der nunmehrige Erfolgscoach in der griechischen Super League keinen Groll mehr, dass es bei Rapid nicht geklappt hat.

Auch dass sein damaliger Assistent nun jene Zeit zum Arbeiten bekommt, die er gerne gehabt hätte, stößt ihm nicht sauer auf.

„Die Verlängerung mit Gogo Djuricin ist in Ordnung, der Verein ist mit der Arbeit von ihm zufrieden, deshalb wurde auch am Ende zurecht verlängert. Das ist entscheidend. Der Verein muss wissen, in welche Richtung es geht und was sie erreichen wollen. Aber da bin ich jetzt natürlich schon ein Jahr weg und habe überhaupt keine Basis oder wenig Wissen über diesen Verein, um zu beurteilen, was gut und schlecht ist.“

„Das System Rapid wollte das nicht so leben wie ich“

Canadi kann nur seine kurze Amtszeit von November 2016 bis April 2017 bewerten. Und in dieser klaffte die Bereitschaft, dem Erfolg alles unterzuordnen, doch entscheidend auseinander.

„Ich wollte dort einen tollen Job machen und einen Titel holen, das hat nicht funktioniert, von beiden Seiten. Das System Rapid hat das Ganze vielleicht nicht so leben wollen, wie ich mir das vorgestellt habe, und umgekehrt auch. Man muss ja von beiden Seiten analysieren, das ist so zu akzeptieren. Ich war trotzdem sehr froh darüber, dass ich dort arbeiten durfte und habe tolle Menschen kennengelernt, die mich auch heute noch begleiten.“

Ich wollte dort einen tollen Job machen und einen Titel holen, das hat nicht funktioniert, von beiden Seiten. Das System Rapid hat das Ganze vielleicht nicht so leben wollen, wie ich mir das vorgestellt habe, und umgekehrt auch.

Canadi über seine und Rapids Ziele

Doch es waren auch negative Erfahrungen dabei, die den Trainer, der am Sonntag seinen 48. Geburtstag feiert, noch lange beschäftigten.

Erfahrungen, die ihn mittlerweile als Coach und Mensch jedoch gestärkt haben und aus denen er lernen konnte. Noch vor einigen Monaten war die Aufarbeitung dieser Vorfälle im LAOLA1-Interview bei weitem noch emotionaler.

„Mein Ruf hat definitiv gelitten“

Eines kann Canadi aber mit Sicherheit noch heute über seine Rapid-Zeit behaupten: „Mein Ruf hat definitiv gelitten.“

Damit meint er die Negativberichterstattung über seine Art, seinen Umgang und vermeintliche Scharmützel mit Spielern und Vereinsverantwortlichen.

„Mit der Art und Weise, wie ich medial verfolgt worden bin – das war auch sehr unverständlich für mich. Jeder, der mich kennt oder auch Spieler, die mit mir zusammengearbeitet haben und die ich weiterentwickelt habe, wissen das. Was damals kommuniziert wurde, war unter der Gürtellinie. Das würde jeden Trainer, jeden Menschen treffen. Ich habe eine Familie, Kinder, die sich in der Schule dafür rechtfertigen mussten. Ich denke, in der heutigen Zeit gehst du ja nicht durch die Katakomben und beleidigst Menschen. Sondern du gehst dort hin, versuchst eine gute Arbeit zu machen und willst einfach in diese Komfortzone, die ich damals wahrgenommen habe – die sich aber jetzt verbessert hat, das muss man auch klar sagen.“

„Das waren Dinge, die zum Getriebe Rapid gehören“

Viele Journalisten hätten ihn im Nachhinein in Griechenland besucht und sich auch entschuldigt, damalige Schlagzeilen aufgegriffen zu haben.

„Ich habe versucht, mein Bestes zu geben. Aber dass die mediale Begleiterscheinung keine korrekte war, ist glaube ich jedem klar. Zwei Journalisten haben sich ausgetobt. Das waren Dinge, die zum Getriebe Rapid gehören. Die zwei haben natürlich sehr viel getan, dass es dann so rausgekommen ist, wie es passiert ist.“

Einer davon soll im Zuge eines Länderspiels angekündigt haben, Canadi in der Woche darauf als Rapid-Trainer abzuschießen.

„Das sind Dinge, die gehören nicht zum Fußball dazu. So eine Macht, darf sich keiner rausnehmen. Nach einem Jahr kann ich das auch in Ruhe sagen. Es war kurz danach sehr schwierig für mich, aber das ist schon heißer Tobak.“

Rückkehr nach Österreich?

Mittlerweile ist das meiste verdaut und vergessen. Canadi genießt seine Erfolge unter der Sonne Athens, freut sich aber immer, wenn er heim kommt.

So wie unter der Woche für ein Legendenspiel ehemaliger Regionalliga-Größen. Eine Rückkehr nach Österreich ist bei ihm in der Zukunft nicht ausgeschlossen.

„Das kann immer wieder passieren. Tolles Land, tolle Vereine – wo halt dann die Herausforderung ist.“

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