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Marco Grüll - Shootingstar dank Korb für Rapid

Aufstieg von Ried-Stürmer Marco Grüll nicht zu Ende. So denkt er über Transfer:

Marco Grüll darf, mit Verlaub, sicherlich als einer der Shootingstars des vergangenen Jahres bezeichnet werden.

Das Interesse und seine Absage an den SK Rapid im Winter 2018/19 als Regionalliga-Kicker des TSV St. Johann haben ihn noch mehr ins Rampenlicht gerückt, seine Entwicklung wurde dadurch noch genauer beobachtet.

Für sich persönlich hat der nun erst 21-jährige Stürmer mit der SV Ried im Jänner 2019 den absolut richtigen Schritt gesetzt. Als Um und Auf der Innviertler und Torgarant stünde ihm wohl auch diesen Sommer die Bundesliga und weit mehr offen.

Doch die Corona-Krise hat seinen rasanten Aufstieg ebenso jäh unterbrochen wie die Ziel-Erreichung Aufstieg mit Ried. An einen möglichen Top-Transfer denkt er (noch) nicht, wie er LAOLA1 vor kurzem verraten hat: "Mit dem Bundesliga-Aufstieg wäre ich dort, wo ich hin will. Was dann im Sommer passiert – ich habe noch Vertrag, das wird man dann eh sehen." Nachsatz: "Ich sehe mich persönlich im Sommer auch noch in Ried."

Wer nicht davor zurückscheut, Rapid einen Korb zu geben, der lässt sich scheinbar nicht drängen, überstürzte Entscheidungen zu treffen. Ohnehin verläuft die Karriere des Salzburgers bisher anders und erfolgreicher als von manch anderem.

"Habe immer den Glauben gehabt, dass ich es schaffen kann"

Wie Grüll selbst beschreibt, hat er schon mit 14 Jahren Vorbereitungsspiele bei den Erwachsenen absolviert, mit 15 Jahren stand er auch in der Meisterschaft mit den "Großen" am Platz.

Das war seine Reifeprüfung von der er noch heute zehrt. Akademie? Fehlanzeige. Doch der Youngster trauert dieser Chance auch nicht hinterher: "Fußballerisch lernst du ja sowieso selber dazu und wenn du mit 17 in der Regionalliga spielst, sind deine Mitspieler auch schon gut, so entwickelst du dich auch dort weiter. Also ich sage, dass es kein großer Unterschied ist."

Natürlich fehlte ihm die Infrastruktur und die Ausbildung über das Sportliche hinaus, seinem Aufstieg hat dies jedoch vorerst nicht geschadet. Auch wenn er mit einem Lächeln quittiert, dass Medientermine - wie dieser - davor nicht am Programm standen.

Nun steht Grüll unmittelbar bevor, sich innerhalb von nur zwei Jahren zwei Ligen hochgearbeitet zu haben. Von St. Johann zu Ried in die HPYBET 2. Liga und mit den Innviertlern in die Bundesliga - wenn eine Fortsetzung des Spielbetriebs möglich ist oder die Liga-Verantwortlichen im Falle des Abbruchs eine Lösung finden, die den Aufstieg der Wikinger garantiert. "Ich habe eigentlich immer den Glauben gehabt, dass ich es schaffen kann", träumte er - wie zigtausende im Kindesalter - schon von der Bundesliga.

Korb für Rapid: Grüll steht zu seiner Entscheidung

Es scheint, als hätte der aufstrebende Angreifer alles richtig gemacht. Dabei macht es auch nicht den Anschein, dass er es bereut, Rapid damals abgesagt zu haben. Geflasht hat ihn das plötzliche Interesse als damaliger Regionalliga-Kicker aber allemal.

"Dass auf einmal Rapid kommt, war schon überraschend. Aber seitdem ich Regionalliga gespielt habe, war im Sommer eigentlich immer ein Verein aus der 2. Liga da, der mich haben wollte. Ich glaube, ich habe den richtigen Zeitpunkt abgewartet, dass ich dann zu einem Verein gewechselt bin, der in Zukunft wohin will – und zwar in die Bundesliga. Ich glaube, dass der Schritt auf jeden Fall richtig war."

"Bei Rapid wäre es halt so gewesen, dass ich in der zweiten Mannschaft gespielt hätte, das wäre halt auch nur Regionalliga gewesen. Für mich war halt klar, als das mit Ried gekommen ist, dass ich eine Liga höher spielen will."

Grüll über die Absage an Rapid

Trotzdem schaute er beim Probetraining in Wien vorbei. Doch seinem Charakter entsprechend agierte er schon damals besonnen und durchdachte seine Entscheidung gut. Denn der eigentliche Plan, bei Rapid langsam aufgebaut zu werden, hätte anfangs keinen Mehrwert für ihn gehabt.

"Bei Rapid wäre es halt so gewesen, dass ich in der zweiten Mannschaft gespielt hätte, das wäre halt auch nur Regionalliga gewesen. Für mich war halt klar, als das mit Ried gekommen ist, dass ich eine Liga höher spielen will. Das war für mich dann der entscheidende Schritt", argumentiert Grüll.

Unbeschwert, unvorbelastet, aber immer Manager-Anfragen im Ohr

Neuland war für den Offensivspieler ohnehin garantiert. Unerfahren, aber auch unbeschwert nahm er die neue Herausforderung bei der SV Ried an - und schlug ein wie eine Bombe.

Mit sechs Toren und neun Assists ließ er sein Talent im Frühjahr 2019 mehr als nur aufblitzen. Trainer Gerald Baumgartner erinnert sich an Grülls erste Schritte im Profifußball:

"Er war natürlich unbeschwert und sehr unvorbelastet von dem ganzen Profi-Fußball. Er hat viele Dinge zum ersten Mal erleben müssen, auch den Rummel ab April, Mai, wo es dann richtig losgegangen ist und er vom Start weg super funktioniert hat", meint der nun 55-Jährige, der damals wenige Tage vor Grülls Eintreffen die Zügel im Innviertel in die Hand nahm.

In der aktuellen Spielzeit wurde Baumgartners Landsmann noch wichtiger für das Spiel der Rieder und hatte mit sieben Toren und acht Assists in der Liga und einem Tor und vier Torvorlagen im ÖFB-Cup maßgeblichen Anteil am Erfolgslauf. Trotzdem gibt sein Coach zu: "Auch er hat den ganz normalen kleinen Einbruch gehabt, wo er einige Male kein Tor geschossen hat. Mit der Situation musst du auch erst umzugehen lernen."

Laut ihm war das ungewohnte Drumherum jedoch schon enorm für Grüll. Anfragen flatterten ins Haus und beeinträchtigten den Fokus des Spielers. "Man muss sich vorstellen: Marco ist am Donnerstag von Managern angerufen worden, wo wir am Freitag ein wichtiges Spiel hatten. Das einfach im Kopf zu erarbeiten, ist für einen jungen Spieler nicht leicht. Aber diese Erfahrung müssen sie halt machen", so Baumgartner. "Im Endeffekt ist er wieder relativ schnell auf Kurs gekommen und hat seine guten Leistungen erbringen können."

Einer der wenigen Einzelfälle am Weg nach oben

Grüll selbst geht mit sich hart ins Gericht. Jene Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, die ihn anfangs ausgezeichnet hatte, hätte er zuletzt vermissen lassen. Er weiß aber, dass er von seiner Torgefahr, "von meiner Schnelligkeit und von meinem Dribbling im Eins-gegen-Eins lebe. Ich könnte noch ein paar Tore mehr haben, aber ich glaube, das wird noch kommen."

Auch für Trainer Baumgartner ist Grüll ein besonderer Spieler, schließlich ist der Großteil seiner Schützlinge aus Akademien hervorgegangen. Gewisse Einzelfälle, die direkt den Sprung vom Amateur- in den Profibereich schaffen, gibt es selten aber doch immer wieder.

"Es ist auch Christoph Monschein von Austria Wien einer, mit Benjamin Pichler ein Salzburger, der den Weg ohne Akademie gemacht hat, oder Ante Bajic – ein sehr guter, sehr schneller Spieler, der auch den Weg über eine andere Schiene gefahren ist. Das gibt es immer wieder. Natürlich muss die biologische Voraussetzung  bei den Spielern sehr gut sein, weil du eben auch die Robustheit brauchst, in dieser Liga spielen zu können. Die hat Marco, er hat sich auch sehr gut angepasst."

Ein paar Tore mehr und die Kaltschnäuzigkeit sollen noch kommen. Wie das Amen im Gebet werden aber auch weitere Angebote auf Grüll einprasseln. Bereits im vergangenen Sommer - nach nur einem halben Jahr in Ried - hätte es mehrere Möglichkeiten gegeben, sich sofort wieder zu verändern. Doch der Stürmer vertraute seiner Intuition: "Für mich war der Kopf eigentlich immer in Ried."

Transfer im Sommer oder reicht Bundesliga als Argument?

Diesen Sommer wird die nächste Welle erwartet, sofern die aktuelle Krise gewissen Vereinen in Transfer-Hinsicht nicht komplett die Hände fesselt. Anfragen aus der Bundesliga wären nur logisch, auch das Ausland ist längst auf Grüll aufmerksam geworden.

Momentan geht er relativ cool mit Nachfragen in diese Richtung um. Ob das auch so bleibt, wenn große Klubs locken? Angeblich beschäftige er sich vorerst nicht damit, konzentriert sich auf das Hier und Jetzt sowie den nächsten Schritt in seiner Entwicklung.

Gute Argumente sprechen dafür, auf Kontinuität bei Ried in einer höheren Liga zu setzen. "Klar, du bist in der Mannschaft dabei, kennst alles, weißt, wie das Umfeld ist – sicher ist das ein Vorteil. Ich sehe mich persönlich im Sommer auch noch in Ried."

Auch Coach Baumgartner hofft, dass der mögliche Bundesliga-Aufstieg - ob auf sportlichem oder gerichtlichem Weg - Argument genug wäre, um das Ausnahmetalent länger zu halten. "Ich als Trainer denke, es würde ihm ein Jahr bei unserem Verein noch gut tun. Am besten natürlich, wenn wir in die Bundesliga aufsteigen könnten, weil dann ist er sportlich schon auch auf einer relativ sicheren Seite. Aber das andere ist, dass er es bei jedem anderen Verein schaffen könnte – das traue ich ihm zu." Mit ein bisschen Entwicklungsarbeit sieht er Grüll schon bald als einen "richtig guten österreichischen Bundesliga-Spieler".

Der rasante Aufstieg bekam mit einem Einsatz in Österreichs U20 und drei in der ÖFB-U21 zusätzlichen Antrieb. "Es ist ein super Gefühl, wenn man für Österreich spielen und die Nationalhymne hören darf. Das ist für jeden Spieler, der das erleben darf, top. Ich hoffe auf alle Fälle, dass ich mal im A-Team spiele." Der steile Weg nach oben ist für Grüll somit noch lange nicht beendet.

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