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"Salzburg war der größte Fehler"

Kein Titel mit Rapid, kein Ausland. Christopher Dibon spricht im LAOLA1-Interview Klartext:

Fehler passieren im Leben!

Wichtig ist es, daraus für sich die richtigen Schlüsse zu ziehen. So wie es Christopher Dibon getan hat. Zu seinen Entscheidungen steht er, stellt der 25-jährige Verteidiger unmissverständlich klar:

"Sportlich war es ein Fehler und hat nicht dem entsprochen, wie ich getickt habe. Ich würde es nie wieder machen", nimmt er im LAOLA1-Interview Stellung zu seinem missglückten Salzburg-Engagement.

Seine Karriere hat trotzdem eine Fügung des Schicksals genommen. Beim SK Rapid hat sich der Ex-Admiraner einen Status erarbeitet, der ihn stolz macht. In Hütteldorf kann sich Dibon voll und ganz mit den Umständen identifizieren, das war in der Mozartstadt nie so.

Der Schwechater hat große Ziele und posaunt: "Ohne Titel mit Rapid kein Ausland." Zudem eifert Dibon Vorbild Steffen Hofmann nach, nimmt zur Causa Sonnleitner und Entrup Stellung und verrät, warum Rapid reif für den Titel ist und das Allianz-Stadion nicht nur gegen RB Salzburg zur Festung werden soll.

LAOLA1: Neuer Trainer, neue Spieler – du bist aber eine der wenigen Konstanten im Team, hast dir einen gewissen Status erarbeitet. Wie stolz macht dich diese Rolle?

Christopher Dibon: Natürlich macht mich das stolz. Jetzt bin ich die vierte Saison bei Rapid, hierherzukommen war mein Ziel. Rapid ist einfach ein richtig geiler Klub. Ich freue mich einfach jedes Mal, wenn ich den Dress tragen kann. So versuche ich auch zu spielen – mit viel Einsatz, Leidenschaft und Herz. Ich kann jetzt unter dem zweiten Trainer viele Minuten sammeln. Der neue Coach weiß, was er an meiner Person hat, was ich für ein Spielertyp bin. Wir haben richtig gute Spieler dazubekommen und wollen immer mehr zusammenwachsen und besser werden.

LAOLA1: Du bist auch im Mannschaftsrat und Ersatzkapitän – ist das für dich ein weiterer Beweis für das Vertrauen in deine Person?

Dibon: Natürlich, das war auch schon die Vertragsverlängerung. Auch vom Trainerteam und in der Mannschaft weiß ich, wo ich stehe. Das versuche ich am Feld vorzuleben. Wir haben mit Steff (Anm.: Steffen Hofmann) einen Kapitän, der Rapid lebt und jedem einzelnen Spieler vorzeigt, was es heißt, Rapid-Spieler zu sein. Er gibt die Richtung vor. Wir wissen aber alle, dass wir es als Gruppe auffangen müssen, wenn er nicht da ist. Ich freue mich, dass er wieder zurück ist, weil er ein irrsinnig wichtiger Spieler für uns ist. Trotzdem ist es für mich als Person ein schönes Gefühl, wenn man weiß, was für ein Standing man hat.

Ich könnte mir gut vorstellen, immer für Rapid zu spielen, weil es ein richtig guter Klub und Rekordmeister ist, das ist etwas Besonderes. Bevor ich mit Rapid nicht einen Titel gewinne, habe ich auch nicht vor, den Verein zu verlassen.

Dibon über sein Ziel bei Rapid

LAOLA1: Vor allem, weil man sich bald daran gewöhnen muss, sollte Hofmann wirklich nur mehr ein Jahr spielen. Dann braucht es Führungsspieler, die diese Lücke schließen.

Dibon: Jedes Jahr, das ich mit ihm zusammenspielen kann, ist ein gewonnenes. Da spreche ich für die ganze Mannschaft. Aber natürlich weiß man nicht, wie lange er noch spielt. Ich hoffe, dass sein Körper noch das eine oder andere Jahr hergibt. Trotzdem ist es irgendwann mal so, dass er nicht mehr spielen wird. Dann braucht man einen Stamm, der das auffängt und weiterlebt.

LAOLA1: Da du Hofmann als Vorbild nennst und deinen Status bei Rapid ansprichst – was bedeutet das in deinem Alter für deine Zukunftspläne, Auslandswünsche, etc.?

Dibon: Ich habe meinen Vertrag bei Rapid bewusst, mit einem richtig guten Gefühl, verlängert. Ich habe mich nicht umgehört, wollte von nichts anderem wissen, weil mir der Verein vor drei Jahren die Chance gegeben hat und ich gemerkt habe, was ich an ihm habe. Das will ich mit Leistung zurückzahlen. Und: Ich will Titel gewinnen! In Österreich gibt es nichts Geileres als mit Rapid Titel zu gewinnen. Das haben wir bisher noch nicht geschafft. Wir hatten gute Saisonen mit Europa League und zweiten Plätzen, aber Titel bleiben am Ende einer Karriere übrig. Ausland ist schön und gut, den Traum hat jeder. Aber da muss schon etwas richtig Tolles und Großes kommen, um Rapid zu verlassen. So sehe ich das. Andere wechseln zu jedem anderen Verein, bei mir müsste es ein Top-Klub sein. Da muss man auch realistisch sein. Ob es dazu reicht, weiß man nicht. Da muss man auch einmal eine Saison unverletzt überstehen, das war oft mein Problem. Aber ich bin jetzt nicht unglücklich, das gehört zu meinem Fußballerleben dazu. Ich bin sehr glücklich bei Rapid.

LAOLA1: Also kann man zusammenfassen: Kein Titel mit Rapid, kein Ausland?

Dibon: Ich sehe das schon so. Ich könnte mir gut vorstellen, immer für Rapid zu spielen, weil es ein richtig guter Klub und Rekordmeister ist, das ist etwas Besonderes. Bevor ich mit Rapid nicht einen Titel gewinne, habe ich auch nicht vor, den Verein zu verlassen.

LAOLA1: Ein absoluter Führungsspieler war auch dein Nebenmann Mario Sonnleitner, der vom einen auf den anderen Tag abgesägt wurde. Macht man sich dann selbst Gedanken, wie schnell es gehen kann?

Dibon: Ich habe vielleicht eine ähnliche Situation in Salzburg miterlebt, auch wenn ich damals jünger war. Aus meiner Sicht habe ich richtig gut trainiert, man konnte mir nichts vorwerfen. Aber das können wir Spieler nicht beeinflussen. Das ist ein Thema zwischen Mario und dem Verein. Er gibt im Training Gas, ist da und wir kommen persönlich sehr gut aus. Aber im Fußball geht es oft sehr schnell, es kann auch in eine andere Richtung gehen. „Sonni“ hat in Österreich schon sehr viele Spiele gemacht, um ihn mache ich mir keine Sorgen. Es kommt halt drauf an, was jeder Spieler möchte und wie er seine Zukunft sieht.

LAOLA1: Sportlich ist Rapid auf Kurs, mit der Europa-League-Gruppenphase wurde das große Ziel erreicht. Was gibt dir persönlich diesen internationalen Kick?

Dibon: Mit einer österreichischen Mannschaft in den letzten vier Jahren drei Mal in der Gruppenphase zu stehen, ist schon etwas Cooles. Du reist herum, siehst andere Stadien und kriegst anderen Fußball mit. Es ist doch sehr unterschiedlich, etwa in Spanien gibt es Fußball ohne Ende, in Italien ist er taktisch sehr gut. Wir versuchen so eine Mischung zu finden. Aber da sind Mannschaften aus großen Ligen dabei, da kann man am meisten lernen. Man hat nie ausgelernt. In Europa spielst du gegen die besten Mannschaften, da wirst du dich am meisten weiterentwickeln, auch wenn du Niederlagen einstecken musst. So wie in Valencia. Das war sehr schmerzhaft, aber lehrreich.



LAOLA1: Auch national war der Start sehr vielversprechend, trotzdem gab es die Spiele gegen Altach und den WAC. Hat man da ein Deja-vu oder Angst, da man letzte Saison auch eingebrochen ist, Negativ-Phasen hatte und vielleicht dadurch den Meistertitel verspielt hat?

Dibon: Angst nicht, aber gerade da müssen Führungsspieler das Team leiten. Ich habe vor jedem Team in unserer Liga Respekt. Man kann einmal gegen einen kleineren Gegner verlieren, aber man muss es eingrenzen. Wir sind Rapid, oft ist es eine Kopf-Frage, wie sehr man bereit ist, drüberzugehen – nicht nur in Spielen, wo alle zuschauen. Wenn du Titel gewinnen willst, musst du diese Spiele auch für dich entscheiden. Es wird immer wieder passieren, aber es kommt auf das ‚Wie‘ an. Letztes Jahr haben wir es oft nach Europacup-Spielen gemerkt, dass wir uns in kleineren Stadien schwer getan haben, in die Gänge zu kommen. Da müssen wir als Team wachsen und so spielen wie gegen Salzburg, Sturm oder Austria.

LAOLA1: Im neuen Allianz Stadion gab es bisher keine Motivations-Probleme. Die neue Heimstätte imponiert schon als Zuschauer. Welche Faszination geht davon am Rasen aus?

Dibon: Es ist großartig! Wir haben gegen Trencin einen Grottenkick abgeliefert, den wir uns selber eingebrockt haben. Wir haben es dank der Unterstützung unserer Fans drübergebracht und stehen in der Gruppenphase. Das Stadion muss uns aber alle noch mehr beflügeln, das muss eine Festung werden. Das haben wir schon in einigen Spielen gezeigt. Es wird uns weiter tragen. Als Rapid-Spieler mit diesen Emotionen und dem Fanblock – das ist Gänsehaut, das ist geil. Da sind wir wieder beim Thema: So eine Kurve wirst du nicht in vielen anderen Ländern miterleben. Das ist großartig und macht einfach nur Freude, schon beim Aufwärmen rauszugehen. Das Stadion kann noch ein Riesen-Faktor werden.

LAOLA1: Diesen „Bonus“ des Neulands für Mannschaften, die ehrfürchtig in dieses Stadion kommen, gilt es wohl so lange wie möglich für sich zu nutzen.

Dibon: So ist es. Wenn eine Mannschaft zum ersten Mal kommt und wir eine gute Leistung zeigen, werden sie auch beim nächsten Mal nicht mit einer Riesen-Freude kommen. Das war teilweise schon im Hanappi-Stadion so, da ist keiner gerne zu Rapid gefahren – wegen der Stimmung schon, aber sportlich nicht. Das muss unser Ziel und Anspruch sein.

LAOLA1: Jetzt kommt mit Salzburg ein echter Gradmesser, der heißeste Titelkonkurrent. Wie richtungsweisend ist dieses Spiel für beide Seiten?

Dibon: Wir wissen natürlich, dass Salzburg sehr viel Qualität und eine gute Mannschaft hat. Aber trotzdem haben wir uns sehr gut verstärkt und haben einen guten Kader. Wir sind jetzt punktegleich, beide Teams haben den einen oder anderen Hacker drin gehabt. Insgesamt ist es aber noch zu früh in der Saison, zu sagen, dass das Spiel entscheidend ist. Aber wir spielen daheim, da wollen wir keine Punkte verschenken.

LAOLA1: Du hast 2012 mit Salzburg Düdelingen miterlebt. Was für eine Welt bricht nach der neuerlich verpassten Champions League für RBS zusammen, wie schleppt man das mit und inwiefern kann das ein Vorteil für Rapid sein?

Dibon: Wenn man neun Jahre in Folge das Ziel nicht erreicht, hängt das in den Köpfen drin – da kann jeder sagen, was er will. Aber Salzburg kommt hierher zum Schlager in ein ausverkauftes Allianz Stadion. Da ist man motiviert, da kann man den Schweinehund vielleicht leichter überwinden. Wir dürfen uns also nicht ausruhen und an ein leichtes Spiel glauben, nur weil sie ausgeschieden sind. Das wird ein harter Brocken. Wir müssen als Kollektiv richtig gut funktionieren und das auf den Platz bringen, was wir die letzten Wochen gezeigt haben.



LAOLA1: Du hast angekündigt, topmotiviert zu sein, da du dort eine schlechte Zeit erlebt hast. Direkt gefragt: War Salzburg dein größter Fehler?

Dibon: Es war für mich als Mensch ein Lernprozess, der vielleicht fürs Leben sehr wichtig war. Aber sportlich würde ich es nie wieder machen. Ich war jung, zu der Zeit verletzt, da haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Aber es stimmt: Sportlich war es ein Fehler und hat nicht dem entsprochen, wie ich getickt habe – ich war ja schon davor immer im Hanappi-Stadion. Man macht Fehler, dazu muss man stehen. Das mache ich klipp und klar. Darum bin ich Rapid dankbar, dass es ein Jahr später geklappt hat. Ich denke, ich habe jedes Mal, wenn ich am Platz gestanden bin, das Beste für den Verein gegeben, das Trikot bestmöglich präsentiert. Einstellungsmäßig versuche ich, das was Rapid ausmacht, zu verkörpern.

Das war für mich als Mensch ein Lernprozess, der vielleicht fürs Leben sehr wichtig war. Aber sportlich würde ich es nie wieder machen. Ich war jung, zu der Zeit verletzt, da haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt. Aber es stimmt: Sportlich war es ein Fehler und hat nicht dem entsprochen, wie ich getickt habe.

Salzburg war Dibons größter Fehler

LAOLA1: Weil es aktuell ein großes Thema ist: Auch bei dir waren viele skeptisch, als du von Salzburg zu Rapid gekommen bist, das Thema war aber aufgrund deiner Leistungen schnell vom Tisch. Wie hast du das damals erlebt?

Dibon: Am Anfang sind schon Stimmen lauter geworden, bis es geheißen hat: Lasst ihn mal spielen, er soll sich reinhauen. Ich bin vielleicht sogar froh, dass es in Salzburg nicht gelaufen ist, so dass ich heute bei Rapid spielen darf. Dort habe ich mich nicht wohl gefühlt. Im Hanappi-Stadion war hingegen vom ersten Tag an eine Freude da. Ich bin ein Fußballspieler mit Herz, Leidenschaft und Emotionen – das passt ganz gut zu Rapid.

LAOLA1: Ist es das, was man einem Maximilian Entrup mitgeben kann? Nämlich, dass man mit Einsatz und Leistung die beste Antwort geben kann?

Dibon: Genau! Er muss gut trainieren und seine Leistung bringen, wenn er Einsätze kriegt. Im Training kann man dem Burschen überhaupt nichts vorwerfen. Er ist in der Mannschaft integriert. Das muss man ihm vermitteln.

LAOLA1: Hast du eigentlich noch Kontakt nach Salzburg und stimmt es, dass du damals zusammen mit Alexander Walke den Motorrad-Führerschein gemacht hast?

Dibon: Nein, eigentlich zu keiner einzigen Person, das stört mich aber nicht großartig. Das mit dem Führerschein stimmt. Walke hat damals, so wie ich, relativ wenig gespielt. Das war auch der einzige, mit dem ich danach noch ein wenig Kontakt hatte und der mich als jungen Spieler verstanden hat. Aber das Thema Salzburg ist für mich abgehakt. Es war sehr lehrreich, es war auch nicht alles schlecht, da ich andere Spielsysteme gelernt habe. Aber da habe ich gemerkt, dass ich die Beziehung zu meiner Frau, meine Familie und alles rundherum brauche. Das war ein Jahr in meinem Leben, aber sportlich ist die Erinnerung gestrichen. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass ich gleich zu Rapid gegangen wäre.

LAOLA1: Ist Salzburg aufgrund der namhaften Abgänge schwächer als letztes Jahr oder kann man es schwer einschätzen, da sie junge Nobodys um Geld kaufen, das Rapid nicht einmal für gestandene Profis ausgibt?

Dibon: Als Naby Keita gekommen ist, hat man ihn auch nicht gekannt. Und auf einmal war er ein überragender Spieler. Sie haben auch jetzt wieder den einen oder anderen gekauft, da ist sicher Qualität dabei. Deshalb würde ich nicht sagen, dass sie schwächer geworden sind. Aber wir haben auch fleißig trainiert, Gas gegeben und Spieler dazubekommen. Dass man Spieler abgibt, ist in Österreich so. Einige haben sich ihre Wechsel auch verdient, so wie Florian Kainz, der in die deutsche Bundesliga durfte. Trotzdem glaube ich, dass wir so eine gute Mannschaft haben, um ihnen Paroli bieten zu können.

LAOLA1: Ist Rapid somit reif für den Titel?

Dibon: Es ist noch sehr früh in der Saison, aber ich bin davon überzeugt, dass wir die Qualität haben, als Mannschaft, als Kollektiv, den Titel zu holen. Denn ich bin Fußballer bei Rapid und am Ende zählen auf der Visitenkarte nur Titel. Darum müssen wir uns die Ziele auch so stecken, als Rapid-Spieler will ich Jahr für Jahr Meister werden. Das will ich erreichen, das ist mein größtes Ziel und dafür werde ich alles geben.

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