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Ist Roswitha Stadlober gekommen, um zu bleiben?

Ex-Skirennläuferin ortet frischen Wind im ÖSV und lässt sich alle Möglichkeiten offen.

Ist Roswitha Stadlober gekommen, um zu bleiben? Foto: © GEPA

Auch Roswitha Stadlober ist vom plötzlichen Rücktritt von Karl Schmidhofer als ÖSV-Präsident nach nur 100 Tagen überrascht worden. Dessen 35-jähriger Sohn Markus hat einen Schlaganfall erlitten, Schmidhofer will seine ganze Kraft der Familie geben. Als seit 2011 als Vizepräsidentin Tätige und Dienstälteste im ÖSV-Präsidium wird sie vorerst die Geschicke des ÖSV führen. Wie es nun weitergeht, verriet Stadlober am Freitag im Gespräch mit der APA.

"Ich möchte zum Ausdruck bringen, dass das wirklich sehr tragisch ist, und ich der ganzen Familie und vor allem seinem Sohn Markus gute Besserung wünsche und hoffe, dass es vielleicht wieder so werden wird wie es einmal war", sagte Stadlober.

Sie selbst habe erst Donnerstagfrüh davon erfahren. "Karl hat mich gebeten, das zu machen und ich bin dem nachgekommen." Nun gelte es, einen Termin für eine Präsidentenkonferenz zu finden, was aufgrund der Kurzfristigkeit nicht so einfach sei. "Vielleicht schaffen wir es kommende Woche, sonst halt die Woche drauf." Bei dieser Konferenz soll das Präsidium samt aller Landespräsidenten dabei sein.

"Das ist der nächste wichtige Schritt. In diesem Gremium wird dann entschieden, wie es weitergehen wird." Möglichkeiten gibt es laut Satzung zwei: sofortige Neuwahlen oder Stadlober bleibt bis zur nächsten Länderkonferenz im Juni 2022 im Amt. "Wenn die Gremien einstimmig dafür sind, dass ich das machen soll, dann stehe ich zur Verfügung, auch bis zum Juni."

Stadlober kann sich "alles" vorstellen

Keine Rede mehr von einer gewissen Amtsmüdigkeit im vergangenen Frühjahr. "Es war so, dass ich nach zehn Jahren gedacht habe, es wäre Zeit, an einen Wechsel zu denken", gesteht die frühere Ski-Rennläuferin, die sich als Roswitha Steiner einen Namen gemacht hat. "Heuer im Frühjahr hat sich dann aber auch einiges verändert. Die Personalien haben sich verändert und ich wurde ersucht, weiter dem Präsidium anzugehören und mit den neuen Aufgaben, die ja jetzt jeder Vizepräsident auch hat, ist es wieder eine neue Herausforderung geworden."

Jeder Vizepräsident habe nun unmittelbar auch sportliche Bereiche über. "In meinem Fall ist das Biathlon, Langlauf, Skibergsteigen und die Ausbildung." Daran ändere sich auch in der neuen Situation nichts.

Ob sie sich nun vorstellen könne, auch langfristig als erste Frau an der Spitze des ÖSV zu bleiben? "Das ist Kaffeesud lesen. Ich leite das jetzt einen Tag. Vorstellen kann man sich alles", lehnt sie eine über den Juni hinausgehende Vision zumindest nicht kategorisch ab.

Keinesfalls will sie eine ähnliche Stimmung wie im Vorfeld der Wahl von Karl Schmidhofer mittragen. "Es war ein Kampf und mit einem Kampf will ich nichts zu tun haben, weil Kampf ist nie schön. Man sollte die Werte in den Vordergrund stellen und eine Kultur entwickeln. Wir wollen alle das gleiche, da hat Kampf keinen Platz. Das ist mir ganz wichtig, da eine gewisse Kultur hineinzubringen und auch zu leben."

Aufbruchsstimmung im ÖSV "für alle motivierend"

Diese neue Kultur sei in den ersten 100 Tagen der Präsidentschaft Schmidhofers auf Nachfrage auch spürbar gewesen. "Deshalb war ja auch eine Aufbruchstimmung. Es war für alle motivierend." Sie lobte die Verdienste von Langzeit-Präsident Peter Peter Schröcksnadel und dessen Generalsekretär Klaus Leistner. Bei einem Wechsel gäbe es aber immer Veränderungen. "Es hat ja auch in den Personalien im Präsidium und in den Ländern einige Veränderungen gegeben. Ich bin da guter Dinge gewesen und bin es nach wie vor, dass da jetzt frischer Wind drinnen war."

"Es ist ein junges, engagiertes Team mit renommierten Personen im ÖSV. Die Jungen haben ja auch Ideen, man muss sie entfalten lassen."

Roswitha Stadlober

Für sie mache es die Mischung aus Jung und Alt aus, die auch für die Modernisierung im ÖSV steht. "Es ist ein junges, engagiertes Team mit renommierten Personen im ÖSV. Die Jungen haben ja auch Ideen, man muss sie entfalten lassen."

Dass ihre Tochter Teresa Stadlober, eine Weltklasse-Langläuferin, eine Rolle spielt, als Funktionärin zu arbeiten, weist die 58-jährige Radtstädterin von sich. "Das ist unabhängig. Wir haben doch einiges miterlebt, oft ist es auch gar nicht von Vorteil. Mein ganzes Leben ist eigentlich dem Sport gewidmet. Meine Geschichte kennt man, wir leben den Sport. Ich bin ja selbst auch eine sehr fitte Vizepräsidentin." Sie probiere auch Sportarten aus und sei sehr interessiert. "Ich kenne mich im Sport schon sehr gut aus, auch was Sportförderungen oder die Sportstruktur in Österreich betrifft."

Ihren Wohnsitz Radstadt wird sie nicht nach Innsbruck verlegen, aber sie werde natürlich mehr unterwegs sein müssen. "Je nachdem wie lange es dauert."

ÖSV "überdurchschnittlich geimpft"

Noch abwartend sei der ÖSV in der Frage der Impfungen, einer von den Olympischen Spielen in Peking angekündigten dreiwöchigen Quarantäne für Ungeimpfte oder auch schwierigen Vorzeichen für den Ski-Weltcup. Wegen der Quarantäne vor Peking meinte Stadlober nur: "Da werden wir schauen, wer sich das antut."

Die genaue Durchimpfungs-Rate im ÖSV kennt Stadlober nicht. "Im ÖSV ist der ganze Stab sicher überdurchschnittlich zur Bevölkerung geimpft, damit meine ich schon die Athleten auch." Genaue Zahlen kenne sie aktuell aber nicht.

Grundsätzlich gebe es nun eben erste Informationen über die Vorgaben durch Regierungen. "Vielleicht kommt es auch anders. Es hat sich voriges Jahr dann doch auch ein bisserl gedreht." Möglicherweise weiß man nach dem FIS-Kongress am nächsten Freitag (8. Oktober) mehr. FIS oder für Biathlon eben die IBU müssten allerdings auch auf die Informationen der Veranstalterländer warten. Österreich bzw. der ÖSV hätten im Vorjahr eine echte Vorreiter-Rolle gehabt. "Sölden hat sehr gut funktioniert. Phillip Trattner hat da Großartiges geleistet. Der Hochleistungssport ist da nicht so auf der Strecke geblieben", bedankte sie sich auch beim Sektionschef im Sportministerium.

Hirscher-Ski im Austria Ski Pool? "Warum nicht?"

Offen zeigt sich Stadlober auch in Bezug auf eventuelle Neuzugänge im Austria Ski Pool - anlässlich des gerade präsentierten neuen Skiprojekts von Marcel Hirscher. "Wenn es dem österreichischen Skiverband nützt und damit Erfolge eingefahren werden können, warum nicht? Ich glaube, man darf sich für nichts verschließen." Es gebe auch klare Regeln, wie etwa, dass zunächst der untere Bereich ausgerüstet werden muss und es sei auch eine "finanzielle Geschichte, wenn man dem Skipool beitreten will".

Sollte Stadlober bis Juni bestätigt werden, könnte sie im Februar als ÖSV-Präsidentin ihrer Tochter Teresa bei Olympia in Peking die Daumen drücken. "Die Vorbereitungen laufen sehr gut, sie ist sehr fit. Es läuft alles nach Plan." Teresa Stadlober hat mit Olympia ja noch eine Rechnung offen, als sie 2018 mit Silber vor Augen den falschen Weg gewählt hatte. "Das wird ihr wahrscheinlich ewig bleiben. Wenn es sein will, ist es so. Sie arbeitet darauf hin, aber man kann nichts erzwingen."

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