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Anna Gasser: "Das macht mich nervös"

Anna Gasser über Olympia-Folgen, "Wundererscheinungen" und Karriereende:

"Ich hätte mir am Anfang meiner Karriere nie gedacht, dass das als Snowboard-Freestylerin überhaupt möglich sein könnte. Meine Eltern haben nicht einmal gewusst, welchen Sport ich mache, als ich damit angefangen habe."

Sagt Anna Gasser, nachdem sie zum zweiten Mal in Folge zu Österreichs Sportlerin des Jahres gewählt wurde. Mittlerweile wissen nicht nur ihre Eltern, was Big Air und Slopestyle bedeuten.

Spätestens seit ihrem Olympiasieg im Februar in Pyeongchang ist Gasser über die Grenzen ihres Sports hinaus bekannt.

"Es war ein extremer Rummel", blickt Gasser gegenüber LAOLA1 auf Olympia zurück. "Es ist seither stressiger geworden. Desto besser man im Sport ist, desto weniger Zeit hat man für den Sport. Aber dafür hat man auch mehr Möglichkeiten."

 

Der Olympiasieg hat die Kärntnerin aber auch entspannt. "Er hat mir Druck genommen. Diese Medaille kann mir niemand mehr wegnehmen."

"Ich sehe selbst, dass ich mich noch verbessern kann. Ich spüre, dass noch Luft nach oben ist.“

Gasser über ihre Motivation nach Olympia-Gold

Andererseits wolle sie an die vergangenen Leistungen anschließen und weiter vorne mit dabei sein. "Viele haben mich gefragt, warum ich mir das noch antun will, mit den Jungen – ich gehöre doch schon zum mittleren Alter – mitzuhüpfen. Aber mir macht das Snowboarden noch so viel Spaß. Das Ding ist: Ich sehe selbst, dass ich mich noch verbessern kann. Ich spüre, dass noch Luft nach oben ist."

"Wundererscheinungen" machen Gasser Konkurrenz

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Laut Gasser seien es vor allem die jungen Chinesinnen und Japanerinnen, die es in Zukunft zu schlagen gilt. Gasser spricht sogar von "Wundererscheinungen" aus dem Fernen Osten. "Wenn ich mir die anschaue, macht mich das schon ein bisschen nervös", gibt die Olympiasiegerin zu.

Deshalb bedürfe es immer neuer und risikoreicherer Tricks auf dem Board. "Mein Trick, mit dem ich Weltmeisterin geworden bin, hätte für den Olympiasieg nicht gereicht. Deshalb denke ich schon daran, welche Tricks mit welcher Schwierigkeit ich in der kommenden Saison brauche, um weiterhin aufs Podest zu springen", erklärt die 27-Jährige.

Im November 2013 zeigte Gasser als erste Frau einen "Cab Double Cork 900", einen doppelten Rückwärtssalto mit zweieinhalb schraubenförmigen Drehungen. Auf dem Weg zu WM-Gold 2017 in der Sierra Nevada erntete sie für den historischen "Backside Double Cork 1080" 100 Punkte, beim X-Games-Sieg heuer in Aspen zeigte sie ihn verkehrt angefahren als "Cab Double Cork 1080". Bei Olympia präsentierte sie beide Varianten und faszinierte damit die Fachwelt. 1080 - auch Zehner genannt - bedeutet drei Drehungen.

Gasser will "bestmögliche Snowboarderin" werden

Gasser hat auch den Ehrgeiz, beim Dreifachen den Ton anzugeben, auch die dreieinhalb Drehungen (1260) will sie in Angriff nehmen. "Das ist ja das Coole am Snowboarden, das hört ja nie auf", meint die Senkrechtstarterin. "Ich will mich weiter verbessern und mich zur bestmöglichen Snowboarderin entwickeln.“

Erst mit 18 Jahren begann die ehemalige Turnerin und Sportakrobatin mit dem Snowboarden. Ihr Cousin brachte ihr auf dem Mölltaler Gletscher die ersten Tricks auf dem Snowboard bei - Saltos und Schrauben waren ihr bekannt, sie musste nur noch das Fahren hinbekommen. Die Erfolge stellten sich rasch ein. Mit 27 Jahren ist Gasser nun X-Games-Gewinnerin, Gesamtweltcup-Siegerin, Weltmeisterin und Olympiasiegerin.

 

Ihren großen Erfolgen gingen oft kleinere und größere Verletzungen voraus, seit 2014 wurden davon ein gerissenes Syndesmoseband, ein verschobener Knochen in der Hand - WM-Silber 2015 am Kreischberg im Slopestyle errang sie mit Gipshand - sowie Blessuren im Bereich des fünften und sechsten Halswirbels bekannt. Danach kamen eine Knochenprellung am Schienbeinkopf (rechts), eine Prellung des Schienbeinkopfes (links), Prellung der Ferse und Bluterguss am rechten Knöchel sowie erst im März ein gerissenes Syndesmoseband im rechten Knöchel und im Mai ein Innenbandriss im linken Sprunggelenk dazu.

Gasser ist solche Zwischenfälle aber mittlerweile gewöhnt und lässt sich davon nicht aus der (Erfolgs-)Bahn werfen.

Ende September stieg die Gesamtweltcup-Siegerin der abgelaufenen Saison wieder ins Schnee-Training ein. Bis sie wieder 100 Prozent fit ist, werde es aber noch ein bisschen dauern. "Letztes Jahr war ich zu dem Zeitpunkt – ehrlich gesagt – besser auf die Saison vorbereitet. Aber ich will jetzt wieder Gas geben und zu meiner alten Form finden."

Eine unschlagbare Anna wird es nie geben

Gasser, die auf ein Antreten beim ersten Big-Air-Weltcup in Neuseeland verzichtete, wird am kommenden Wochenende in Italien ihren ersten Saison-Wettkampf bestreiten.

Dass sie die Big-Air-Szene erneut dominieren wird, glaubt sie nicht. Eine "unschlagbare" Anna Gasser werde es nie geben, beteuert die Kärntnerin.

"Der Sport entwickelt sich so schnell, dass ich eher in die andere Richtung aufpassen und schauen muss, dass ich in den Top-Platzierungen bleibe. Immer mehr fangen mit dem Sport an, da ist es schwer, oben zu bleiben. Ich kann es nur versuchen. Aber ungeschlagen bleibt man in fast keiner Sportart."

Vom jungen Hüpfer zu "Was machst du danach?"

Auch wenn die Erfolge der letzten Jahre nur mehr schwer zu toppen sein werden, denkt die 27-Jährige noch nicht an ein Karriereende - auch wenn sie immer öfter darauf angesprochen wird.

"Solange ich aufs Podest springen kann und vorne dabei bin, mache ich weiter. Wenn das einmal nicht mehr der Fall ist, dann würde ich in eine andere Richtung weitermachen."

Gasser über ein mögliches Karriereende

"Es ist schnell gegangen vom jungen Hupfer zu 'Was machst du danach?'", grinst Gasser. "Aber solange ich aufs Podest springen kann und vorne dabei bin, mache ich weiter. Wenn das einmal nicht mehr der Fall ist, dann würde ich in eine andere Richtung weitermachen."

Dennoch müsse man realistisch sein, was die weitere Snowboard-Karriere betrifft. "Ab 30 wird es im Contest-Snowboarden schwer, mit den Top-Leuten mitzuhalten. Realistisch gesehen hoffe ich, dass ich mein Level noch bis zu Olympia 2022 in Peking halten kann, um dort dabei zu sein. Das wäre ein Ziel und wird dann wohl ein großer Abschluss werden. Aber wenn ich sehe, dass ich dort keine Chance habe, würde ich es mir nicht antun."

Ob ein Karriereende 2022, früher oder später: Anna Gasser hat schon jetzt dafür gesorgt, dass ihr Sport ins Rampenlicht gerückt ist.

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