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Tournee ohne Schlierenzauer: "Nicht gut genug"

Schlieri muss bei Tournee zuschauen, stellt sich aber "hartem Weg zurück":

Tournee ohne Schlierenzauer: Foto: © GEPA

Gregor Schlierenzauer will wieder zurück an die absolute Skisprung-Weltspitze. Daraus macht der Weltcup-Rekordgewinner (53 Siege) keinen Hehl. 

In der noch recht jungen Weltcup-Saison ist der Tiroler in seinem Vorhaben nun aber schon zwei Mal zurückgeworfen worden. Im November hat sich Schlierenzauer wie einige seiner Teamkollegen sowie ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl mit dem Coronavirus infiziert und dadurch Springen verpasst. Mit der Nicht-Nominierung für die Vierschanzen-Tournee erfolgt nun der nächste Rückschlag. 

"Die Vierschanzen-Tournee findet ohne mich statt und ich nehme das selbstverständlich zur Kenntnis", schreibt Schlierenzauer auf seinem Blog. "Ich muss akzeptieren, dass meine Leistungen nicht gut genug waren und ich die zwei Möglichkeiten, die ich bei den Weltcup-Springen in Wisla und Engelberg hatte, nicht nutzen konnte." 

Widhölzl: "Es war klar ausgesprochen, dass er Leistung bringen muss"

Die Plätze 44 (Wisla), 30 und 24 (Engelberg) ließen zwar eine leicht aufsteigende Tendenz erkennen, für einen Platz im ÖSV-Tournee-Team war das Gebotene aber zu wenig. Die Entscheidung um den letzten Startplatz fiel letztlich auf Thomas Lackner anstelle von Schlierenzauer. 

"Die Entscheidung war nicht einfach, weil ich viel Potenzial bei Gregor sehe und er heuer echt gute Sachen gemacht hat. Gregor hatte in Wisla und Engelberg die Chance und er wusste, dass er in Engelberg Leistung bringen muss. Es war klar ausgesprochen, dass er in die Top 10 oder 15 springen muss und das hat er in dem Fall nicht geschafft", erklärt Cheftrainer Widhölzl. 

"Natürlich bin ich enttäuscht, alles andere wäre widersprüchlich", erklärt Schlierenzauer und bemängelt: "Die Tatsache, dass in Österreich aktuell leider keine 120-Meter-Schanze sprungbereit ist, macht es leider auch nicht leichter". Theoretisch besteht noch die Chance, dass "Schlieri" bei den Heim-Bewerben in Innsbruck und Bischofshofen in das nationale Kontingent aufgenommen wird.

Vorerst will er sich nun im Continental Cup in Engelberg am 27. und 28. Dezember wieder Selbstvertrauen holen. Schlierenzauers Ehrgeiz scheint zumindest ungebrochen."Der Weg zurück ist hart und steinig. Ich werde versuchen, mich nach vorne zu arbeiten", sagt der einstige "Superadler" schon vor Saisonbeginn. 

Schlierenzauer in einem "Entwicklungsjahr"

Im vergangenen Winter war er als Vierter in Nizhny Tagil nahe dran an seinem ersten Podestplatz seit nunmehr sechs Jahren. Der Tiroler ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl und seinem Berater Werner Schuster Früchte tragen wird. "Ich hoffe, dass ich das Ziel, ganz nach oben zu kommen, bestätigen kann."

Er habe gespürt, in der Vorbereitung wieder weitergekommen zu sein, sieht sich aber weiterhin in einem "Entwicklungsjahr". "Ich habe einen ganz guten Grundsprung und den gilt es, so oft wie möglich zu zeigen, daran zu wachsen und die letzten Details herauszukratzen."

Teilerfolge wie der Gewinn des ÖSV-Titels auf der Normalschanze im Sommer bestärken Schlierenzauer. Es gibt aber Details in seinem Sprung, die es zu verbessern gilt.

"Wenn die Feinheiten nicht zusammenstimmen, kann es auf einer kleinen Schanze funktionieren, aber beim Skifliegen nicht mehr. Umgekehrt, wenn man sein Setup beisammen hat, kann man fast überall gewinnen", weiß der zweifache Weltcup-Gesamtsieger. "Jetzt gilt es, den nächsten Schritt zu gehen, nicht nur einen guten Absprung zu machen, sondern alles sehr gut zu verbinden und mein volles Potenzial abzurufen."

Er sei noch nicht an dem Punkt, an dem alles selbstverständlich funktioniert, die im Skispringen oft erwähnten Automatismen greifen. "Der Weg zurück ist hart und steinig. Die Luft an der Spitze ist dünn", sagt Schlierenzauer. 

Schlierenzauer: "Tolle Herausforderung für meine Geschichte"

Der Routinier hofft trotz Corona-Pandemie in dieser Saison auf viele Wettkämpfe. "Die Vorgabe, die ich im Kopf habe, ist, dass ich mich Sprung für Sprung und Wettkampf für Wettkampf steigern kann."

"Ich bin gespannt, wenn ich dann einmal einen Wettkampf mache, in dem ich die guten Trainingsleistungen abrufen kann, wie weit es reicht. Das ist jedes Jahr der Kitzel und das Spannende", sagt Schlierenzauer. 

"Ich will mich wieder zurückbeißen nach oben. Das ist nicht einfach, aber eine tolle Herausforderung für meine Geschichte, meine Karriere, aber auch als Mensch."

Eine Frist für die Umsetzung seiner geplanten Steigerung setzt sich der Ex-Skiflugweltmeister aber nicht. "Man kann nicht alles planen und nicht alles kontrollieren. Das Leben zeigt uns das jetzt gerade", erklärt der Team-Senior. "Es ist nach wie vor sehr erfüllend für mich, ich bin sehr motiviert, habe Ziele vor Augen und will mich wieder zurückbeißen nach oben. Das ist nicht einfach, aber eine tolle Herausforderung für meine Geschichte, meine Karriere, aber auch als Mensch. Dem stelle ich mich."

Es gebe jedoch keine Sicherheit, dass er es auch zurück zur Spitze schafft. "Aber es wäre schön. So oder so, es fühlt sich für mich richtig an." Die Olympischen Spiele in Peking 2022 sind jedenfalls ein Ziel.

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