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Vor Olympia: Halbes ÖSV-Skisprung-Team bricht weg

Zwei Rücktritte, eine schwere Verletzung, Olympia vor der Tür: Die ÖSV-Skispringerinnen stecken mitten im Umbruch. Wie es ohne Leistungsträgerinnen weiter geht.

Vor Olympia: Halbes ÖSV-Skisprung-Team bricht weg Foto: © GEPA

Jahrelang war das österreichische Team eines der stärksten im Frauen-Skispringen. 

Im Sog von Pionierin Daniela Iraschko-Stolz entwickelten sich Athletinnen wie Jacqueline Seifriedsberger, Sara Marita Kramer und Eva Pinkelnig zu Weltklasse-Springerinnen. Olympia- und WM-Medaillen, Gesamtweltcup-Siege und Triumphe im prestigeträchtigen Nationencup - das vergangene Jahrzehnt war im ÖSV-Team von Erfolg gekrönt. 

Ausgerechnet vor dem anstehenden Olympia-Winter ist vom Erfolgsteam kaum mehr etwas übrig. 

ÖSV-Team verliert drei wichtige Stützen binnen weniger Wochen

Ende August verkündete Sara Marita Kramer - Gesamtweltcup-Siegerin 2021/22 - mit gerade einmal 23 Jahren nach zuletzt schwierigen Jahren ihr Karriereende. Nun tat es ihr Jacqueline Seifriedsberger gleich. Nach 13 Weltcup-Saisonen und mit 34 Jahren ist die Überwindung für die in der Vorsaison beständigste ÖSV-Springerin zu groß geworden. 

Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes haben Seifriedsberger zudem in ihrem Entschluss bestätigt. Beim Olympia-Test in Predazzo hat sich Eva Pinkelnig ebenso wie die Kanadierin Alexandria Loutitt, Freundin von ÖSV-Star Daniel Tschofenig, einen Kreuzbandriss zugezogen.

Auch bei der 37-jährigen Pinkelnig stehen die Zeichen nun eher auf Karriereende, hatte sie doch schon vor einiger Zeit angekündigt, sich nach den Olympischen Spielen 2026 auf die Familienplanung konzentrieren zu wollen. 

Mit Pinkelnig, Seifriedsberger und Kramer verliert das ÖSV-Team drei Aushängeschilder und Leistungsträgerinnen binnen weniger Wochen. 

"Mit dem Rücktritt von Jacqueline Seifriedsberger, jenem von Sara Marita Kramer und der Verletzung von Eva Pinkelnig verlieren wir für die kommende Saison natürlich drei wichtige Stützen", weiß Thomas Diethart. Der ehemalige Vierschanzen-Tournee-Sieger ist seit April Cheftrainer der ÖSV-Frauen. 

"Vielversprechende Talente" in Nachwuchszentren 

"Nichtsdestotrotz haben wir weiterhin starke Athletinnen im Team, die im Sommer intensiv und engagiert gearbeitet haben. Ziel ist es, die im Training gezeigten Leistungen auch im Wettkampf abzurufen. Auch in den Nachwuchszentren sehen wir vielversprechende Talente, die in den kommenden Jahren aufzeigen werden. Unsere Herangehensweise bleibt daher unverändert: Die Individualität der Springerinnen steht im Vordergrund und jede Athletin erhält die Unterstützung und Möglichkeiten, die sie braucht, um ihr volles Potenzial entfalten zu können", so Diethart. 

Florian Liegl, Sportlicher Leiter Skisprung und Nordische Kombination im ÖSV, räumt ein: "Die Entwicklungen der letzten Tage stellen uns zwar vor neue Herausforderungen, doch wir blicken positiv nach vorne. Wir glauben an das Potenzial unserer Athletinnen, an die Stärke der nächsten Generation und wir vertrauen auf das Team und den gemeinsamen Weg."

Neben Pinkelnig, Seifriedsberger und Kramer sammelten in der vergangenen Saison nur Lisa Eder, Julia Mühlbacher, Chiara Kreuzer und Meghann Wadsak Weltcup-Punkte. 

ÖSV-Skispringerinnen in der Saison 2024/25:

Name Platzierung GWC Siege Podestplätze
J. Seifriedsberger 5 1 4
L. Eder 6
4
E. Pinkelnig 7 1 3
J. Mühlbacher 22
C. Kreuzer 39
M. Kramer 40
M. Wadsak 53

Lisa Eder nun die Nummer eins

Damit ist nun die 24-jährige Tirolerin Lisa Eder die Nummer eins im ÖSV-Frauen-Team. Die Freundin von Manuel Fettner sprang im vergangenen Winter im Einzel vier Mal aufs Stockerl und beendete die Saison als zweitbeste Österreicherin auf Platz sechs im Gesamtweltcup. Zudem war sie wie Julia Mühlbacher Teil jenes Teams, das bei der WM Silber im Mannschaftsbewerb holte. 

Eder und Mühlbacher (21 Jahre) sind aktuell auch die einzigen Athletinnen mit Nationalteam-Status. Chiara Kreuzer (28) und Hannah Wiegele (24) gehören dem A-Kader an, Meghann Wadsak (18) dem B-Kader. 

Im C-Kader finden sich mit Elisa Deubler, Magdalena Dobler, Sara Pokorny, Pia Stütz und Luise Tritscher Athletinnen zwischen 16 und 18 Jahren, einzig Sahra Schuller ist mit 20 Jahren etwas älter. 

Die ÖSV-Skispringerinnen stehen also vor dem Absprung Richtung Umbruch. 

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