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Manuel Feller: "Die anderen werden überbezahlt"

Braucht es im Skisport Preisgelder wie im Tennis? ÖSV-Ass Feller findet nicht:

Manuel Feller: Foto: © GEPA

Die Zukunft des alpinen Skisports ist aktuell ein heiß diskutiertes Thema.

Neo-FIS-Präsident Johan Eliasch präsentierte beim Saison-Auftakt in Sölden seine Pläne für den Ski-Weltcup in Zeiten von Globalisierung und Klimakrise und ließ mit einer von Ex-ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (80) und Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (90) angeführten "Future Working Group" aufhorchen (Die Hintergründe >>>).

Neben einer zentralen Vermarktung will Eliasch unter anderem das Preisgeld im Weltcup erhöhen. Hier hat der schwedisch-britische Milliardär bemerkenswerte Visionen.

"Es sollte nicht sein, dass unsere Topathleten in einem Jahr genauso viel verdienen, wie die besten Tennisspieler in einer Woche. Das müssen wir ändern, wir brauchen viel mehr Preisgeld. Es sollte unser Ziel sein, dass unsere Athleten genauso viel verdienen wie etwa Tennisspieler", fordert Eliasch.

Für ÖSV-Ass Manuel Feller geht diese Denkweise in die falsche Richtung. Seiner Meinung nach werden Skisportler im Vergleich zu Tennis-, Golf- oder Fußballspielern angemessen entlohnt.

"Ich denke, die anderen werden einfach überbezahlt! Wir können uns glücklich schätzen mit dem, was wir bekommen. Natürlich, mehr geht immer, aber braucht es immer mehr?", fragt Feller im Interview mit "experience.audi.at".

"Ich bin mit dem zufrieden, was ich habe. Vielleicht sollte man bei einigen Sportarten Klauseln einführen, dass sie ab einer gewissen Summe einen bestimmten Prozentsatz für soziale Zwecke spenden sollten", so Fellers Vorschlag.

Feller: "Das ist schon ziemlich schockierend"

Wie für die FIS, die unter Eliasch ein "grüner" Verband werden soll, ist auch für Feller das Thema Umwelt und Klimawandel ein zentrales.

Auf die Frage, ob er Bedenken hat, dass der Skisport eines Tages nur noch auf Kunstschnee ausgetragen wird, antwortet der Technik-Spezialist: "Definitiv, da braucht man ja nur auf unsere Gletscher schauen. Wenn man verfolgt, was sich da Jahr für Jahr verändert, ist das schon ziemlich schockierend."

Ähnlich wie Felix Neureuther, der unter anderem den frühen Saison-Auftakt Ende Oktober kritisiert, plädiert Feller für eine "Ski-Pause" im Sommer.  

"Ich habe schon öfters gesagt, dass es - ähnlich wie in der Formel 1 - eine Pflichtpause braucht."

Feller bereitet die Entwicklung Sorgen

"Ich habe schon öfters gesagt, dass es - ähnlich wie in der Formel 1 - eine Pflichtpause braucht. In den Monaten ohne den Buchstaben R darf kein Ski gefahren werden – so was in die Richtung. Da braucht dann keiner für Trainingscamps rund um die Welt fliegen", so Feller.

"Was ich auch nicht gut finde: Ich glaube, wir haben schon genug Skipisten, man muss jetzt nicht auf den letzten Bergen, die noch übrig sind, auch noch Lifte und Pisten bauen. Positiv finde ich dafür die ganzen Schneedepots, die sie in letzter Zeit machen. Du nimmst den Schnee von gestern für morgen, das ist weitaus nachhaltiger und besser als die Produktion mit Schneekanonen."

Feller über Olympia: "Das ist kontrovers und komisch"

Aktuell bereiten sich Feller und seine ÖSV-Kollegen in den heimischen Bergen auf die nächsten Weltcup-Rennen vor. Die Technik-Asse sind erst Anfang Dezember beim RTL in Val d’Isere wieder im Einsatz.

Im Februar steht mit den Olympischen Spielen in Peking eines der Highlights des Winters an. Die Austragung der Spiele in China ist jedoch umstritten, auch Feller sieht die Olympische Bewegung vom richtigen Weg abgekommen.

"Olympische Spiele sind nicht mehr das, was sie als kleiner Bub für mich einmal waren, definitiv nicht. Ich fahre zu meinen zweiten Spielen wieder nach Asien und dann auch noch an einen Ort, wo es zwar kalt ist, aber in der Regel kein Schnee fällt. Ohne Schneekanonen gäbe es nichts, das ist kontrovers und komisch, da sollte man sich schon Gedanken machen", findet Feller.

Dass viele traditionelle Wintersportländer und -orte keine Spiele mehr austragen wollen, sei auch verständlich. "Es ist schade, Tirol hätte die Infrastruktur, aber die Leute wollten es nicht mehr. Das ist in gewisser Hinsicht auch verständlich, weil in den letzten Jahren viel Blödsinn gebaut worden ist. Jetzt fehlt eben die Unterstützung. Die Olympischen Spiele gehören in den Alpenraum, nach Nord- und Mitteleuropa, Kanada oder Amerika, dort wird die Olympische Idee gelebt wird. Aber wenn die Bevölkerung nicht möchte, kann man nichts machen."

Feller: "Bereuen tue ich den Mittelfinger"

Feller ist und bleibt ein Mann klarer Worte, der oft auch polarisiert. Durch seine Kinder – der 29-Jährige ist zweifacher Familienvater – sei er vielleicht etwas weniger impulsiv. Oder wie Feller es ausdrückt:

"In gewisser Hinsicht bin ich der gleiche Vogel wie vorher, ruhiger würde ich gar nicht sagen, aber ich habe sicherlich gelernt, mit gewissen Sachen anders umzugehen. Kinder sind wie dein Spiegelbild, da wird dir schonungslos alles aufgezeigt. Von dem her sind meine Kinder meine Meister."

Aussagen, die er im Nachhinein bereut hat, gibt es nicht. "Nicht unbedingt die Themen, aber eventuell die Wortwahl. Bereuen tue ich den Mittelfinger bei meinem Hater-Diss", gibt Feller zu.


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