Ich kann mich jetzt wirklich darauf verlassen, dass das, was ich mache, gut und schnell genug ist.
"Es ist generell der Schlüssel, dass man gewisse Passagen schlau fährt. Das kann ich momentan sehr gut einschätzen, wo es mehr braucht und wo man ein bisschen zurückstecken muss."
Außerdem habe sie eine sehr gute Gesprächsbasis mit den Coaches. "Wenn ein Funkspruch kommt, kann ich mich darauf verlassen und das taugt mir irrsinnig", so Scheib.
Die nunmehrige Gewinnerin von drei Weltcup-Rennen scheint ihre persönliche Erfolgsformel gefunden zu haben. Dazu gehört auch, nicht zu viel zu wollen.
"Ich kann mich jetzt wirklich darauf verlassen, dass das, was ich mache, gut und schnell genug ist", sagt Scheib. "Ich genieße das Skifahren gerade sehr."
Scheib rutscht im Roten Trikot ins neue Jahr
Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Mit ihrem Sieg am Semmering hat die Athletin aus Frauental im Bezirk Deutschlandsberg ihr großes Ziel, mit dem Roten Trikot vom kleinen Pass an der niederösterreich-steirischen Grenze abzureisen, erreicht.
Nach fünf von zehn Saison-Riesentorläufen führt sie in der Disziplinwertung 88 Punkte vor der Neuseeländerin Alice Robinson, die am Semmering bereits im ersten Durchgang ausschied.
"Es war eine gute Halbzeit. Aber es sind noch einige Rennen, und es kann noch sehr viel passieren. Mich hat es in Tremblant (Ausfall; Anm.) erwischt, es bewegt sich alles am Limit", merkt Scheib an. Sie müsse jedes Rennen fokussiert angehen.
Schon beim nächsten Riesentorlauf in Kranjska Gora (3. Jänner) geht das Duell Scheib-Robinson in die nächste Runde.
"Es macht Spaß. Weil ich weiß, es braucht mein bestes Skifahren, sonst reicht es nicht", spornt Scheib der Wettkampf an.
Der Ausfall der großen Konkurrentin habe ihren Zugang für den zweiten Durchgang am Semmering vielleicht ein wenig verändert. "Wenn du weißt, da fährt eine so am Limit und quetscht alles raus, dann musst du es auch machen."
Scheib: "Ich würde alle anlügen, wenn..."
Dass man aktuell die beste Julia Scheib sieht und die Erwartungen dementsprechend hoch sind, daraus macht die Steirerin keinen Hehl.
"Ich würde alle anlügen, wenn ich sagen würde, ich bin hier, um zweitbeste zu werden. Man trainiert das ganze Leben darauf hin. Wenn man weiß, man hat noch Potenzial, man hat einen schnellen Schwung, dann muss man es irgendwann mal nutzen. Ich hatte letztes Jahr das Gefühl, ich habe mich unter Wert verkauft und den Fehler wollte ich auf keinen Fall wieder machen", sagt Scheib.