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Shiffrin: Zuerst tief unten, jetzt große Siegerin

"Alles ist über mir zusammengebrochen." Dennoch erreichte Shiffrin das letzte große Ziel.

Shiffrin: Zuerst tief unten, jetzt große Siegerin Foto: © GEPA

Mikaela Shiffrin hat es geschafft: Sie ist Gesamtweltcup-Siegerin 2021/22.

Bis zu ihrer ingesamt vierten großen Kristallkugel war es aber ein langer und schwieriger Weg für die US-Amerikanerin. Schon vor Saisonbeginn hat Shiffrin den Gesamtweltcup erstmals seit dem Tod ihres Vaters Jeff im Februar 2020, der sie völlig aus der Bahn geworfen hat, wieder als Ziel ausgegeben. 

Im Duell mit Titelverteidigerin Petra Vlhova war Shiffrin von Beginn des Winters weg voll gefordert. Spätestens nach den Olympischen Spielen in Peking, wo sie völlig überraschend ohne Medaille blieb und daraufhin mit viel Hass im Netz konfrontiert war, hatten Shiffrin viele abgeschrieben. 

Doch die Gewinnerin von 74 Weltcup-Bewerben raffte sich im Saisonendspurt nochmals auf - sowohl körperlich als auch mental. Mit dem Sieg in der Abfahrt und Platz zwei im Super-G beim Weltcup-Finale in Courchevel fixierte sie schließlich ihren vierten Gesamtweltcup-Sieg nach 2016/17, 2017/18 und 2018/19. 

Damit zog sie an großen Kugeln mit ihrer Landsfrau Lindsey Vonn gleich und ist Zweitbeste der Wertung hinter der sechsfachen Siegerin Annemarie Moser-Pröll. Alle Gesamtweltcupsiegerinnen>>>

Shiffrin: "Es war das letzte große Ziel"

Für die seit vergangenen Sonntag 27-Jährige ist es das erste Kristall seit dem Tod ihres Vaters. Dementsprechend emotional fielen auch die Reaktionen bei Shiffrin aus. 

"Ich hatte viele großartige Momente in dieser Saison, aber es gab auch schwere Momente, wo ich so tief unten war wie noch nie in meiner Karriere. Nicht nur was das Skifahren betrifft, auch als Mensch. Ich habe das Gewicht gefühlt, alles ist über mir zusammengebrochen. Es war ein fürchterliches Gefühl", bezog sich Shiffrin im ORF-Interview unter anderem auf die Enttäuschungen bei Olympia.

"Ich wollte in diese Woche reingehen und das ganze Gewicht abwerfen. Jeder weiß, dass ich diese Kugel gewinnen wollte. Ich habe versucht, in jedem Moment konzentriert zu sein. Jetzt ist es natürlich super, noch zwei Rennen, aber keinen Druck mehr zu haben. Das war das letzte große Ziel, das noch zu erreichen war. Das ist sehr speziell. Es ist schwierig, alles in einem Tag und einer Kugel zusammenzufassen", so die US-Amerikanerin. "Die ganze Saison war ein Auf und Ab und die Abs zählten zu den härtesten Momenten meiner Karriere."

Nach allem, was passiert sei, sei dies nun ein spezieller Moment, sagte die Freundin von Aleksander Aamodt Kilde, der die kleine Kristallkugel in Abfahrt und Super-G errungen hat. Gemeinsam mit den Trainern und Betreuern habe man alle Kraft in die letzten Saisonrennen gesteckt. "Ich bin stolz, dass ich das erreicht habe und dankbar und freue mich für alle, die so hart daran gearbeitet haben."

Da das große Ziel nun erreicht sei, könne sie ohne Druck in den noch ausstehenden Slalom und Riesentorlauf in Meribel antreten und dann gehe es nach Hause.

Vlhova Richtung Shiffrin: "Das ist 50:50"

Ihre Kontrahentin Petra Vlhova räumte indes ein, den Gesamt-Weltcup in dieser Saison nicht als Ziel gehabt zu haben - obwohl sie als Titelverteidigerin angetreten war.

Die Chance habe sich aber ergeben. "Ich freue mich für sie", meinte Vlhova in Richtung Shiffrin. "Ich habe eine kleine Kugel (Slalom, Anm.) und Olympia-Gold (Slalom), sie die große Kugel - das ist 50:50."

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