So lange ist Marco Odermatt seinem ersten Sieg in einer Abfahrt hinterhergefahren und dann schlägt er ausgerechnet bei der WM so gnadenlos zu.
Mit einer Traumfahrt im größten Rennen der Königsdisziplin in diesem Jahr holt sich der Schweizer Gold und beendet auch seinen persönlichen Medaillenfluch bei Weltmeisterschaften.
Entsprechend emotional fielen Odermatts Reaktionen im Ziel der "L'Eclipse" in Courchevel aus. Schon nach seiner Zieldurchfahrt brüllte der Gesamtweltcup-Führende seine Erleichterung heraus, auch in dem Wissen, dass es wohl für Edelmetall reichen wird.
"Es ist sehr emotional gewesen. Es waren Emotionen, die ich so noch nie hatte", erzählt Odermatt, der sich vor dem Rennen noch Bilder von seinem Olympia-Sieg im Riesentorlauf im Vorjahr anschaute, um in die richtige Stimmung zu kommen.
Die perfekte Fahrt
Odermatt machte mit seiner Fahrt eine neue Zeitrechnung auf. Dem Schweizer gelang eine nahezu perfekte, auf jeden Fall geniale Fahrt. Als erster meisterte er die Sprünge, die langen Kurven und das äußerst herausfordernde Gefälle auf der Piste mit Bravour.
Die Jubelgeste Odermatts wiederholte sich wenige Minuten später, als der Angriff von Topfavorit Aleksander Aamodt Kilde abgewehrt war.
"Da habe ich wirklich am ganzen Körper gezittert. Das habe ich so definitiv noch nie erlebt", schildert Odermatt die Minuten des Zitterns im Ziel. "Bei Aleks weiß man nie, er ist momentan der beste Abfahrer der Welt. Da hat es von mir wirklich eine perfekte Fahrt gebraucht, um ihn zu schlagen. Die ist mir heute gelungen."
Kriechmayr über Odermatt: "Es war nur eine Frage der Zeit"
"Das war die perfekte Fahrt", findet auch Vincent Kriechmayr. "Mehr als verdient. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er eine Abfahrt gewinnt. Jetzt hat er die WM-Abfahrt gewonnen - auch nicht schlecht."
Daniel Hemetsberger stimmt bezüglich der "perfekten Fahrt" zu: "Es war eine Fahrt aus einem Guss. Er ist richtig fein gefahren. Man hat gesehen, er nimmt den Speed überall super mit. Er ist ein sehr verdienter Weltmeister."
Odermatt selbst sagt, sei bei seiner Gold-Fahrt "wirklich am Limit gefahren und habe keinen Zentimeter verschenkt". Das eine oder andere Prozent mehr Risiko, das im Super-G seiner Meinung noch gefehlt hat, war diesmal vorhanden.
Für Odermatt ist Gold eine riesengroße Genugtuung. "Der vierte Platz vor drei Tagen macht den Sieg heute noch schöner."