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Berthold: Deutscher Verband besser als ÖSV

Der Ex-Rennläufer fordert zudem ein Ende des Jammerns über den "dichten" Weltcup-Kalender:

Berthold: Deutscher Verband besser als ÖSV Foto: © GEPA

Einst begann unter der Leitung von Mathias Berthold als ÖSV-Herrenchef (2010 bis 2014) der Stern von Marcel Hirscher zu leuchten. Nun hat der ehemalige Ski-Erfolgstrainer die Schneepiste gegen den Fußballrasen eingetauscht.

Seit vergangenem Oktober fungiert der 54-Jährige als Berater beim deutschen Traditionsverein 1. FC Nürnberg. Dem Ski-Zirkus bleibt der Vorarlberger dennoch als Zuschauer treu.

Beim Nightrace der Damen in Flachau zeigte sich Berthold in der Position des begeisterten Zusehers: "Stark, was die hier aus der Veranstaltung gemacht haben."

Abgang aus Skiszene "eine idiotische Entscheidung"

Neben seiner Tätigkeit als Mental- und Motivationscoach ist Berthold zudem unter die Buchautoren gegangen ("Positives Denken alleine genügt nicht") und hat einen Studiengang für Sportpsychologen belegt. "Ich wollte mich als Trainer weiterbilden, um im Umgang mit Sportlern noch besser zu sein", erklärte er in Flachau.

Der Weggang aus der Skiszene sei "eigentlich eine idiotische Entscheidung" gewesen. "Du hörst auf mit etwas, wo du Geld verdienst." Damir Canadi hatte ihn dann als Berater zum FC Nürnberg gelotst. Der österreichische Trainer war bekanntlich rasch wieder weg, Berthold blieb. "Die Spieler wollten das so, für Damir war es okay."

Nürnberg belegt mit den Österreichern Georg Margreiter, Nikola Dovedan, Andreas Lukse und Lukas Jäger aktuell den 16. und Drittletzten Rang der zweiten Bundesliga. Weiter geht es Ende Jänner mit dem Hit beim Hamburger SV. "Ich persönlich habe aber keine Angst, dass wir mit dem Abstieg zu tun haben", beteuerte Berthold.

Man habe coole Fans, bis zu 2.000 beim Training. "Aber ein Fan wird nie entscheiden, wie gut einer unserer Spieler spielt." Erfolge wie das jüngste Freundschafts-5:2 gegen die Bayern, die in Hälfte zwei mit der Reserve spielten, "bedeutet aber nicht, dass wir vorne rausstarten".

Berhold: "Athleten sollen nicht jammern"

Berthold beobachtet den Skirennsport weiter aufmerksam und ist nicht der Meinung, dass es im Weltcup zu viele Rennen gibt. "Das war vielleicht früher so, als man noch alle Disziplinen gefahren ist. Heute reden wir von Spezialisten. Von Profis, die sich das ganze Jahr vorbereiten. Meiner Meinung nach ist es an den Athleten, nicht zu jammern, sondern abzuliefern."

Beim mittlerweile traditionellen Gedankenaustausch von Sport, Politik und Wirtschaft vor dem Damen-Flutlichtslalom in Flachau legte am Dienstag Österreichs neuer Damen-Cheftrainer Christian Mitter ein Bekenntnis zum aktuell umkämpften Nationencup ab. "Ich möchte schon weiter für den besten Skiverband der Welt arbeiten", meinte Mitter dabei. Er sei aber überzeugt, dass man am Saisonende in Cortina die Trophäe wieder gewinnen werde.

Berthold stimmte dem zu ("Das wird sich rasch wieder in Richtung Österreich erledigt haben"), kam im Rückblick aber auch auf interessante Erkenntnisse. "Österreich ist ein Top-Skiverband. Präsident Schröcksnadel ist ein toller Mann mit Visionen und Zielen." Auch finanziell stehe man in Österreich gut da. "Ich finde aber, dass der deutsche Skiverband einen Tick besser ist."

Man habe in Deutschland nicht die Anzahl von Athleten. "Die Skigebiete und Berge sind ein bissl weiter weg", so Berthold. "Von der Organisation her finde ich in der Nachbetrachtung aber, dass der DSV besser war. Auch, weil dort extrem gute Trainer sind und es mit Wolfi Maier einen sensationellen Sportdirektor gibt."

Hirscher-Abgang "ein Schock"

Vom Karriere-Ende Hirschers zeigte sich Berthold überrascht. "Ich glaube, er hätte noch enorm viele Möglichkeiten gehabt." Einen "Hirscher-Schock" könne es durchaus geben: "Wenn so eine Leitfigur wegfällt, stehen plötzlich Leute im Fokus stehen, die das vorher nicht waren. Man kann sich darauf vorbereiten. Es umzusetzen, ist aber was anderes."

Man müsse aber geduldig bleiben und dürfe auch die vielen Verletzungen nicht außer Acht lassen. "In Österreich wird verlangt, dass gewonnen wird. Es ist einfach unser Sport, über den wir uns weltweit auch definieren. Skifahren und Österreich wird in einem Satz genannt."

 

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