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Der ÖSV plant die Zukunft am "Ende der Welt"

Klima-Krise zwingt Ski-Asse zur "Flucht". ÖSV kämpft mit Kosten-Explosion.

Der ÖSV plant die Zukunft am Foto: © GEPA

Von Schnee bedeckte Berggipfel, dazu herrlicher Sonnenschein. Scrollt man sich dieser Tage durch die Social-Media-Profile diverser Skirennfahrer, könnte man als Wintersport-Fan fast ein bisschen neidisch werden.

Österreichs Ski-Asse ziehen aktuell in Südamerika in der Vorbereitung auf die kommenden Saison ihre ersten Schwünge in den Schnee.

Europa schwingt sich unterdessen von einer Hitzewelle zur nächsten. Schneearmut und Gletscherspalten infolge der hohen Temperaturen machen ein Training in Österreich oder der Schweiz derzeit unmöglich. In Zermatt, wo sich sonst im Sommer praktisch alle Nationen für das Ski-Training versammeln, haben die Bergbahnen den Sommerskibetrieb kürzlich sogar ganz eingestellt.

Die heimische Ski-Elite "flüchtet" daher - teilweise entgegen der ursprünglichen Pläne - nach Südamerika.

"Wir schicken jetzt alle Weltcup-Gruppen nach Chile und Argentinien. Auch die Europacup-Speed-Herren sind dabei, weil sie vorwiegend in Zermatt gewesen wären und sie dort nun überhaupt keine Möglichkeit zum Trainieren haben", erklärt ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl im Gespräch mit LAOLA1.

Die ÖSV-Asse sind dabei auf vier Destinationen verteilt: Die Technik-Frauen sind im argentinischen Ushuaia stationiert, die Speed-Abteilung trainiert in La Parva in Chile. Die Männer haben ihre Zelte in Portillo (Speed) und El Colorado (Technik) aufgeschlagen.

1.000 Paar Ski fliegen über den Atlantik

Im Schnitt verbringen die Athletinnen und Athleten drei Wochen auf der Südhalbkugel. Der ÖSV schickt rund 60 Sportler nach Übersee, dazu kommen noch Trainer, Physiotherapeuten, Serviceleute und andere Betreuer.

Pro Athlet landen zehn bis 15 Paar Ski mit im Gepäck, macht insgesamt knapp 1.000 Paar Ski, die über den Atlantik geflogen werden. Dazu kommt noch Equipment wie Torstangen und Material für die Physiotherapeuten und zur Skipräparierung.

Neben der Organisation stellt vor allem die Finanzierung eines solchen Trips den Skiverband vor eine enorme Herausforderung.

"Die Flüge knabbern schon an den Finanzen, die sind mindestens doppelt so teuer wie üblich. Der Materialtransport ist bis zu drei Mal so teuer", rechnet Mandl vor. Der ÖSV muss laut "Kurier" Mehrkosten im sechsstelligen Bereich stemmen.

"Dankenswerterweise haben wir vom Präsidium Budgetmittel für die sportlichen Belange zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist ja nicht selbstverständlich in Zeiten wie diesen. Aber für den Sport versuchen wir alles zu tun", so Mandl.

Dennoch muss der ÖSV, der den Anspruch hat, die Ski-Nation Nummer eins zu sein, in der Vorbereitung in Südamerika Abstriche machen.

"Wir versuchen, das Material so knapp wie möglich zu halten", erklärt Mandl. Umfangreiche Ski-Tests werden dadurch kaum möglich sein.

ÖSV plant dauerhafte Trainings-Basis in Argentinien

Um für die Zukunft besser gerüstet zu sein, plant der ÖSV derzeit sogar, eine eigenes Trainings-Zentrum im argentinischen Ushuaia - die Stadt trägt den Beinamen "Ende der Welt" - einzurichten.

"In den kommenden Jahren wird es im Sommer bei uns nicht besser werden, wahrscheinlich eher das Gegenteil. Deshalb versuchen wir für das Sommertraining dort eine Basis zu erreichten, die wir dann über sechs, sieben Wochen mit den Mannschaften abwechselnd nutzen können", sagt Mandl.

So könnte man unter anderem Teile der Trainingsausrüstung dauerhaft vor Ort lagern und müsste sie nicht einmal um die halbe Welt fliegen. Das spart Ressourcen und damit auch Geld. 

"Wir versuchen, vor Ort günstige Quartiere zu bekommen und mit den Skigebieten entsprechende Verträge abzuschließen, damit wir dort auch Priorität zum Training erlangen und gute Deals betreffend Pistengebühren und Liftkarten bekommen", führt der Alpindirektor weiter aus.

Ab Mitte September sollen die rot-weiß-roten Ski-Asse dann wieder auf den heimischen Gletschern in Sölden und im Pitztal trainieren. Den Schnee-Depots sei Dank ...

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