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Johannes Strolz: "Das gibt’s ja gar nicht, dass ich das bin"

Nach dem Ski-Märchen im vergangenen Winter erlebt Johannes Strolz ab und zu noch unwirkliche Momente. In dieser Saison soll der Gold-Rausch weitergehen.

Johannes Strolz: Foto: © GEPA

Kann man das überhaupt noch toppen?

Johannes Strolz schrieb im vergangenen Winter mit seinem kometenhaften Aufstieg das Ski-Märchen schlechthin.

Dem Vorarlberger, der im Sommer 2021 schon über das Karriereende nachdachte, gelang am 9. Jänner im Slalom in Adelboden völlig unverhofft sein erster Weltcupsieg. Das Märchen fand bei den Olympischen Spielen in Peking seine Fortsetzung: 34 Jahre nach seinem Vater Hubert Strolz kürte sich der 30-Jährige zum Olympiasieger in der Kombination. Im Teambewerb gabs eine weitere Goldene oben drauf, im Slalom fuhr Strolz zu Silber.

"Es hat relativ lange gedauert, bis ich es wirklich realisiert habe", sagt der ÖSV-Star im LAOLA1-Interview.

Als Doppel-Olympiasieger startet Strolz am kommenden Wochenende in Val d’Isere unter gänzlich anderen Voraussetzungen als im Vorjahr in die Saison, als er noch kaderloser Mittrainierer war.

Mit seinen Erfolgen sind auch die Erwartungen gewachsen. Der Vorarlberger will den "Goldrausch" bei der WM im Februar in Courchevel/Meribel fortsetzen. Immerhin habe er bereits gezeigt, dass "er große Titel holen kann".

Wie Strolz seine Erfolge verarbeitet hat, was diese mit seinem Mindset gemacht haben und warum sich der Fan der Seattle Seahawks besser mit NFL- als mit Ski-Statistiken auskennt, erzählt er im Interview:

LAOLA1: Du hast ein Wahnsinns-Jahr 2022 hinter dir, darfst dich Doppel-Olympiasieger nennen. Wie lange hat es gedauert, bis du realisiert hast, was da Anfang des Jahres alles passiert ist?

Johannes Strolz: Es hat relativ lange gedauert, bis ich es wirklich realisiert habe. Ab und zu gibt es unverhofft so Momente, in denen man im Fernsehen oder auf Social Media ein Bild oder Video von sich selbst sieht, dann denkt man sich kurz: Das gibt’s ja gar nicht, dass ich das bin. Ich habe mal eine Auflistung der österreichischen Medaillen-Gewinner bei den Herren gesehen und da war ich in den Top fünf oder sechs. Ich hab zwar nie überprüft, ob das stimmt, aber da habe ich mir gedacht: Eigentlich unglaublich, was da passiert ist und zu welchen großen Namen ich mich dazu gereiht habe. Das ist teilweise immer noch unwirklich für mich, vor allem weil es auch so schnell gegangen ist.

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LAOLA1: Bist du jemand, der viel auf Statistiken hält?

Strolz: Ich bin keiner, der Statistiken aktiv selbst sucht. Ich bin da zufällig drüber gestolpert. In anderen Sportarten interessiert es mich sehr, beim American Football bin ich ein ziemlicher Statistik-Fanatiker. Wenn es ums Skifahren geht, konzentriere ich mich lieber darauf, was ich zu tun habe. Die Statistik führe ich mir lieber mal zu Gemüte, wenn Zeit dafür ist.

Im Weltcup ist es durchaus möglich, aber wenn ich an die WM als Großereignis denke, dann sind drei Medaillen natürlich nicht zu erwarten.

Kann Johannes Strolz die vergangene Saison toppen?

LAOLA1: Auch ohne Statistik ist klar: Du warst einer der erfolgreichsten Athleten des vergangenen Winters. Gehst du nun mit einem anderen Mindest in die neue Saison?

Strolz: Das Thema Mindset und Haltung ist etwas, womit ich mich sehr viel auseinandersetze. Ich denke, dass es für mich sehr wichtig ist, dass ich zu gewissen Dingen einfach eine klare Haltung habe. Da hat sich jetzt einiges geändert. Die Grundeinstellung ist dieselbe, ich trainiere genauso konsequent und versuche mit Leidenschaft und Herzblut skizufahren. Aber vielleicht mit der einen oder anderen Abänderung, weil viele andere Aufgaben auf mich zugekommen sind. Da habe ich versucht auch dementsprechend ein angepasstes Mindset zu haben. Ich bin auch sehr gefordert, dass ich mich weiterentwickle. Der Erwartungsdruck, den ich spüre, ist aber positiv.

LAOLA1: Kannst du die vergangen Saison überhaupt noch toppen?

Strolz: Im Weltcup ist es durchaus möglich, aber wenn ich an die WM als Großereignis denke, dann sind drei Medaillen natürlich nicht zu erwarten. Das war letztes Jahr speziell, da hat wirklich alles zusammengepasst. Ziel ist aber, dass ich bei der WM dabei bin und dort eine Medaille mache. Die Saison-Vorbereitung ist sehr gut gelaufen, damit ist der Weg dorthin einmal geebnet.

LAOLA1: Hast du dir abgesehen von einer WM-Medaille noch andere Ziele gesetzt?

Strolz: Ich setze mir immer ergebnis- und prozessorientiere Ziele. Ich möchte da anschließen, wo ich letztes Jahr aufgehört habe und speziell an der Stabilität noch etwas verbessern, damit es weniger Ausfälle und mehr konstante Leistungen werden. Was Ergebnisse betrifft möchte ich natürlich wieder Weltcup-Rennen gewinnen.

LAOLA1: Übernimmst du das Präparieren deiner Ski wie in der Vorsaison wieder selbst oder hast du mittlerweile einen Servicemann?

Strolz: Ich habe mit Benedikt Auinger einen eigenen Servicemann, der macht bis jetzt einen höchst professionellen Job. Die Chemie zwischen uns stimmt, deshalb habe ich nicht vor, dass ich da nochmal selbst Hand anlege.

LAOLA1: Ist für dich in dieser Saison der Riesentorlauf als zweite Disziplin auch ein Thema?

Strolz: Ich sehe den RTL aktuell eher als langfristiges Projekt. Wenn ich in dieser Saison einen RTL fahre, dann entscheide ich es relativ kurzfristig. Mein Fokus liegt ganz klar auf dem Slalom. Ich möchte auf keinen Fall, dass ich da etwas versuche aus dem Boden zu stampfen und der Slalom dann darunter leidet. Der Slalom muss einfach 100-prozentig passen. Im RTL habe ich eine hohe Startnummer, die verlangt einfach eine sehr, sehr gute Form, dass es überhaupt einen Sinn macht zu starten. Den Startplatz muss ich mir erst verdienen. Da müssen einige Faktoren zusammenpassen.

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