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ÖSV wieder Nummer 1? "Müssen es nicht machen wie die Schweizer"

Mario Stecher und Christian Mitter wollen den ÖSV wieder zur Ski-Nation Nummer eins machen. Dafür braucht es Spitzensportler und keine Skilehrer. Der Plan zur Rückeroberung:

ÖSV wieder Nummer 1? "Müssen es nicht machen wie die Schweizer" Foto: © GEPA

Wirtschaftlich schwimmt der ÖSV nach der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm weiter auf der (Erfolgs-)Welle. Rund um den Auftakt der neuen Ski-Weltcup-Saison in Sölden (Samstag, ab 10 Uhr im LIVE-Ticker) wird beinahe täglich ein neuer, lukrativer Partner präsentiert.

Auch sportlich soll an Österreich in Zukunft wieder kein Weg vorbeiführen. ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher möchte Rot-Weiß-Rot langfristig wieder zur Alpin-Nation Nummer eins machen.

"Wir wollen wieder Trendsetter werden im alpinen Skisport. Im Skispringen haben wir das über Jahre hinweg erreicht. Das ist schon so ein bisschen meine Vision, dass man dort auch hinkommt", sagt er am Freitag in Sölden.

"Wir wollen die Skination Nummer eins sein"

Damit Stechers Vision Realität wird, wurde bzw. wird an einigen Stellschrauben gedreht, sowohl personell als auch strukturell.

Mit Christian Mitter konnte einer der erfolgreichsten Trainer der vergangenen Jahre als Alpin-Chef gewonnen werden.

Auch seine Mission ist klar: "Wir wollen bei Frauen und Männern die Skination Nummer eins sein."

Diesen Rang hat uns die Schweiz in den vergangenen Jahren abgelaufen. Die Zeiten, in denen Athlet:innen aus Österreich Siege und Kristallkugeln zuhauf abräumten, sind selten geworden. Die bis dato letzten Gesamtweltcup-Sieger heißen Anna Veith (2015) und Marcel Hirscher (2019).

In der vergangenen Saison fuhren die ÖSV-Athlet:innen im Weltcup nur fünf Siege ein, so wenige wie seit 1986/87 (zwei) nicht mehr. 23 Podestplätze bedeuteten ein 40-Jahre-Tief.

Mit dieser Ausgangslage wieder die Ski-Nation Nummer eins zu werden, wird nicht von heute auf morgen möglich sein, das wissen auch Stecher und Mitter.

"Wir müssen uns auf unsere Stärken verlassen und die sind unglaublich! Wir haben so viele Möglichkeiten. Wir müssen nicht machen, was die Schweizer oder Norweger tun, sondern wir müssen unseren Weg wieder gehen und darauf vertrauen", appelliert Stecher.

© GEPA
Christian Mitter und Mario Stecher wollen Österreich wieder zur Ski-Nation Nr. 1 machen

Der ÖSV-Sportdirektor gibt diesen Weg gemeinsam mit Mitter vor. Das beginnt bei den Jüngsten und zieht sich bis in die Weltcup-Teams.

Der Nachwuchs soll durch ein technisches Leitbild, das in Vereinen, Schwerpunktschulen und Landesverbänden implementiert wird, und mehr Schnee-Trainingstage besser ausgebildet werden.

"Andere Nationen kommen in der Saisonvorbereitung auf 70 Schneetage, bei uns sind es vielleicht 45 oder 50, teilweise 35. Das ist schon bedenklich. Man braucht sich nicht wundern, warum wir nicht ganz da sind, wo wir eigentlich sein wollen", zeigt Stecher auf.

"Wir wollen Spitzensportler haben und keine Skilehrer"

Was das technische Leitbild angeht, spricht der ÖSV-Sportdirektor von einem "Paradigmenwechsel". Unter anderem soll das in den vergangenen Jahren infrage gestellte Stangentraining bei den jungen Jahrgängen wieder forciert werden.

"Wir wollen den Jüngsten gewisse Anhaltspunkte geben, die stimmen müssen, sonst wirst du dich schwer tun Richtung Weltspitze. Wenn diese Parameter erfüllt sind, darf aber jeder seinen eigenen Stil entwickeln. Dann fährt halt vielleicht mal einer wie Kraut und Rüben und ist trotzdem schnell. Das darf man auf keinen Fall verhindern", sagt Stecher. "Wir wollen Spitzensportler haben und keine Skilehrer."

Wir müssen wieder weg von: Das ist ein super Skifahrer, hat aber drei Sekunden Rückstand.

Christian Mitter

Auch Mitter fordert ein Umdenken. "Was ist ein guter Skifahrer und was ist ein schneller Skifahrer? Wir müssen wieder weg von: Das ist ein super Skifahrer, hat aber drei Sekunden Rückstand."

Auf Profi-Ebene, im Europacup und Weltcup, wurde eine sogenannte "Selection Guideline" eingeführt, mithilfe dieser Leistungen auf verschiedenen Ebenen besser skalierbar werden.

"Ich möchte keinem Europacupläufer das Gefühl geben, er kann tun, was er will, er wird nie im Weltcup fahren. Ich möchte aber auch keine geschützte Werkstätte im Weltcup haben. Wir haben ja noch immer sehr viele Leute in den Top 30 in den meisten Disziplinen, wo wir den Weg raus vorzeichnen müssen, damit die Plätze frei werden", erklärt Mitter. "Mir ist wichtig, dass jeder Athlet eine Perspektive hat."

Mario Stecher und Christian Mitter haben zweifelsfrei eine Perspektive für die Zukunft der Ski-Nation Österreich. Ob sich ihre Visionen erfüllen, werden die kommenden Jahre zeigen.

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