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ÖSV-RTL-Frauen? "Habe gehört, dass sie nicht trainierbar sind"

Martin Sprenger soll Österreichs Riesentorläuferinnen wieder zum Erfolg coachen. Ein Himmelfahrtskommando? In einer Athletin sieht er jedenfalls das Potenzial für eine Seriensiegerin.

ÖSV-RTL-Frauen? "Habe gehört, dass sie nicht trainierbar sind" Foto: © GEPA

Quizfrage: Wann hat zuletzt eine Österreicherin einen Weltcup-Riesentorlauf gewonnen?

Es ist beinahe zehn Jahre her – im März 2016 stand Eva-Maria Brem in Jasna als bisher letzte ÖSV-Athletin im "Riesen" ganz oben auf dem Podest.

In keiner anderen Disziplin muss der ÖSV so lange auf einen Erfolg warten. Der Riesentorlauf ist und bleibt die Achillesferse der heimischen Ski-Frauen.

"Im Riesenslalom sind wir nach wie vor dünn aufgestellt", gibt sich Cheftrainer Roland Assinger vor dem Start der neuen Saison am Samstag in Sölden (ab 10 Uhr im LIVE-Ticker) keinen Illusionen hin.

Und doch ist im ÖSV-Riesentorlauf-Team so etwas wie eine Aufbruchstimmung zu verspüren.

Das liegt mitunter an Martin Sprenger. Der Tiroler ist seit dem Frühjahr neuer Riesentorlauf-Trainer. Er folgt auf Christian Perner, der nur eine Saison lang im Amt war.

Sprenger: "Ich habe sehr viel Negatives über die Gruppe gehört"

Für Sprenger ist es eine Rückkehr zum ÖSV. Er trainierte zehn Jahre lang Nici Hosp, dann folgte er Matthias Berthold zu den deutschen Ski-Frauen. Zurück in Österreich coachte Sprenger Hannes Reichelt, Matthias Mayer oder Raphael Haaser, ehe er in das Privatteam von Alexis Pinturault wechselte. Dem Franzosen sollte er zu seinem ersten Abfahrts-Sieg verhelfen, dieses Vorhaben wurde letztlich von zwei schweren Verletzungen durchkreuzt.

Nun stellt sich Sprenger der Aufgabe, Österreichs Riesentorläuferinnen zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Das ist aktuell zweifelsohne kein einfacher Job.

"Ich habe sehr viel Negatives über die Gruppe gehört. Dass sie nicht teamfähig sind, dass es Differenzen zwischen den Athletinnen gibt, dass sie nicht trainierbar sind. Es hat immer geheißen, es ist ein Himmelfahrtskommando", erzählt Sprenger.

Dem sei jedoch nicht so. "Ich habe mich wirklich genau informiert. Das sind alles sehr interessante Charaktere, es ist eine gute Mischung zwischen Jung und Alt. Die Gruppe hat ein Riesenpotenzial. Dieses Potenzial rauszuholen, war auch der Reiz an der Sache."

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Martin Sprenger ist neuer RTL-Trainer der ÖSV-Frauen

Die angesprochene Trainingsgruppe WC3 wurde nach dem vergangenen Winter umstrukturiert. Die erfahreneren Athletinnen wie Julia Scheib und Stephanie Brunner wurden mit jüngeren rund um Viktoria Bürgler oder Victoria Olivier – sie geben wie die erst 19-jährige Maja Waroschitz in Sölden ihr Debüt – zusammengespannt. Auch Nina Astner, die im vergangenen Winter die RTL-Gesamtwertung im Europacup gewann, und die derzeit rekonvaleszente Ricarda Haaser gehören der Gruppe an. Elisabeth Kappaurer beendete im Sommer ihre Karriere.

Laut Sprenger sei das technische Können für schnelle Schwünge "auf alle Fälle" da.

"Sie kann eine Seriensiegerin werden"

Dem Trainer zufolge gäbe es nicht viele Athletinnen, die schneller fahren als Julia Scheib, Österreichs Nummer eins im Riesentorlauf. "Wenn sie ihr Können über 40 Schwünge zeigt und nicht nur über 20 wie jetzt und dann einen Fehler macht, kann sie auch eine Seriensiegerin werden", ist sich Sprenger sicher.

Die zweite ÖSV-Athletin, der er Potenzial für die Top fünf bescheinigt, ist Stephanie Brunner. "Das ist eine Ausnahmekönnerin", sagt der Coach über die Tirolerin, die in ihrer Karriere durch drei Kreuzbandrisse immer wieder zurückgeworfen wurde. "Was da passiert ist in den letzten Jahren, dass sie das Vertrauen verloren hat, ist schwer zu beurteilen. Aber sie hat heuer im Sommertraining Mega-Leistungen gezeigt."

In die Top fünf fuhr die 31-jährige Tirolerin seit 2018 aber nur einmal, auch Katharina Liensberger ist dies seit 2022 in Killington nicht mehr gelungen. Beide starten mit höheren Startnummern in den Olympia-Winter.

Die mit Privattrainer arbeitende Franziska Gritsch bekommt bis Weihnachten eine neue Chance, sich zu beweisen.

"Bei denen, die schon lange im Fahrwasser mitschwimmen, muss natürlich der nächste Schritt passieren."

ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger fordert Leistung ein

Nina Astner hat sich im Europacup eine gute Nummer herausgefahren. "Wenn sie die nützt, kann es zwischen Platz 15 und 20 gehen", sagt Sprenger. Bei Viktoria Bürgler und Victoria Olivier wäre er schon mit einem Platz in den Top 30 zufrieden.

Außerdem in Sölden noch am Start: Lisa Hörhager und Maja Waroschitz. "Da wird es aufgrund der hohen Startnummer schon sehr schwierig, sich fürs Finale zu qualifizieren."

Assinger fordert Leistung ein: "Da kann ich im Training Weltmeister sein..."

"Es sind Namen da, es sind Europacupsiegerinnen da, aber Weltcup ist eine andere Liga", sagt Cheftrainer Assinger über das Riesentorlauf-Team und fordert für diesen Winter sogleich Leistung ein. "Bei denen, die schon lange im Fahrwasser mitschwimmen, muss natürlich der nächste Schritt passieren."

"Letztendlich geht es immer darum, was ich im Rennen bringe. Da kann ich im Training Weltmeister sein und im Rennen kriege ich es dann nicht auf die Reihe", will der Cheftrainer auch Ergebnisse sehen.

Damit das gelingt, haben sich laut Assinger einige Athletinnen auf Anraten der Coaches mentale Unterstützung gesucht. Auch an der körperlichen Fitness wurde gearbeitet. "Durch das immer aggressiver werdende Material wird das Körperliche immer wichtiger. Die Fliehkräfte werden immer mehr, da muss man dagegenhalten. Da haben wir sicher auch einen Schritt gemacht", meint Assinger.

Für den Kärntner, der in seine dritte Saison als Frauen-Cheftrainer geht, ist jedenfalls ein Fortschritt erkennbar.

"Ich kenne die meisten Athletinnen ja aus dem Europacup. Wenn ich es mit vor drei Jahren vergleiche, sieht man eine klare Niveau-Steigerung."

Nun gilt es, das auch im Rennen unter Beweis zu stellen.

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