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Nina Ortlieb: Kein Vergleich zum Papa

Irre Verletzungen, Vergleiche mit dem Vater und Vorbild Bode Miller. So tickt Nina Ortlieb:

Nina Ortlieb: Kein Vergleich zum Papa Foto: © GEPA

Der Name Ortlieb ist im Skisport ein großer.

Patrick Ortlieb gehörte in den 90er-Jahren zu den besten Abfahrern, krönte sich zum Weltmeister und Olympiasieger.

Nun schickt sich seine Tochter Nina Ortlieb an, in ähnliche Sphären vorzustoßen. Die 23-Jährige ist wie ihr Vater auf den langen Latten zuhause und absolviert aktuell die beste Weltcup-Saison ihrer Karriere.

Mit Rang vier bei der Abfahrt in Lake Louise schrammte Ortlieb nur knapp an ihrem ersten Podestplatz vorbei, auch im Super-G gelang ihr mit Rang sechs in St. Moritz ein Spitzenplatz. Als Sechste im Abfahrtsweltcup ist die Vorarlbergerin aktuell sogar zweitbeste Österreicherin hinter Nicole Schmidhofer (2.).

„Wir haben im Sommer sehr gut gearbeitet, konditionell und auch auf den Skiern. Ich bin körperlich stärker geworden und dadurch stabiler auf den Skiern. Das sieht man dann in den Ergebnissen“, erklärt Ortlieb im Gespräch mit LAOLA1.

Ortliebs irre Verletzungs-Liste

Dass die Europacup-Gesamtsiegerin von 2018 ihr Potenzial zurzeit so richtig ausschöpfen kann liegt auch daran, dass sie seit Längerem von Rückschlägen verschont geblieben ist. Eine Seltenheit, blickt man auf die lange Liste der Verletzungen der 23-Jährigen.

Ortliebs schwerste Verletzung war ein Patellasehnenriss, dazu kam ein Kreuzband-, Innenband- und Meniskus-Riss. Insgesamt wurde ihr Knie schon vier Mal operiert. Das war aber bei Weitem noch nicht alles: Ein Oberarm-Trümmerbruch, Schambeinbruch, ein Bruch im Becken, zwei Sprunggelenks-Verletzungen, drei Brüche des Mittelhandknochens, eine Schulterluxation samt Knochentransplantation, eine Rippenfraktur sowie einige Brüche der Nase komplettieren Ortliebs Krankenakte.

Foto: © GEPA

„Natürlich ist es nicht leicht, wenn man so viele Verletzungen hat, aber das ist sicher auch ein Punkt, warum ich heuer deutlich bessere Leistungen bringe“, sagt die Vorarlbergerin. Nach einer mehr oder weniger verletzungsfreien Saison 2018/19 verlief auch die Vorbereitung auf diesen Winter gut. Ortlieb konnte auf ihren Leistungen des Vorjahres aufbauen und ihr Niveau steigern, das Zurückkämpfen nach einer Verletzung, wie sie es schon so oft erlebt hat, blieb ihr erspart.

Den Gedanken, die Ski in die Ecke zu stellen, hat es trotz der vielen Verletzungen nie gegeben. „Ich bin froh, dass es den Moment noch nie gegeben hat. Ich hatte zum Glück Verletzungen, die es zulassen, den Sport weiter zu betreiben. Ich fahre mit Leidenschaft gerne Ski und wie das Wort Leidenschaft sagt, ist nicht immer nur alles schön sondern es gibt auch schwere Zeiten. Da muss man durch.“

Ortlieb: "Der Vergleich mit Papa kann mühsam werden"

Die Leidenschaft zum Skisport ist es, die Ortlieb nach den Verletzungen immer wieder aufstehen ließ und sie antreibt. Diese Leidenschaft entfachte bei der Vorarlbergerin schon früh. Ihre Familie betreibt in Oberlech am Arlberg ein Hotel direkt an der Piste, mit elf Jahren ging Ortlieb ins Internat, um die Ski-Karriere in Angriff zu nehmen.

Ihre beiden Geschwister wollten nie Rennen fahren, erzählt die Junioren-Weltmeisterin im RTL (2015) und Super-G (2016), die damit als einziger Ortlieb-Sprössling in die Fußstapfen von Vater Patrick trat.  

Die Erfolge ihres Papas begleiten Ortlieb schon ihre ganze Karriere. Einerseits sei sie oft nur "die Tochter vom Patrick", andererseits bringe der Name Ortlieb auch Vorteile mit sich, etwa in Hinblick auf Sponsoren.

"Der Vergleich mit meinem Papa ist natürlich immer da und kann mit der Zeit auch mühsam werden, aber es gibt Schlimmeres. Ich sehe es eher positiv. Mein Ziel ist es, dass ich mir selber einen Namen mache."

„Der Vergleich mit meinem Papa ist natürlich immer da und kann mit der Zeit auch mühsam werden, aber es gibt Schlimmeres. Ich sehe es eher positiv. Mein Ziel ist es, dass ich mir selber einen Namen mache und dass es dann vielleicht mal andersrum heißt“, lacht Nina Ortlieb.

Die 23-Jährige ist froh über die Unterstützung ihres Vaters, der immer wieder mit Rat und Tat zur Seite steht, sich aber nicht zu sehr einmischt, wie sie versichert. „Durch unser Hotel zuhause ist mein Vater im Winter beruflich sehr eingespannt. Da sagt er manchmal, dass ich mir eigentlich die falsche Sportart ausgesucht habe, weil er im Winter kaum Zeit hat“, erzählt Ortlieb.

Ortliebs Vorbild: Bode Miller

Wer jetzt vielleicht denkt, ihr Vater, der Olympiasieger, wäre ihr Vorbild, irrt sich. „Seitdem ich ein Kind bin, bin ich Fan von Bode Miller, er hat mich schon immer fasziniert“, verrät Ortlieb. „Seine Art, wie er Ski gefahren ist und immer wieder aufs Neue 100 Prozent gegeben hat, war beeindruckend. Er hat immer versucht, das Beste rauszuholen und auch wenn er mal in einer brenzligen Situation war, ist er immer gelassen geblieben. Ich bin heute noch Fan.“

Eine Eigenschaft, die Ortlieb mit ihrem Vorbild Miller verbindet, sei das gute Gespür für die Linie. „Ich habe auch ein gutes Gefühl für den Schnee und verstehe es normal gut, den Schwung vom Steilen ins Flache mitzunehmen. Das sind sicher meine Stärken“, sagt Ortlieb.

Kann sie diese Stärken ausspielen und bleibt sie verletzungsfrei, könnte auch der Name Nina Ortlieb ein großer werden.

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