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Greiderer: "Bevor alles für die Fische war"

Bronze beim Olympia-Debüt! Greiderer schlägt im besten Kombinierer-Alter zu:

Greiderer: Foto: © GEPA

Ihn hat kaum einer auf der Rechnung gehabt, doch Lukas Greiderer erwischte am Mittwoch bei seinem Olympia-Debüt einen absoluten Glanztag.

3G war gefragt: Geiger, Graabak, Greiderer, der finale Kampf um Gold, Silber und Bronze war nichts für schwache Nerven.

Mit Bronze im Normalschanzen-Bewerb überraschte der Tiroler aus Absam manchen Experten, denn abgesehen von drei Top-Sechs-Rängen zum Saisonbeginn in Ruka fehlte es ihm in dieser Saison an einstelligen Weltcup-Ergebnissen. Und der 28-Jährige verwies auf der Zielgeraden ausgerechnet Johannes Lamparter auf Rang vier, Österreichs eigentlichen Favoriten und Trainingspartner.

Gemeinsam ziehen die beiden Tiroler gerne ihre Trainingsrunden unter anderem auf den Seefelder Loipen, zusammen sind sie im vergangenen März in Oberstdorf Weltmeister im Team-Sprint geworden. Einen im Herbst erlittenen Rippenbruch schien Greiderer in Ruka eben noch gut wegzustecken, nach einer Verkühlung ging aber lange nichts mehr.

Den Heim-Weltcup kurz vor Weihnachten musste er auslassen, bis kurz vor den Spielen blieb er auf der Suche nach der Sprungform.

Als Spätstarter zum Olympia-Traum

Nun hat er nicht nur die gefunden, sondern auch Olympia-Bronze: "Das bedeutet mir alles. Mein erster Start bei Olympia und dann gleich Edelmetall bedeutet mir unglaublich viel." Und auch wenn er sich sonst recht locker gibt, so ein Erfolg wirkt auch bei ihm.

"Kurz sind mir die Tränen in der Kabine gekommen", gab der Athlet des HSV Absam-Bergisel zu. "Jetzt war noch zu viel Stress, dass die Emotionen kommen, aber ich glaube, die kommen schon noch."

Greiderer im Kampf um die Medaillen
Foto: © GEPA

Greiderer scheint ein Spätstarter zu sein, denn erst im vergangenen Jahr gab der heute 28-Jährige sein Debüt bei Großereignissen. Der Absamer sieht sich da eher im Trend als sich als eine Ausnahme. Skispringer Daniel Huber etwa habe schließlich auch erst mit 29 Jahren seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. "Offenbar werden alle ein bisschen älter. Es kann nie zu spät sein. Bei uns in Österreich ist der Konkurrenzkampf im Team ziemlich hoch, da muss alles passen."

(Text wird darunter fortgesetzt.)

ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen argumentiert ähnlich und sieht Greiderer aktuell im besten Kombinierer-Alter. "Dass ein Junger wie der Johannes (Lamparter, Anm.) schon so gut ist, das ist ganz selten. Man muss schon einige Jahre arbeiten und im Läuferischen etwas tun", meinte der Coach. "Und Lukas hat sicherlich ein bisschen gebraucht. Aber jetzt ist er Weltmeister und Bronzemedaillengewinner bei Olympischen Spielen."

Greiderers Schlüssel zum Erfolg

Der WM-Dritte mit dem Team macht es aber auch mit seiner Coolness. Selbst die sehr strengen Corona-Maßnahmen bei den Spielen hatten ihn vor der Abreise nicht sonderlich beschäftigt. "Ich habe aufgehört, mir einen Kopf zu machen. Mir machen die ganzen Umstände weniger aus", ließ er im Gespräch mit der APA wissen. "Sonst wären wir auch nicht so viel Sightseeing in Peking gegangen. Ich freue mich eigentlich richtig drauf und bin voll motiviert."

Mit dieser Einstellung tastete er sich auf dem Olympia-Bakken sukzessive heran, sein bester Sprung gelang Greiderer genau dann, als es darauf ankam. Mit einer sehenswerten Laufleistung hielt er sich in den Medaillenrängen. "Er hat auf der Schanze sein Potenzial voll und ganz ausgeschöpft, auf der Loipe alles richtig gemacht", lobte Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV. "Im entscheidenden Moment hatte er noch das Stehvermögen, um die letzten 300 m ins Ziel zu kommen."

Franz-Josef Rehrl und ein emotionaler Lukas Greiderer (r.)
Foto: © GEPA

Eugen wusste, dass Greiderer das Zeug dazu hat. "Alle haben vielleicht vom Johannes (Lamparter, Anm.) oder vom FJ (Franz Josef Rehrl) geredet, aber Luki hat gestern im Training schon einen sehr guten Sprung gemacht. Da hat er gemerkt, es geht was, und das hat er heute gut ausgenutzt." Der Saisonverlauf habe zwar nicht erwarten lassen, dass es sich für Greiderer mit Bronze ausgehe, sagte Eugen, aber solche Geschichten schreibe Olympia.

"Habe eine halbe Minute Schwarz gesehen"

Greiderers Geschichte vom Rennfinish hörte sich so an: "Es war ein so ein scheiß-hartes Rennen, tut mir leid, das so zu sagen. Auf den letzten 500 m war es eine Schrecksekunde, als auf einmal der Graabak und der Geiger da daherschießen. Das hat mir auch niemand gesagt. Bevor ich da jetzt Vierter werde und das alles für die Fisch war, haue ich jetzt da rein. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so verausgabt. Im Ziel habe ich erst einmal eine halbe Minute Schwarz gesehen."

Vielleicht verdankt Greiderer die Medaille ja auch seiner Glücksbringer-Goldkette. Er jedenfalls schwört darauf. "Ich habe sie schon seit über 20 Jahren. Die muss ich beim Wettkampf immer oben haben. Ich habe es schon einmal vergessen heuer auch, das spielt dann immer in den Hinterkopf rein." Ganz bestimmt wird er seinen Talisman auch am nächsten Dienstag dabei haben, wenn es im Großschanzen-Einzel um die nächste Chance auf eine Olympia-Medaille gibt.

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