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Skispringer zittern vor der Materialkontrolle

Die aktuelle Weltcupsaison hat eine Anhäufung an Disqualifikationen gebracht:

Skispringer zittern vor der Materialkontrolle Foto: © GEPA

Die Erfolge vorab sind da, die Vorbereitung passt und auch die Form. Und doch haben auch die Großen der Skisprung-Zunft bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf erst ihre Podestränge sicher, wenn sie durch die Materialkontrolle sind.

Die aktuelle Weltcupsaison hat eine Anhäufung an Disqualifikationen gebracht, da die Kontrolleure des Öfteren an den Sprunganzügen etwas auszusetzen hatten. Am vergangenen Freitag erst hat es auch Markus Eisenbichler und Halvor Egner Granerud erwischt.

Dabei handelt es sich um den Zweiten und Ersten im Gesamtweltcup, Granerud hat nur dadurch nicht schon die große Kristallkugel fix. Der Salzburger Daniel Huber war sechs Tage davor in Zakopane aus dem Bewerb genommen worden. Auch Rekord-Weltcupsiegerin Sara Takanashi stolperte über einen nicht regelkonformen Anzug, nämlich im ersten der drei Hinzenbach-Bewerbe. Tags darauf wurde nach dem ersten Durchgang aus dem gleichen Grund Marita Kramer disqualifiziert.

Die Anzugfläche darf nicht zu groß sein, um dem Körper nicht mehr Tragfläche zu geben und größere Weiten zu ermöglichen. Dabei reizt so mancher meist bewusst die Grenzen des Erlaubten aus - manchmal eben über die Grenze.

ÖSV-Frauen-Chefcoach Harald Rodlauer begrüßt die strengen Kontrollen. "Ich sehe das sehr positiv, das gehört dazu. Es muss alles im Rahmen sein. Im Spitzensport bewegst du dich immer auf einem Grat, wo etwas passieren kann. Das tut eh jeder."

"Der Anzug hat schon mehr Nach- als Vorteile"

Bei Kramer war die Disqualifikation nachträglich gesehen besonders bitter, da sie vergangene Woche in Rasnov wegen unklarer Corona-Testlage zwei weitere "Nuller" geschrieben hat und so wohl aus dem Rennen um den Gesamtweltcup ist. Bei der Salzburgerin ist das Anzug-Thema ein besonderes, da sie ganz unüblich seit Oktober mit ein und demselben Anzug springt. "Für sie persönlich ist das der beste Anzug, mit dem sie sich wohlfühlt. Das müssen wir akzeptieren", stellt Rodlauer fest.

Das Problem freilich sei, dass das Material mit der Zeit Verschleißteile habe. "Der Anzug hat schon mehr Nach- als Vorteile", sagt der 54-Jährige. "Das Problem ist, wenn der Anzug einen Zentimeter zu weit ist, bist du weg." Der Steirer erläutert der APA, wie schnell das gehen kann. So sei Kramer am 31. Jänner bei ihrem zweiten Sieg in Titisee-Neustadt von der Kontrollstelle auf einen Anzugmangel aufmerksam gemacht worden, das Nachbessern brachte aber nur kurzfristig etwas.

Denn trotz Einnähens des Anzugs vor dem Hinzenbach-Triple folgte insgesamt sieben absolvierte Trainings- und Bewerbssprünge später in Oberösterreich die Disqualifikation. Rodlauer: "Dann hat sich das Material wieder verändert. Das hast du dann nicht immer im Griff. Wir müssen aber schauen, dass wir das gut im Griff haben." Alle anderen Österreicherinnen wie Daniela Iraschko-Stolz haben das Verschleiß-Problem nicht, sie wechseln regelmäßig auf neue Anzüge.

Kramer selbst hat freilich auch für ihre WM-Sprünge nicht vor, in ein anderes Kleidungsstück zu schlüpfen: "Das Gefühl passt mit dem Anzug sehr gut", begründet die 19-Jährige am Montag in Oberstdorf ihre Entscheidung. "Bei jedem Sprung habe ich ein sehr gutes Vertrauen. Ich weiß, das fliegt. Da brauche ich gar nicht daran denken. Da kann ich das abrufen, was ich mir in den Kopf setze. Das passt sehr gut."

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