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Entthronter Kraft: "Tut nicht weh"

Skisprung-Coach Felder nach Rang sechs bei der WM: "Er war nicht frei"

Entthronter Kraft: Foto: © GEPA

Entsprechend den jüngsten vier Weltcupbewerben und den Trainingsleistungen ist Stefan Kraft auch im Großschanzen-Bewerb der Heim-WM auf dem Bergisel nicht auf das Siegespodest gekommen.

Der Titelverteidiger musste sich am Samstag in Innsbruck mit Rang sechs begnügen.

Kraft war wie schon zuletzt in Lahti und Willingen nicht mehr in der Topverfassung von vor einigen Wochen, als er drei Siege in Serie gefeiert hatte. In Innsbruck, wo er bei der Tournee noch Zweiter geworden war, zählte er bei der WM wie schon im Training, in der Qualifikation und auch im Probedurchgang nicht zu den Allerbesten.

Dennoch war der Salzburger nicht niedergeschlagen. "Ich bin mir sicher, dass ich die besten zwei Sprünge der ganzen Woche gemacht habe. Es hat super funktioniert, es waren zwei echt geile Sprünge, die anderen waren halt besser", meinte der 25-Jährige. Dass er als Weltmeister entthront worden sei und er ohne Medaille dastehe, könne er verschmerzen. "Es tut nicht weh, ich hab alles gegeben. Die anderen waren in sensationeller Form und haben es sich verdient."

"Ich kann mir nichts vorwerfen"

Im Vergleich zu seinem zweiten Platz beim Tournee-Springen habe er momentan eigentlich mehr Selbstvertrauen, die Konkurrenz sei eben einfach besser. "Es fühlt sich alles gut an, aber das Niveau ist sehr hoch, es geht eben nicht immer."

Die Meinung von ÖSV-Cheftrainer Andreas Felder, dass er zu aggressiv gesprungen sei, teilte er nur bedingt. "Er wird recht haben, aber ich kann mir nichts vorwerfen. Ich habe mich sehr, sehr gut gefühlt", meinte Kraft. Felder sah Kraft "um einiges zu aggressiv, speziell im ersten Sprung." Kraft sei mit dem Bergisel bisher nicht ideal zurechtgekommen. "Er hat da ein bisschen Probleme gehabt, weil er immer zu scharf dran war, auch heute ein bisschen. Da wird es halt der sechste Platz."

Felder attestierte Kraft zwar eine starke Leistung, die nötige Lockerheit fehle jedoch. "Er ist trotzdem gut gesprungen, aber er war ein bisschen verkrampft. Man hat gesehen, er ist unter Strom, so richtig frei war er nicht. Er wollte es unbedingt mit aller Gewalt", sagte der Tiroler. Wenn Kraft das ablegen könne, sei er jederzeit wieder für die Top 3 gut.

"Gut, aber nicht sehr gut"

Das kompakte Mannschaftsabschneiden stellte Felder aber einigermaßen zufrieden. "Wir sind gut gesprungen, aber nicht sehr gut." Für die erhoffte Medaille im Teamspringen am Sonntag werde man eine Topleistung von allen brauchen. "Ich hoffe, dass wir vielleicht noch ein bisschen zulegen können. Es wird eine schwierige Aufgabe, aber wir haben auf jeden Fall Chancen. Man darf sich aber keinen schlechten Sprung erlauben, da ist man sofort weg, bei der aktuellen Dichte." Favorit seien die Deutschen um Weltmeister Markus Eisenbichler. "Aber ich würde die Polen und Norweger auch nicht unterschätzen."

Sein Team gehöre nach guten Saisonergebnissen aber auch zum Favoritenkreis. "Wir sind immer brav dabei gewesen, wenn sie ihre normale Leistung bringen, sollte eine Medaille schon möglich sein." Von einem Medaillen-Muss könne man aber nicht sprechen. "Müssen tun wir sterben. Sie müssen gut springen, das ist das, was sie müssen, dann machen wir eine. Ganz einfach."

Kraft verwies hinsichtlich des heiß ersehnten Nationenbewerbs ("Etwas Besseres kann dir nicht passieren") auf die gute Teamleistung. "Das gibt sicher Motivation für Sonntag, aber man muss sicher erst acht Sprünge hinunterkriegen. Wir sind voll dabei, wenn jeder seine Sprünge macht", sagte der Doppelweltmeister von 2017. Man werde aber auch das nötige Glück brauchen.

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